FMK kritisiert Aktion der Wiener Ärztekammer (Allgemein)

Doris @, Montag, 12.11.2007, 00:58 (vor 6173 Tagen)

Übernommen von: RDW Homepage

200-faches Tumor-Risiko"
"Konkrete Fakten liefert der Leiter des Institutes für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien Michael Kundi: Man habe etwa herausgefunden, dass intensive Funktelefon-Nutzung innerhalb von zehn Jahren das Risiko für Gehirntumore generell um 200 Prozent erhöht."
Derlei irreführende Darstellungen inklusive mit der Zwischenüberschrift bewiesenen mangelhaften Algebra-Kennnissen - aus 200 Prozent wird "200-fach" -sind das (gewünschte?) Ergebnis, wenn die Wiener Ärztekammer in einer Pressekonferenz die anwesenden Zeitungsredaktionen und mit ihnen die normalen Bürger von der Gefährlichkeit des Mobilfunks überzeugen möchte. In diesem Fall in der Wiener Zeitung vom 06.11.07
Mehr zu dieser Pressekonferenz findet man in einer zugehörigen Mitteilung der Wiener Ärztekammer vom 06.11., wozu sich nicht nur das Forum Mobilkommunikation (FMK) naturgemäss kritisch äußerte, sondern auch der Verlag "Die Presse" in einem Kommentar treffende Worte dazu fand.

Kommentar: Ich habe diesen Newsletter des FMK schon vor Tagen erhalten, allerdings ohne die Mitteilung der Wiener Ärztekammer, auf die sich die Kritik bezog, die ich nun heute auf RDWs Homepage gelesen habe.
Also ich kann an den Aussagen der Wiener Ärztekammer nichts Anrüchiges finden, ich finde diese Aussage sachlich und ziemlich unaufgeregt.

Eher habe ich den Eindruck, dass die Gegenseite auch die Methoden anwendet, die den Kritikern vorgeworfen wird. Die Aussagen, die ins Konzept passen, die werden herausgepickt.

So schreibt das FMK
Die Vermutung, dass Kinder stärker gesundheitsgefährdend sind wird von den wissenschaftlichen Expertengremien, wie beispielsweise der deutschen Strahlenschutzkommission (SSK) nicht bestätigt.

und bezieht diese Aussage auf dieses Gutachten der SSK
In diesem Bericht steht allerdings auch auf Seite 7

Die SSK hebt hervor, dass diese Stellungnahme nicht als Befürwortung einer verstärkten Mobilfunknutzung durch Kinder und Jugendliche ausgelegt oder als Werbeargument verwendet werden kann.
Die SSK betont, dass diese Stellungnahme auf dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft beruht. Sie wird die weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen auf den angesprochenen Gebieten kritisch verfolgen und begleiten.

FMK kritisiert Aktion der Wiener Ärztekammer

RDW, Montag, 12.11.2007, 08:04 (vor 6173 Tagen) @ Doris

Also ich kann an den Aussagen der Wiener Ärztekammer nichts Anrüchiges finden, ich finde diese Aussage sachlich und ziemlich unaufgeregt.

Gut, dann liefern Sie doch bitte genau diese in dem von mir kritisierten Beitrag der Wiener Zeitung erwähnten konkreten Fakten:
"Konkrete Fakten liefert der Leiter des Institutes für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien Michael Kundi: Man habe etwa herausgefunden, dass intensive Funktelefon-Nutzung innerhalb von zehn Jahren das Risiko für Gehirntumore generell um 200 Prozent erhöht."

Und zwar so, wie es da steht, also innerhalb von 10 Jahren, generell und um 200 Prozent, aus denen in der nächsten Überschrift sogar 200-fach wird. Und dann setzen Sie das bitte in Relation zu der jüngsten Bewertung der IARC, inklusive all deren darin genannten Einschränkungen.
Ob die Wiener Ärtzekammer wohl all ihre "generellen" Bewertungen aufgrund gerade mal ein paar Handvoll Erkrankungsfälle unter etlichen Millionen Menschen abgibt?

RDW

FMK kritisiert Aktion der Wiener Ärztekammer

Doris @, Dienstag, 13.11.2007, 01:02 (vor 6172 Tagen) @ RDW

Gut, dann liefern Sie doch bitte genau diese in dem von mir kritisierten Beitrag der Wiener Zeitung erwähnten konkreten Fakten: "Konkrete Fakten liefert der Leiter des Institutes für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien Michael Kundi: Man habe etwa herausgefunden, dass intensive Funktelefon-Nutzung innerhalb von zehn Jahren das Risiko für Gehirntumore generell um 200 Prozent erhöht."

