Tschernobylreaktor: Pilz frisst Strahlung (Forschung)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 25.02.2020, 13:25 (vor 1661 Tagen)

Im Inneren des havarierten Tschernobyl-Reaktors leben Organismen trotz der hohen Strahlung. Eines der interessantesten Lebewesen ist ein schwarzer Pilz, der sich in dem Gebäude eingenistet hat. Er ernährt sich von der Strahlung und kann sie in Energie umsetzen. Entdeckt wurde die seltsame Spezies schon 1991, nur fünf Jahre nach dem Unglück. "Nach dem Unfall waren Pilze die ersten Organismen, die dort auftauchten, und die Wissenschaftler wollten verstehen, wie sie in einer solchen Umgebung gedeihen können", sagte Kasthuri Venkateswaran zum Portal "Stat". Er leitet die Forschung der NASA über den Strahlen-Pilz. weiter ...

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Tschernobyl

Tschernobylreaktor: Pilz frisst Strahlung

Schutti2, Dienstag, 25.02.2020, 17:28 (vor 1661 Tagen) @ H. Lamarr

Er ernährt sich von der Strahlung und kann sie in Energie umsetzen.:rotfl: weiter ...

Weiter? Nein danke.

Tschernobylreaktor: Pilz frisst Strahlung

H. Lamarr @, München, Dienstag, 25.02.2020, 23:46 (vor 1661 Tagen) @ Schutti2

Er ernährt sich von der Strahlung und kann sie in Energie umsetzen.:rotfl: weiter ...

Weiter? Nein danke.

Es dürfte gerne ein bisschen mehr sein ...

Der "Stern" mag nicht gerade das Fachblatt für Atomphysiker sein, auf völligen Schtonk scheinen die Hamburger diesmal aber nicht hereingefallen zu sein.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tschernobylreaktor: Pilz frisst Strahlung

Schutti2, Freitag, 28.02.2020, 13:59 (vor 1658 Tagen) @ H. Lamarr

Es dürfte gerne ein bisschen mehr sein ...

O.k.
Auch nicht photosynthetisierende Lebewesen können Strahlungsenergie für ihre Lebensprozesse nutzten. Meist wird das dann Wärmestrahlung sein. Soweit meine Vermutung.
Die radiotrophen Pilze nutzen eben ionisierende Strahlung als Lebensenergie. Hat ja auch keiner bestritten.

Aber...

"Strahlung in Energie umsetzen" unter der Rubrik "Wissenschaft"... bleibt Gaga.

Energie ist doch irgendwie dasselbe wie ... Leben.
Dieser "Denk"gang ist der Humus, aus dem allerlei Spinner und Scharlatane ihre Lebens- und Einkommensenergie ziehen.

Die Strahlungsenergie aus dem alten Reaktorkern wird so oder so umgewandelt, nämlich in Wärme im umgebenden Material (Beton, Stahl, Sand, Wasser, whatever). Das bissl, was der Pilz nun davon abzweigt für sein Leben, also in chemische Energie umwandelt, wird nur der Bruchteil eines Promille davon sein.

Und so scheint es mir Unfug, solche Pilze im Raumschiff als "Strahlungsblocker" anzusehen.
Scheint mir so unsinnig wie Grünalgen auf einer Fensterscheibe anstatt grüner Farbe oder besser noch Alufolie gegen das Sonnenlicht.
"Krebspatienten damit helfen" kommt als Anreißer immer gut, genauso wie die schicke Influencerin im Kontrollraum.
Wenn der Arzt Strahlentherapie macht, muss er dafür sorgen, dass die Strahlung möglichst nur das kranke Zielgewebe erreicht und nicht das umliegende gesunde Gewebe.
Dafür gibt es allerlei Technologien, z.B. dass man bei Bestrahlung von außen den Strahl gut fokussiert, die Quelle um ein Ziel rotieren lässt und vor allem, gesunde Bereiche abschirmt. Dafür eignen sich dichte Materialien wie z.B. Blei.

Also wie jetzt... Pilzgeflecht statt Blei auf die Haut? Pilze implantieren?

Vorschlag für "Jugend forscht":
Nimm ein radioaktives Erzklümpchen und einen Geigerzähler.
Bring dazwischen
- ein Blatt Papier
- eine Bleifolie
- eine Petrischale mit radiotrophen Pilzen.

