Märchenstunde: Warn- und Entwarnungsstudien (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 13.05.2009, 23:02 (vor 5527 Tagen) @ H. Lamarr

... wie der Elektrosmog-Report in seiner jüngsten Ausgabe vom Mai 2009 berichtet.

Beim Lesen dieses Beitrags bin ich bei folgender Passage hängen geblieben:

Bei 900 MHz zeigte sich ein signifikanter Anstieg der Zellteilungsraten bei 41 und 120 V/m sowie dem modulierten Feld.

Solche Sätze sind das pure Lebenselixier für Alarmkritiker. Dass die Feldstärke abnorm hohe Werte bis zum 3-fachen des Grenzwerts hat und deshalb noch nicht einmal von Handys - von Sendemasten gar nicht zu reden - erreicht wird, spielt für Alarmisten keine Rolle. Hauptsache irgendein Effekt wird gefunden - und wenn der dann auch noch "signifikant" ist, schlägt Peters Herz schneller, Karl greift zum Riechsalz und Uwe zum Fernrohr.

Worauf ich hinaus will ist jedoch etwas ganz anderes: Studien wie diese Zwiebelstudie gehören seit vielen Jahren zum Repertoire des Elektrosmog-Reports, pro Ausgabe finden sich zwei, drei oder auch mal vier solche Studien "mit Befund" in dem Blättchen. Anscheinend ist die Redaktion des Elektrosmog-Reports der Meinung, die "kritische" Leserschaft über die neuesten Errungenschaften der "kritischen" Forschung ins Bild setzen zu müssen. Sie schwächt damit aber unbeabsichtigt auch die Behauptung von den "Entwarnungsstudien", die angeblich von der Mobilfunk-Industrie stapelweise produziert werden, nur um "Warnstudien" wie die von Prof. A., Rüdiger und Oberfeld zahlenmäßig zu erdrücken.

Ganz abgesehen davon, dass diese Behauptung lediglich auf einem Verdacht beruht, der in Einzelfällen vermutlich sogar zutreffend ist, läuft die Produktion von Studien mit positivem Befund (Finden irgendeines Effekts, dessen Bedeutung jedoch meist völlig unklar ist) offenkundig gut genug, dass der Elektrosmog-Report Monat für Monat ausgiebig darüber berichten kann. Oder anders gesagt: Wer nur diesen Report liest, gewinnt zwangsläufig den Eindruck, eine Warnstudie jage die andere und entwarnende Studien lägen weit abgeschlagen hinten. Da das Papier nur selektiv berichtet, ist dieser Eindruck jedoch ebenso falsch wie die Behauptung von der alles erdrückenden Anzahl der Entwarnungsstudien. Wer sich erdrücken lassen möchte, kann dies mühelos auch von Warnstudien erledigen lassen. Einigen Alarmkritikern merkt man diese schädliche Spielart der Akupressur sogar ziemlich deutlich an ;-).

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Elektrosmog-Report, Lebenselixier, Alarmkritiker, Alarmist


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