REFLEX - schlechter Witz (Forschung)

Alexander Lerchl @, Montag, 22.03.2010, 10:01 (vor 5214 Tagen)

Am Wochenende ist die ausführliche Begründung, warum die Daten in der Arbeit von Diem et al. (2005, Mutation Research) zu genotoxischen Wirkungen von elektromagnetischen Feldern des Mobilfunks nicht realen biologischen Experimenten entstammen können, gedruckt worden (Lerchl und Wilhelm, Mutation Reseach 697: 60-65, 2010). Wer einen Sonderdruck als pdf Datei haben möchte, kann mir eine Email schicken, ich sende dann umgehend die Datei. Da diese Arbeit nicht frei verfügbar ist, kann ich sie hier nicht einstellen.

Die Antwort von Rüdiger und Prof. A. ist auf den nächsten beiden Seiten im gleichen Heft erschienen (S. 66-67). Sie konnten unsere Argumente nicht enkräften, aber einen Punkt möchte ich doch zitieren:

"The small variation in the reported data is below the theoretical lower limit and also lower than those derived from simulations. [Das war einer unserer Kritikpunkte, AL].
Correct, but here Lerchl et al. do not consider that all slides had been scored visually. Although the precision of visual scoring is equal to or even better than that of computer-based scoring [6], an experienced investigator may recognize exposed samples under the microscope before numerical evaluation. It is clear, however, that this cannot produce a positive effect when there is none, but may result in a deviation of individual numbers from a statistically calculated and expected distribution. Although this first qualitative impression may in part overrule the blinding of the experiments, its presence on the other hand does not at all mean data fabrication but – just the opposite – represents convincing evidence that the effect itself is real."

Übersetzung von mir: "Die kleinen Variationen in den berichteten Daten sind unterhalb der theoretischen Schranken und auch geringer als solche, die durch Simulationen gewonnen wurden. Korrekt, aber Lerchl et al. berücksichtigen nicht, dass alle [mikroskopischen] Objektträger visuell ausgewertet wurden. Obwohl die visuelle Auswertung gleich gut oder besser ist als die mit Computerunterstützung, kann ein erfahrener Auswerter exponierte Proben vor der mikroskopischen Auswertung erkennen. Es ist zwar klar, dass dies keinen positiven Effekt produzieren kann, wenn keiner da ist, dies kann aber dazu führen, dass die Abweichung von statistisch kalkulierten und erwarteten Verteilungen abweicht. Obwohl dieser erste qualitative Eindruck zum Teil die Verblindung der Experimente aufhebt, ist er keinesfalls ein Beleg für Datenfälschung, sondern ist - ganz im Gegenteil - überzeugender Beweis dafür, dass der Effekt als solcher real ist."

So so, man sieht den Zellen (bzw. natürlich nicht den Zellen, sondern nur den Comets) also an, ob sie exponiert waren oder nicht. Interessant. Vor allem, weil dadurch auch die kleinsten Unterschiede (z.B. nach 4 Stunden Exposition oder bei geringen SAR-Werten) "offensichtlich" sind und sich daher eine genaue Zählung erübrigt (nur dadurch ist nämlich zu erklären, warum die Abweichungen kleiner sind als die theoretisch mindestens zu erwartenden Streuungen).

Was die beiden (Rüdiger und Prof. A.) dazu getrieben hat, so etwas zu schreiben, ist unklar. Vielleicht wollten sie die Leser (und die Herausgeber) nur für dumm verkaufen.

(P.S.: Es kann sein, dass ich so etwas in ähnlicher Form schon mal hier eingestellt habe; aber ich dachte, da unsere Arbeit und die Antwort von Rüdiger und Prof. A. jetzt erschienen sind, wäre es gut, noch einmal darauf hinzuweisen.)

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Tags:
Prof. A., Rüdiger, Diem, Mutation Research, Standardabweichung, Verblindung, Baan, Zellen, Fehlverhalten


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