Schlimmer als befürchtet ... (Forschung)

Alexander Lerchl @, Samstag, 26.02.2011, 17:45 (vor 4959 Tagen) @ Alexander Lerchl

Das Gehirn reagiert laut einer neuen Studie auf die Strahlung von Handys sensibel: Es erhöht den Glukose-Stoffwechsel in Hirnbereichen nahe der Schläfen. Welche Auswirkung das hat, ist jedoch unklar.

In zwei Versuchen trugen die Probanden an beiden Ohren Mobiltelefone, ohne deren Betriebszustand zu kennen. Einmal blieben beide Geräte abgeschaltet. Im anderen Durchgang dagegen empfing das rechte Handy 50 Minuten lang einen Anruf, war dabei aber auf stumm gestellt.

Jetzt ist nur die Frage, was mit "abgeschaltet" gemeint ist. Wenn das der Flugmodus wäre (Gerät an, aber keine HF-Exposition), ok. Wenn nicht, also wenn das Handy tatsächlich "aus" war, sind beide Situationen - bis auf HF - nicht gleich, da das Handy im Flugmodus wärmer ist als im abgeschalteten Zustand. Ich besorge mir mal den Artikel und melde mich wieder.

Ok, jetzt habe ich den Artikel, und es ist schlimmer, als ich befürchtet hatte.

Mein Verdacht, dass die Scheinexposition nicht arte legis durchgeführt wurde, stimmt. Die "on condition" war, dass das rechts am Kopf befindliche Handy ein-, das andere auf der linken Seite ausgeschaltet war. Das eingeschaltete Handy war im "mute" Modus, die Probanden konnten also nichts hören. Die "off condition" war, dass beide Handys ausgeschaltet waren. Besser wäre es gewesen, das rechte Handy eingeschaltet, aber im Flugmodus laufen zu lassen. Damit wäre die Erwärmung, die ja auch zum Ergebnis beigetragen haben könnte, als Störfaktor die gleiche gewesen.

Die "Dosimetrie" entspricht leider auch nicht minimalen Standards. Es ist erstens überhaupt nicht klar, mit welcher Leistung das eingeschaltete Handy gesendet hat. Es wurde lediglich kontrolliert, ob es ein Signal bei 837.8 MHz aussendet. Ob eine Leistungsregelung aktiv war, wurde nicht mitgeteilt. In einer Abbildung wird die relative Feldstärke farbig im Gehirn dargestellt. Welche absoluten Werte auftraten, wurde nicht mitgeteilt. Es ist also zweitens nicht klar, welche SAR-Werte im Gehirn der Probanden auftraten.

Die Publikation ist allerdings als "Preliminary Communication" (vorläufige Mitteilung) erschienen. Man darf daher hoffen, dass in der endgültigen Studie die genannten Fehler vermieden werden.

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Tags:
Exposition, Dosimetrie, Feldstärke, Probanden


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