Miss jeweils den Strahlenpegel und antworte im ganzen Satz.

Zusatzaufgabe:
Nimme je eine Petrischale mit radiotrophen Pilzen und Schimmelpilzen.
Vergleiche die Abschirmwirkung.

Tschernobylreaktor: Pilz frisst Strahlung

H. Lamarr @, München, Montag, 02.03.2020, 11:54 (vor 1655 Tagen) @ Schutti2

Die Strahlungsenergie aus dem alten Reaktorkern wird so oder so umgewandelt, nämlich in Wärme im umgebenden Material (Beton, Stahl, Sand, Wasser, whatever). Das bissl, was der Pilz nun davon abzweigt für sein Leben, also in chemische Energie umwandelt, wird nur der Bruchteil eines Promille davon sein.

:danke: Jetzt habe sogar ich verstanden, was Sie an der Meldung stört. Die sensationelle Pilzschirmung gegen kosmische Strahlung hat demnach bei praktikabel machbarer Schichtdicke auf Raumschiffen eine vergleichbar bahnbrechende Schutzwirkung für die Besatzung, wie sich unser neuer Erdtrabant auf die Gezeiten auswirkt.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tschernobylreaktor: Pilz fraß schon lange Strahlung

Schutti2, Donnerstag, 16.04.2020, 11:31 (vor 1610 Tagen) @ H. Lamarr

Kleiner Nachtrag:
Der "Spiegel" war dem "Stern" mit dieser Geschichte zum gleichen Thema aus dem Jahr 2007 schon 13 Jahre voraus.
Auslöser war die Publikation von Dadachowa et al., die auch in der von Ihnen verlinkten Wikipedia-Seite zu den strahlenliebenden Pilzen zitiert ist.

Das Fazit des "Spiegel" lautet etwas anders:
"Für mögliche Anwendungen ihrer Entdeckung haben die Wissenschaftler eine konkrete Idee: Astronauten könnten die Pilze als unerschöpfliche Nahrungsquelle bei langen Missionen im All dienen, da dort überall radioaktive Strahlung in großer Menge vorhanden ist."

Na schön. Ob diese Idee nun schlauer ist oder weniger doof als diejenige mit der "Strahlenabschirmung durch Pilze"... geschenkt.

Interessant finde ich nur:
Fast immer geht es irgendwie um Raumfahrt oder um mögliche Heilung von Krebs, wenn die Aufmerksamkeit gesucht wird.
Früher war es mal ein Qualitätsnachweis, wenn etwas "aus der Raumfahrt" stammte, oder besser noch: "aus der geheimen Raumfahrtforschung der Russen".
Teflonpfannen z.B.. Oder neue Physik wie z.B. das bahnbrechende "Global Scaling" des Dr. Müller.

Wann kommt der Pilz, der Corona frisst?

P.S.:
Für "Jugend forscht":
Wo genau in der Publikation, die der Spiegel ausgegraben hat, steht eigentlich etwas von "Nahrung für Raumfahrer"?

Zusatzaufgabe:
Gegeben sei die Energiedosisleistung kosmischer Strahlung in einem Raumschiff, die ein Raumfahrer gerade noch über einige Zeit mit vertretbarem Risiko aushält, als 1 Gray pro Jahr. (Schon bei 1000 mal weniger Strahlung muss der Betrieb des Raumfahrzeugs bei der Behörde angezeigt werden. Und zwar zwei Monate vor Start, sonst drohen bis zu 10.000 € Geldbuße.)
In diesem Strahlungsfeld züchtet der Raumfahrer seine Pilze im Gemüsegarten des Raumschiffs.
Wieviel Kilogramm strahlenfressende Pilze müssten im Garten des Raumschiffs wachsen, damit auch nur ein Raumfahrer durch deren Verzehr seinen Energiebedarf (10 Millionen Joule pro Tag) damit stillen kann?
Hinweise:
1 Gray ist 1 Joule pro Kilogramm.
Gesundheitsschäden durch einseitige Ernährung müssen nicht betrachtet werden.

Tschernobylreaktor: Pilz fraß schon lange Strahlung

H. Lamarr @, München, Freitag, 17.04.2020, 13:04 (vor 1609 Tagen) @ Schutti2

Für "Jugend forscht":
Wo genau in der Publikation, die der Spiegel ausgegraben hat, steht eigentlich etwas von "Nahrung für Raumfahrer"?