Ich verstehe Ihren Einwand nicht. Ich kritisiere weder Ihre Kritik an dem Bericht in der "Wiener Zeitung" noch argumentiere ich mit der angeblichen 200 %igen Erhöhung der Gehirntumorrate aus der dann auch mal 200-fach wird.
Ich habe diesen Newsletter vor wenigen Tagen per Mail erhalten und war gespannt auf die Aktion der Wiener Ärztekammer, die das FMK kritisert. Mit Interesse las ich deshalb gestern auf Ihrer Homepage diese kritisierte AKtion und war und bin doch etwas überrascht.
Ich finde die Empfehlungen der Wiener Ärztekammer zum Umgang des Handys durch Kinder und Jugendliche nach wie vor sachlich und ziemlich unaufgeregt. Die Langzeitwirkungen sind nicht geklärt und bei Kindern und Jugendlichen sowieso nicht. Und was ist falsch daran, an die Vernunft der Netzbetreiber zu appellieren, gerade diese Zielgruppe nicht mit Billigtarifen zu hemmungslosem Telefonieren zu verführen. Hier wird weder ein Verbot eines Handys angeregt, sondern lediglich ein bewusster Umgang mit diesem. Diese Vorsorgetipps sprechen auch andere Institute aus.

Und zwar so, wie es da steht, also innerhalb von 10 Jahren, generell und um 200 Prozent, aus denen in der nächsten Überschrift sogar 200-fach wird. Und dann setzen Sie das bitte in Relation zu der jüngsten Bewertung der IARC, inklusive all deren darin genannten Einschränkungen.

Und ich kenne auch diesen Satz hier

This finding could either be causal or artifactual, related to differential recall between cases and controls

ich lese schließlich Ihre Beiträge

Ob die Wiener Ärtzekammer wohl all ihre "generellen" Bewertungen aufgrund gerade mal ein paar Handvoll Erkrankungsfälle unter etlichen Millionen Menschen abgibt?

Ob die Zukunft mehr als ein paar Handvoll Erkrankungsfälle bringen wird, das wissen weder Sie noch ich. Andere Institutionen sprechen auch Vorsorgetipps aus. Worauf stützt dann das BfS seine Vorsorgetipps zu Kinder und Handys, obwohl gerade dieses ja parallel dazu ständig erklärt, dass es unterhalb der Grenzwerte nach dem momentanen Stand der Wissenschaft keine gesundheitlichen Auswirkungen gibt. Das sind alles Vorsorgetipps, weil die Situation gerade bei Kindern und Jugendlichen nicht geklärt ist.
Und auch das was Dr. Leitgeb hier sagt, rechtfertigt m.E. ein Anhalten zum bewussten Umgang mit dem Handy durch Kinder und Jugendliche.

Leitgeb diskutierte in seiner Präsentation die Parameter, die nach seiner Aussage die Exposition von Kindern beeinflussen können: flexiblere Ohrmuscheln und dünnere Schädelknochen, altersabhängige Leitfähigkeitsparameter der verschiedenen Gewebe, Nutzungsgewohnheiten beim Telefonieren sowie die Eindringtiefe der elektromagnetischen Felder in den Körper.
Er kam zu dem Schluss, dass Langzeitfolgen für Kinder nach dem heutigen Stand des Wissens nicht ausgeschlossen werden können und dass Gesundheitsrisiken, falls sie nachgewiesen würden, für Kinder dann größer seien als für Erwachsene. Wenn für Erwachsene Maßnahmen zur Minimierung der Exposition ergriffen würden, sei dies für Kinder noch mehr gerechtfertigt.

Doris

Tags:
Nutzungsdauer

FMK kritisiert Aktion der Wiener Ärztekammer

RDW, Dienstag, 13.11.2007, 07:56 (vor 6172 Tagen) @ Doris

Ich verstehe Ihren Einwand nicht. Ich kritisiere weder Ihre Kritik an dem Bericht in der "Wiener Zeitung" noch argumentiere ich mit der angeblichen 200 %igen Erhöhung der Gehirntumorrate aus der dann auch mal 200-fach wird.

Gut, akzeptiert, dann sind wir uns zumindest darin nun einig.

Ich habe diesen Newsletter vor wenigen Tagen per Mail erhalten und war gespannt auf die Aktion der Wiener Ärztekammer, die das FMK kritisert. Mit Interesse las ich deshalb gestern auf Ihrer Homepage diese kritisierte AKtion und war und bin doch etwas überrascht. Ich finde die Empfehlungen der Wiener Ärztekammer zum Umgang des Handys durch Kinder und Jugendliche nach wie vor sachlich und ziemlich unaufgeregt. Die Langzeitwirkungen sind nicht geklärt und bei Kindern und Jugendlichen sowieso nicht. Und was ist falsch daran, an die Vernunft der Netzbetreiber zu appellieren, gerade diese Zielgruppe nicht mit Billigtarifen zu hemmungslosem Telefonieren zu verführen. Hier wird weder ein Verbot eines Handys angeregt, sondern lediglich ein bewusster Umgang mit diesem. Diese Vorsorgetipps sprechen auch andere Institute aus.

Sogenannte "Vorsorgeempfehlungen" zu geben ist wahrlich keine Kunst, das kann jeder und sich nachher auf die Schulter klopfen: "Was bin ich doch für ein verantwortungsvoller Mensch!", und wenn er irgendwann einmal eine Bestätigung bekommt, dann sagt er "Ich habe ja gewarnt!", und wenn nicht, dann eben: "Vorsorge ist immer besser!".
Toll, man hat immer Recht und wird dafür auch noch gelobt.

Kritikwürdig ist jedoch diese permanente Art der einseitigen Darstellung, entweder direkt oder indirekt, dass eben solche Meldungen wie in der Wiener Zeitung herauskommen. Wobei die von Ihnen als "unaufgeregt" bezeichnete Pressemitteilung der Ärztekammer ja nur einen kleinen Teil dessen abbildet, was in der Pressekonferenz geschah und was das FMK bemängelt. Deutlich wird das beispielsweise, wenn man einen Artikel im derStandard.at zu dieser Pressekonferenz liest:
"Kundi nennt auch ein Beispiel für derartige unterschiedliche Schlussfolgerungen: Für eine englische Untersuchung im Rahmen der Interphonestudie wurden 1000 Fälle von bösartigen Gehirntumoren untersucht. Die Autoren kamen zum Schluss, dass kein Zusammenhang mit Mobiltelefonbenutzung besteht. "Die durchschnittliche Nutzungsdauer war aber unter fünf Jahren - keine Exposition unter fünf Jahren kann Hirntumore erzeugen - nicht einmal Röntgenbestrahlung des Schädels", erklärt der Umweltmediziner das Ergebnis.
Sechs Prozent der untersuchten Personen hätten aber über einen Zeitraum von rund zehn Jahren Handys benutzt und das Risiko für Hirntumore in dieser Gruppe sei sehr wohl erhöht gewesen. Die Langzeitwirkung konnte laut Kundi also festgestellt werden. Zweitens sei das Risiko, dass ein schon bestehender Tumor an der Seite, an der telefoniert wird, beeinflusst wird, ebenfalls erhöht gewesen."

Es geht dabei um diese Studie, man kann sie auch im Internet komplett nachlesen und findet im Abstract folgende Passage:
"The overall odds ratio for regular phone use was 0.94 (95% confidence interval 0.78 to 1.13). There was no relation for risk of glioma and time since first use, lifetime years of use, and cumulative number of calls and hours of use. A significant excess risk for reported phone use ipsilateral to the tumour (1.24, 1.02 to 1.52) was paralleled by a significant reduction in risk (0.75, 0.61 to 0.93) for contralateral use."

Würden Sie also sagen, dass Kundi die Faktenlage treffend zusammengefasst hat? Zumindest hat er kein Wort darüber verloren, dass eine Erhöhung des Erkrankungsrisikos auf der Telefonierseite eine Reduktion auf der anderen Seite zur Folge hatte (was auf einen Erinnerungs-Bias schließen lässt).
Vielleicht hat er es ja auch gesagt, doch zumindest steht nichts davon in der Presse, immer nur das Negative, und davon meist noch das Maximum (etwa die 200 Prozent, von denen in der als konkretes Beispiel genannten englischen Studie nicht annähernd die Rede ist).
Wegen dieser durchgehend in einer Richtung gehenden Art der Berichterstattung zähle ich die Wiener Ärzteschaft zu jenen sozusagen "verantwortungsvollen Vorsorgern", die durch ihre Art der "Information" zu einem einseitigen, ins Negative verfärbten Kenntnisstand sowohl der Medien wie auch der Öffentlichkeit beitragen. Viele mögen das wegen des "vorsorgenden" gesundheitlichen Aspektes gut finden, doch eigentlich ist es Irreführung und hätte längst nicht die Akzeptanz, wenn es um dabei andere Dinge ginge.

RDW

FMK kritisiert Aktion der Wiener Ärztekammer

Doris @, Donnerstag, 06.12.2007, 22:21 (vor 6148 Tagen) @ Doris

Die Wiener Ärztekammer lässt sich nicht beirren und vertritt nach den PLakaten mit den Handyregeln weiterhin ihre Position zu Handynutzung

Die Vertreter der Wiener Ärztekammer fordern in der aktuellen österreichischen Ärztezeitung
"keine 0-Cent Tarife und Verbot der Handywerbung, die sich an Kinder und Jugendliche richtet"

hier....

FMK kritisiert Aktion der Wiener Ärztekammer

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 06.12.2007, 22:47 (vor 6148 Tagen) @ Doris

Die Vertreter der Wiener Ärztekammer fordern in der aktuellen österreichischen Ärztezeitung "keine 0-Cent Tarife und Verbot der Handywerbung, die sich an Kinder und Jugendliche richtet"

Das ist doch mal eine Forderung mit Hand & Fuß. Es gibt sie also doch, die Frontleute, bei deren Forderungen es einem nicht die Nackenhaare aufstellt ;-). Eine ausgesprochen gute Nachricht, Doris!

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum