Eklipse-Projekt: "Elektrosensibler" wertet Literatur mit aus (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 21.11.2018, 20:20 (vor 2194 Tagen)

[Admin: Strang wegen Themenschwenk abgetrennt am 31.12.2018, Absprung <hier>]

EKLIPSE: Die Auswirkungen von künstlichen elektromagnetischen Strahlung auf wild lebende Tiere (Flora und Fauna). Mitglieder der Sachverständigen Lenkungsgruppe u.a. Prof. Mario Babilon

Naja ...

Eklipse ist ein Projekt, das von der EU-Kommission im Rahmen des Horizon2020-Forschungsprogramms finanziert und von dem britischen "Centre for Ecology & Hydrology" koordiniert wird. In der Eigensicht ist es Ziel von Eklipse, Wissenschaftler, politische Entscheidungsträger und andere Personen zusammenzubringen, um zu gewährleisten, dass Entscheidungen, die die Umwelt beeinflussen, fachlich fundiert getroffen werden.

Unter den "Outputs" die das Projekt hervorgebracht hat sind auch zwei Berichte, die sich mit den Auswirkungen künstlicher elektromagnetischer Felder auf die Natur beschäftigen (Flora and Fauna):

Einzelheiten zu der erwähnten Webkonferenz gibt es <hier>.

Dass das Thema EMF überhaupt von Eklipse behandelt wurde ist auf die britische Firma Buglife zurückzuführen. Buglife hat die Rechtsform einer "company limited by guarantee", was einer kleinen privatwirtschaftlichen GmbH gleichkommt und im Vereinigten Königreich auch eine von gemeinnützigen Vereinen praktizierte Gesellschaftsform ist. Chef von Buglife ist Matt Shardlow, er brachte bei Eklipse die Idee ein, die Auswirkungen von EMF auf die Natur zu untersuchen. Die Lenkungsgruppe für dieses Thema hatte die Aufgabe, die Literatur zu sichten und die Webkonferenz zu organisieren.

Wie Mario Babilon als überzeugter "Elektrosensibler" und Informatiker es schaffte, in die EMF-Lenkungsgruppe aufgenommen zu werden, ist mir ein Rätsel. Ich kann mir das nur so erklären, dass er seinen offensichtlichen Interessenskonflikt nicht in der "Declaration of Conflict of Interest" einräumte, die alle Teilnehmer von Lenkungsgruppen ausfüllen mussten (es gab noch diverse andere Lenkungsgruppen bei dem Eklipse-Projekt). Ob es so ist lässt sich wohl leicht klären.

Allerdings sind die beiden oben verlinkten Berichte zu EMF-Auswirkungen auf die Natur aus meiner Sicht eher belanglos, dramatische Alarmbotschaften, wie sie gerne in der Anti-Mobilfunk-Szene kolportiert werden und die möglicherweise auf die Einwirkung von Babilon zurückzuführen wären, konnte ich beim Durchblättern der Berichte nicht entdecken. Wahrscheinlich liegt dies daran, dass der "elektrosensible" Professor aus Stuttgart neben Matt Shardlow nur einer von acht Teilnehmern der EMF-Lenkungsgruppe war, allzu steile Einzelmeinungen werden bei so vielen Lenkern üblicherweise wegintegriert bevor sie nach außen dringen. So gesehen ist es zwar befremdlich, dass ausgerechnet ein bekennender "Elektrosensibler" über EMF-Auswirkungen auf Fauna und Flora mit befinden sollte, also jemand mit dem stärksten Interessenkonflikt bei EMF-Themen überhaupt, seine Handschrift aber tragen die beiden Berichte nicht. Eine Analogie dazu wäre der "Wissenschaftliche Beirat Funk" (WBF), der in Österreich im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie regelmäßig das Risikopotenzial von EMF beurteilt. Auch im WBF saß mit Prof. Mosgöller ein erklärter Mobilfunkkritiker, an den Bewertungen des zehnköpfigen WBF zu erkennen ist dies nicht. Wesentlicher Unterschied: Mosgöller ist als Mobilfunkkritiker allseits bekannt, Babilon ist als "Elektrosensibler" in UK hingegen vermutlich völlig unbekannt. Umso bedeutsamer ist es, was er in seiner Erklärung zu Interessenkonflikten geschrieben hat.

Hintergrund
Auftritt von Mario Babilon im ZDF (2017)

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Interessenkonflikt, Analogie, Ko-Ini, Elektrochonder, Babilon, EKLIPSE

Eklipse-Projekt: EU spendiert 3 Mio. Euro

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 21.11.2018, 21:54 (vor 2194 Tagen) @ H. Lamarr

Eklipse ist ein Projekt, das von der EU-Kommission im Rahmen des Horizon2020-Forschungsprogramms finanziert und von dem britischen "Centre for Ecology & Hydrology" koordiniert wird.

Die EU fördert "Eklipse" seit 2015 über 48 Monate hinweg mit rd. 3 Mio. Euro – das ist rd. 1 Mio. Euro mehr, als die EU für das "Reflex"-Projekt von Franz Adlkofer ausgegeben hat. Wenn man die öffentliche Wahrnehmung beider Projekte vergleicht, wird Adlkofers immense PR-Leistung deutlich, die er allerdings nur mit Hilfe der Anti-Mobilfunk-Szene erzielen konnte. Unter dem Link sind auch die elf europäischen Projektpartner der EU für dieses Projekt erkennbar, zwei davon sind aus Deutschland (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH und Institut für sozial-ökologische Forschung GmbH), beide haben mit dem EMF-Thema jedoch mutmaßlich nichts zu tun.

Mir bislang nicht bekannt: Mario Babilon leitet das Steinbeis-Beratungszentrum Marman Bau- und Elektrobiologie, das ähnliche Dienstleistungen anbietet wie die Baubiologie. Bei Steinbeis heißt es dazu:

Prof. Dr. Mario Babilon und B. ENG. Manuel Cerny haben das Steinbeis-Beratungszentrum Marman Bau- und Elektrobiologie mit Sitz in Ostfildern gegründet. Manuel Cerny ist seit 2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der DHBW Stuttgart. Mario Babilon hat eine Professur für Informatik an der DHBW Stuttgart inne.

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Stuttgart, Beratung, Kommerz, Elektrobiologie, Babilon, DHBW, Steinbeis-Beratungszentrum

Thesen von Waldmann-Selsam und Böhling auf dem Prüfstand

KlaKla, Donnerstag, 22.11.2018, 07:14 (vor 2194 Tagen) @ H. Lamarr

In der Liste der Teilnehmer, die zustimmten ihre Informationen zu teilen findest du auch die
Elektrosensible Dr. Cornelia Waldmann-Selsam (Ko-Ini) und Dr. Niels Böhling (freier Ökologe).

Ihre Informationen scheinen jedoch nicht überzeugt zu haben. So dass am Ende Mitstreiter ihnen Bühnen bereiten, mMn aus Eigennutz, um nicht ihr Hobby zu beerdigen.

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Eklipse-Projekt: Alarm, um der Lust am Alarmieren Willen

H. Lamarr @, München, Montag, 31.12.2018, 17:00 (vor 2154 Tagen) @ H. Lamarr

Allerdings sind die beiden oben verlinkten Berichte zu EMF-Auswirkungen auf die Natur aus meiner Sicht eher belanglos, dramatische Alarmbotschaften, wie sie gerne in der Anti-Mobilfunk-Szene kolportiert werden und die möglicherweise auf die Einwirkung von Babilon zurückzuführen wären, konnte ich beim Durchblättern der Berichte nicht entdecken.

Spinner sehen dies selbstverständlich ganz anders, wie eine Meldung von "Andreas Müller" auf grenzwissenschaften.de zeigt. Auszug:

Swindon (Großbritannien) – Elektromagnetische Strahlung, wie sie auch von Stromleitungen, WLAN, Mobilfunkmasten und Sendeanlagen ausgeht, stellt eine „glaubhafte Bedrohung“ für wildlebende Tiere, besonders für Insekten und Vögel aber auch für Pflanzen dar. Zu diesem Schluss kommt ein aktueller Bericht des von der EU geförderten Projekts „Establishing a European Knowledge and Learning Mechanism to Improve the Policy-Science-Society Interface on Biodiversity and Ecosystem Services“ (EKLIPSE). Begleitend warnen Umweltschützer gerade vor dem Hintergrund der erweiterten Sendeleistung des neuen Übertragungsstandards 5G für mobile Daten vor der Fortführung der bisherigen naiven Umgangsweise mit dem potentiellen Risiko durch elektromagnetische Strahlung.

Ulkig finde ich, wie der wissende Andreas sich mit dem Hinweis auf die Förderung des Projekts durch die EU müht, seine Alarmmeldung "bedeutend" zu machen. Auch Franz Adlkofer benutzte bei seinem "Reflex"-Projekt diesen Trick. Die Fachkompetenz des Autors ist daran erkennbar, dass er zwischen "Mobilfunkmasten" und "Sendeanlagen" unterscheidet, wobei streng genommen ein Mobilfunkmast nur ein völlig strahlungsfreier Antennenträger aus Metall oder Beton ist (vergl. Fahnenmast). Dilettantisches Geschwätz aus der Munkeln-&-Raunen-Szene auch der Hinweis auf "warnende" Umweltschützer (welcher Qualifikation?) und die "erweiterte" Sendeleistung von 5G-Sendeanlagen. Klingt mir alles sehr verdächtig nach Stuss aus dem Kopp-Verlag.

Dem Textfragment ist gut anzumerken wie der Autor krampfhaft versucht einen Ochsen zu melken, um diesem eine von seinen verstörten Lesern so begehrte "bad news" abzuzapfen. Herausgekommen ist eine Fakenews der Trump-Klasse: plenty fake, little news. Ob der Rest des Werks von Andreas besser ist kann ich nicht beurteilen, ich habe nicht mehr weiter gelesen.

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Interessenkonflikt, Netzwerk, Trick, Pseudowissen, Babilon, EKLIPSE, Grenzwissenschaften

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