Die Jugend hat anscheinend anderes im Kopf, also nehme ich an auch "Rentner forscht" darf mitmachen. Erst um zwei Ecken herum habe ich an ganz anderer Stelle (Verweis in den Kommentaren auf ars Technica) etwas von "Nahrung für Raumfahrer" gelesen.

[...]
Wieviel Kilogramm strahlenfressende Pilze müssten im Garten des Raumschiffs wachsen, damit auch nur ein Raumfahrer durch deren Verzehr seinen Energiebedarf (10 Millionen Joule pro Tag) damit stillen kann?
Hinweise:
1 Gray ist 1 Joule pro Kilogramm.

Hmmm, Physikunterricht war bei mir gefühlt in der Steinzeit, Gray und Joule sind mir fremde Größen. Wenn 1 Gray = 1 Joule pro Kilogramm, was ist dann bitte mit Kilogramm gemeint, normierte Masse eines Raumfahrers oder der Pilze?

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tschernobylreaktor: Pilz fraß schon lange Strahlung

Schutti2, Freitag, 17.04.2020, 18:00 (vor 1609 Tagen) @ H. Lamarr

Die Jugend hat anscheinend anderes im Kopf, also nehme ich an auch "Rentner forscht" darf mitmachen. Erst um zwei Ecken herum habe ich an ganz anderer Stelle (Verweis in den Kommentaren auf ars Technica) etwas von "Nahrung für Raumfahrer" gelesen.

Gut gegoogelt! Hat doch tatsächlich die Autorin selbst so ein Statement abgegeben.
Tja, wenn man an Pilzzucht an Bord eines Raumschiffs denkt... mir fallen da Champignons ein. Lecker
Die Welt der Pilze ist aber unendlich bunt. Hefepilze z.B.. Bier, Hefekuchen... auch lecker.
Welche Pilze haben Dadachowa und Kollegen untersucht?
Cryptococcus neoformans
Cryptococcus neoformans ist ein Hefepilz, der weltweit vorkommt. Insbesondere im Darm beziehungsweise im Kot von Vögeln ist Cryptococcus neoformans häufig zu finden. Vor allem Taubenkot enthält den Erreger häufig. Infiziert sich eine Person mit Cryptococcus neoformans, wird dies auch Kryptokokkose genannt. In der Regel entsteht eine Kryptokokkose-Infektion nur bei Personen, deren Immunsystem stark geschwächt ist.
Nicht lecker.

Und "Spektrum der Wissenschaft" schreibt:
Die Forscher beschränkten ihre Arbeit auf drei Pilzarten: Den Tschernobyl-Schimmel Cladosporium sphaerospermum, den Schwärzepilz Exophiala dermatitidis (auch als Wangiella dermatitidis klassifiziert), der beim Menschen gefährliche Infektionen auslöst, und einen hefeähnlichen Pilz namens Cryptococcus neoformans, der besonders die Lungen Aids-Kranker befällt und dann tödlich wirken kann.

Hmm. Also eine Packungsbeilage oder einen Apotheker wurde ich auf einen Raumflug mit dieser Speisekarte vorsichtshalber mitnehmen.

[...]
Wieviel Kilogramm strahlenfressende Pilze müssten im Garten des Raumschiffs wachsen, damit auch nur ein Raumfahrer durch deren Verzehr seinen Energiebedarf (10 Millionen Joule pro Tag) damit stillen kann?
Hinweise:
1 Gray ist 1 Joule pro Kilogramm.

Hmmm, Physikunterricht war bei mir gefühlt in der Steinzeit, Gray und Joule sind mir fremde Größen. Wenn 1 Gray = 1 Joule pro Kilogramm, was ist dann bitte mit Kilogramm gemeint, normierte Masse eines Raumfahrers oder der Pilze?

Beides.
Je nach dem, wo die Strahlung ihre Energie unterwegs fallen lässt.
Nehmen wir erstmal den Raumfahrer.
1 Gray im Verlauf eines Jahres, das von mir genannte Limit. Das äußerste was man ihm, wenn's gar nicht anders geht, vielleicht zumuten kann.
(In dem o.g., sehr lesenswerten, "Spektrum"-Artikel heißt es: "Eine kurzzeitige Gamma-Bestrahlung mit etwa 4 Gray endet für Menschen oft tödlich.")
70 kg wiegt er. Dann hat er also 70 Joule durch kosmische Strahlung intus.
Im Verlauf eines Jahres.
Zum Leben bracht er an chemischer Energie mit der Nahrung wie gesagt 10 Millionen Joule.
Pro Tag.
Und damit sind wir beim Pilz, der ihm jeden Tag diese 10 Millionen Joule liefern soll. Aber doch nur 1 Joule pro Kilo Eigengewicht und Jahr mit der von ihm so geliebten Strahlung erhält.
Das wird nix.
Denn mehr Strahlung als der Raumfahrer in seiner Kabine bekommt auch er nicht, der Pilz im Raumgemüsegarten.

Ich denke mal ohne Nutzung der Energie mitgenommenen Treibstoffs, der Sonnenenergie wo vorhanden, und dem stofflichen Kreislauf von Raumfahrer-Ausscheidungen wird das nix mit dem Nahrungsanbau an Bord. Wenn die Fahrt länger dauert als der Raumkühlschrank hergibt.

Wir waren wir gleich noch auf das Thema gekommen??

Tschernobylreaktor: Pilz fraß schon lange Strahlung

H. Lamarr @, München, Sonntag, 19.04.2020, 18:07 (vor 1607 Tagen) @ Schutti2

Die Jugend hat anscheinend anderes im Kopf, also nehme ich an auch "Rentner forscht" darf mitmachen. Erst um zwei Ecken herum habe ich an ganz anderer Stelle (Verweis in den Kommentaren auf ars Technica) etwas von "Nahrung für Raumfahrer" gelesen.

Gut gegoogelt! Hat doch tatsächlich die Autorin selbst so ein Statement abgegeben.

Wirklich? Hat wirklich Dadachova das gesagt? Oder behauptet Matt Ford, Autor des ars-Technica-Artikels nur, Dadachova hätte das gesagt. Sie werden es nicht für möglich halten, diese Suche hat zwar diverse Treffer und auch ein paar Volltreffer ergeben, jedoch keine Bestätigung, Dadachova sei Urheberin des Zitats.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tschernobylreaktor: Pilz fraß schon lange Strahlung

Schutti2, Montag, 20.04.2020, 12:58 (vor 1606 Tagen) @ H. Lamarr

Gut gegoogelt! Hat doch tatsächlich die Autorin selbst so ein Statement abgegeben.

Wirklich? Hat wirklich Dadachova das gesagt? Oder behauptet Matt Ford, Autor des ars-Technica-Artikels nur,

Touché!

Tschernobyl: »Panik kann schlimmer sein als Strahlung«

H. Lamarr @, München, Sonntag, 26.04.2020, 21:23 (vor 1600 Tagen) @ H. Lamarr

Tschernobyl: »Panik kann schlimmer sein als Strahlung«

Interview mit Prof. Dr. Geraldine Thomas zu Tschernobyl und den Folgen

Vor 34 Jahren ereignete sich der Reaktorunfall von Tschernobyl. Mittlerweile ist klar, dass er weit weniger Tote gefordert hat als allgemein befürchtet. Die britische Krebsforscherin Geraldine (»Gerry«) A. Thomas spricht im Nuklearia-Interview über Opferzahlen, die Gefahr von Panik und Parallelen zur Corona-Krise. weiter ...

Kommentar: Frau Thomas nennt auf der Website eines Vereins, der sich – auch so etwas gibt es – für moderne und sichere Kernenergie einsetzt, so verblüffende Zahlen, dass es mir schwer fiel, diese spontan zu glauben. Eine kurze Recherche im www förderte über Thomas jedoch nichts Abträgliches zutage. In ihrem Wikipedia-Eintrag bekundet sie, ursprünglich gegen Kernkraft gewesen zu sein und sich erst ins Pro-Kernkraft-Lager begeben zu haben, nachdem sie die Folgen der Tschernobyl-Katastrophe untersucht hat und auf ungerechtfertigte Panikmache gestoßen ist. Thomas und das IZgMF haben damit eine vergleichbare Historie. Für mich ein Grund mehr, Thomas nicht anzuzweifeln.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum