N24 - Gefahr von Handys: Uli, der trickreiche Umetikettierer (Medien)
Wenn man sich am 22. Dezember 2011 auf die Website von Uli Weiner begab, und dort bis ganz nach unten scrollte, tauchte ein Video auf, überschrieben mit:
N24: Gefahr von Handys
Eingestellt wurde das Video am 7. November 2011 von "Uli". Deshalb steht es auch in der Rubrik "Aktuelles".
Der gut 28 Minuten lange Film, der sich dort mit einem Klick starten lässt, zeigt eine Diskussion mit Sylvia Kotting-Uhl, umweltpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, dem Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König und Dr. med. Hans-Christoph Scheiner, Umweltmediziner. Moderatorin ist Bärbel Schäfer.
Doch da stimmt etwas nicht.
Auch wenn sorgsam darauf geachtet wurde, keinerlei Angaben zu machen wann diese Diskussionsrunde stattfand, wird am Gesprächsinhalt selbst schnell deutlich: Diese Diskussion kann niemals aktuell sein.
Nach kurzer Suche im www stellte sich heraus: Das Video ist nicht etwa vom November 2011, sondern vom Februar 2007, also beinahe fünf Jahre alt! Ist es der momentane Schneemangel, dass der Schnee vergangener Jahre eine Renaissance erlebt?
Der Trick, dessen sich "Uli" bedient, ist in Kreisen überzeugter Mobilfunkgegner ziemlich häufig zu beobachten: Um einen scheinbar nicht enden wollenden Strom von Alarmmeldungen zu verbreiten, haben einige Akteure keinerlei Hemmungen, Steinaltes als Frischware auszugeben und umetikettiert mit aktuellem Datum neu in den Kreislauf einzuspeisen. Aus meiner Sicht kein besonders schlimmes Vergehen, aber auch nicht sympathisch, denn es lässt Rückschlüsse auf einen fragwürdigen Umgang mit der Wahrheit und den Füllstand des Munitionsdepots zu.
So ist aus meiner Sicht der Folgeschaden größer: Denn die Schwindeleien von "Uli" passen so gar nicht zu jemanden, der händeringend darauf angewiesen ist, dass ihm seine Geschichten von der schlimmen "Elektrosensibilität" bedingungslos geglaubt werden.
Warum "Uli" das alte Video überhaupt noch einmal ausgegraben und als Frischware auf seine Seite eingepflegt hat ist mir ein Rätsel. Sein zerknirscht dreinblickender Freund und Alarmkritiker Dr. med. Scheiner kommt darin nämlich alles andere als gut weg. Bewunderswert ist für mich eher, dass er es noch Anfang 2007 irgendwie geschafft hat, überhaupt in diese Sendung zu kommen. Möglicherweise ist jedoch allein schon die Präsenz auf einem TV-Schirm das Ziel der Träume. Denn der Mediziner betreibt eine Praxis und weil sein Name in Einblendungen gut zu lesen ist, findet vielleicht die eine oder andere (elektrosensible) Dame an dem smarten TV-Doktor so viel Gefallen, dass sie einen Termin vereinbart. Diese Spekulation geht davon aus, dass es egal ist, welche Figur Scheiner in dem Video abgibt, Hauptsache er wird als TV-Doktor wahrgenommen. Dann ist es kein Problem, wenn "Uli" dem Publikum das Video spätestens 2015 abermals als Frischware auftischt - um seinem Freund das Wartezimmer zu füllen.
[Admin: editiert am 23.12.11, 12:01]
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –