11 Die Kunst der selektiven Wahrnehmung (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 20.09.2020, 11:38 (vor 1380 Tagen) @ H. Lamarr

Angelika Brand ist Redakteurin von wendland-net.de, das über Lokalereignisse im östlichen Niedersachsen berichtet. Am 15. September 2020 besuchte sie eine Anti-5G-Veranstaltung, zu der Landrat Jürgen Schulz als Vertreter des Landkreises Lüchow-Dannenberg nach Hitzacker eingeladen hatte. Zwei Referenten aus der Anti-Mobilfunk-Szene durften dort ungestört ihre Sicht zum "Risiko 5G" vortragen, eine Gegenstimme hatte der Landkreis nicht eingeladen. Vielleicht war es diese einseitige Orientierung der "Informationsveranstaltung", die Angelika Brand hellhörig machte. In bestem journalistischem Selbstverständnis begnügte sie sich jedenfalls nicht damit, die Behauptungen der Referenten als "Superspreader" ungeprüft weiter zu verbreiten, sie recherchierte stichprobenweise und schrieb erst dann ihren Artikel. Das Ergebnis, was Peter Hensinger anbelangt, fiel deshalb so aus (Auszug):

[...] Dass durch 5G-Anwendungen Transparenz und Demokratie geschaffen würden, hält Hensinger für einen Mythos. Das Gegenteil sei der Fall. Als Beleg zitierte er einen Absatz aus der Smart City Charta der Bundesregierung, nach dem sich Wahlen durch die umfangreichen Dateninformationen erübrigen würden. Was Hensinger verschweigt: der zitierte Passus ist Teil des Beitrags eines finnischen Autoren, der für die Charta skizzierte, welche positiven - aber auch negativen - Auswirkungen die nächste Phase der Digitalisierung haben könnte - wenn nicht gegengesteuert wird.

In den Leitlinien der Charta wird dagegen klar definiert, dass durch die weitere Digitalisierung eine "eine breite Teilhabe und Mitgestaltung der Zivilgesellschaft an kommunalpolitischen Prozessen erleichtert werden soll."

Im Weiteren beschäftigte sich Hensinger hauptsächlich mit den (womöglichen) gesundheitlichen Folgen der erhöhten Strahlung durch 5G-Verteiler. Müdigkeit, Nervösität, "oxidativer Zellstress" und "möglicherweise" krebserregende Wirkung sei in über 1000 biologisch-medizinischen und 310 epidemiologischen Studien beschrieben worden. Hensinger räumte allerdings ein, dass es an Langzeitstudien fehlt, die eine konkrete Risikoabschätzung möglich machen würden.

Auch was Nachhaltigkeit angeht, sei die 5G-Technologie kritisch zu betrachten. Es gäbe Studien, die negative Auswirkungen auf z.B. Insekten feststellen. Für Hensinger wirkt 5G "als Brandbeschleuniger für nicht nachhaltige Entwicklungen" wie z.B. der Abbau seltener Erden.

Nicht nur in diesem Punkt gab es in dem Vortrag immer wieder Unklarheiten darüber, ob von 5G-Anwendungen die Rede ist oder allgemein von Mobilfunk- bzw. Smartphone-Nutzungen.

Im Resümee forderte Hensinger einen Stopp des 5G-Ausbaus, denn: "Der Stand der Technikfolgenabschätzung lässt eine Zulassung derzeit nicht zu." [...]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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