REFLEX: Warum die Daten grundsätzlich nicht stimmen können (Allgemein)

Alexander Lerchl @, Mittwoch, 21.08.2019, 19:31 (vor 1865 Tagen) @ H. Lamarr

Das Video ist hier verfügbar, am Ende ist das erwartete Ergebnis zu sehen. Die veröffentlichten Daten sind allein aus mathematischen Gründen völlig unmöglich. Aus biologischer Sicht natürlich umso mehr.

Könnten Sie kurz erklären, warum Ihr Experiment eine gültige Simulation der Zellenauswertung im Reflex-Projekt ist? Wenn ich mich recht entsinne, war bei Reflex die Länge des Kometenschweifs (Maß für DNA-Schädigung) einer bestrahlten Zelle maßgebend, in welche Kategorie A (Schweif kurz) bis E (Schweif lang) die Zelle eingeordnet wurde. Wie kann ein Experiment, das unter vergleichbaren Randbedingungen die zufällige "Befüllung" der fünf Kategorien mit farbigen Kugeln bewerkstelligt, eine gültige Simulation sein? Dafür fehlt mir als Statistiklaie das Grundverständnis.

Eigentlich ganz einfach: in der Tabelle 1 in dem Reply von Rüdiger et al. 2006 waren die angeblichen jeweiligen Anzahlen der Zellen der jeweiligen Kategorien A - E angegeben, also z.B.
in Zeile 3 (Kontrolle): 451 (A), 36 (B), 11 (C), 2 (D), 0 (E)
in Zeile 4 (Kontrolle): 452 (A), 37 (B), 9 (C), 1 (D), 1 (E)

Daraus wurde dann jeweils der Comet Faktor berechnet, also in dem Fall 4,1 und 4,1. Dass derart geringe Abweichungen unterschiedlicher Proben bei manueller mikroskopischer Auswertung möglich sein können (die Kometen sind ja unterschiedlich lang), ist schon für den Einzelfall völlig unplausibel. Und die Simulation mit den Kügelchen simuliert den Fall, dass es überhaupt keine (real vorhandenen) biologischen oder (unvermeidlichen) messbedingten Abweichungen gibt, also eine völlig unrealistische, idealisierte, aber für die Autoren günstigste Annahme.

Wenn ich trotz aller Defizite Ihr Experiment richtig verstehe, bildet es den Streubereich der Daten ab, den Reflex nicht hätte unterschreiten können.

Richtig.

Bei Reflex war diese Unterschreitung jedoch der Fall.

Richtig.

Lässt man einen Fälschungsverdacht jetzt einmal beiseite, könnte auch ein systematischer Fehler im Reflex-Versuchsdesign für dieses Ergebnis verantwortlich sein? Beispiel: Das bekannte Kopf-oder-Zahl-Experiment mit einer rotierenden Münze führt doch nur dann (bei ausreichend vielen Wiederholungen) zu einer 50,000 Prozent richtigen Vorhersagewahrscheinlichkeit, wenn die Münze mechanisch perfekt ist. Ist die Schmalseite hingegen z.B. leicht schief oder hat sie Dellen, fällt die Münze bevorzugt auf eine Seite und die Vorhersagewahrscheinlichkeit stimmt nicht mehr exakt.

Dafür gibt es keinerlei Hinweise, und selbst wenn es einen solchen "Fehler" gäbe, wäre damit in jedem Fall der wissenschaftliche Wert der Studie für die Tonne.

Letzte Frage: Warum waren es ausgerechnet zwölf Ziehungen?

In der bereits genannten Tabelle 1 waren insgesamt 24 Zählungen unter Kontrollbedingungen (keine Exposition) aufgeführt. Schon die 12 Simulationen haben gezeigt, dass die mathematisch - theoretisch überhaupt möglichen geringsten Abweichungen höher waren als die in der Veröffentlichung publizierten. Und da hätten noch mehr Simulationen keinen weiteren Erkenntnisgewinn erbracht.

Letztlich ist diese Simulation auch nur eine praktische Demonstration der ohnehin beweiskräftigen theoretischen Analysen und verschiedenen Gutachten, die zum selben Ergebnis kommen.

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert


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