Der Wutbürger (Allgemein)

Realist, Dienstag, 19.10.2010, 10:33 (vor 5141 Tagen) @ AnKa

Angst vor Veränderung, vor dem Verlust gewohnter Strukturen haben nicht die Protestierenden, sondern die, die sich so vehement gegen solche Bürger-Proteste wenden. Was ist so schlimm daran, wenn jetzt auch in Deutschland mehr Menschen auf die Straße gehen? In Frankreich, Griechenland und vielen anderen Ländern ist das längst üblich.

Entscheidend ist, wofür. Gegen einen Neuen Bahnhof ist zum Beispiel für gar nichts, sondern nur gegen etwas. Dies im Zusammenhang mit Lügen (z.B. der Unwahrheit, es würden in Stuttgart Grünflächen vernichtet), macht den Bürgerprotest nicht ehrlicher.

Welche Seite lügt, ist die Frage. Wenn Politiker den Bürgern die Ergebnisse kritischer Gutachten verheimlichen, um ein Prestigeprojekt durchzusetzen, wenn sie statt dessen mit Gefälligkeitsgutachten arbeiten, wie würden Sie das bezeichnen? Der Protest gegen Stuttgart 21 ist ein Protest für mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung. Es geht dabei um mehr als "nur" Stuttgart 21. Es geht um die Arroganz und Bürgerferne, die viele Stadtverwaltungen und Landesregierungen an den Tag legen.

Was die bewegt, die die pauschale Nazi-Keule schwingen: Ihr vertrautes, meist konservatives bis reaktionäres, autoritäres Weltbild, die gewohnten Strukturen könnten aus den Angeln gehoben werden, wenn das Tun von Politikern und Wirtschaftsverbänden durch mündige Bürger hinterfragt wird.

Hat denn jemand "die Nazi-Keule" geschwungen? Oder diskutieren Sie da nicht vielmehr mit Ihren inneren Fixierungen? Für die aber können Andere nichts, die sind ganz alleine in Ihrer Vorstellungswelt verhaftet.

Eine beliebte Methode: Mit Andeutungen arbeiten, meist ziemlich redundant ("ausländerfeinlich" etc.) aber nicht Klartext reden. So kommt man in nichts rein....(Im Zweifelsfall kann man sich rausreden: Das hab ich doch so nie gesagt...). So wird jede offene Diskussion im Keim erstickt. Sie beherrschen das gut, Gratulation! Manche würden das als geschickt bezeichnen, andere als feige. Je nach persönlicher Vorstellungswelt.

Tags:
Bürgerbeteiligung, Gefälligkeit


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