Filmkritik "Thank you for Calling" Filmemacher Scheidsteger (Allgemein)

KlaKla, Mittwoch, 14.09.2016, 18:26 (vor 2973 Tagen)

► Selektiv informieren: Die manipulative Absicht des Films wird an einer Passage mit Kurt Straif (IARC) besonders deutlich. Straif ist für die IARC-Monografie verantwortlich, die im Jahr 2011 EMF als "möglicherweise krebserregend" eingestuft hat. Straif kommt im Film auch zu Wort, sagt jedoch nichts über die Bewertung der Krebsagentur. Dass Straif et al. im Jahr 2014 die Bewertung der IARC infrage gestellt haben, darüber schweigt der Film. Stattdessen wird nach den Szenen mit Straif die IARC-Presseinformation des Jahres 2011 gezeigt, als ob dies der jüngste Kenntnisstand Straifs sei. Mehr dazu hier ...

► Ich würde sagen, der größte Teil des Films basiert auf altem Material. Aussagen: Meyer-Morganroth & Morganroth, Dr. G. Carlo, Dr. Om Gandhi, Dr. Rüdiger, Dr. F. Adlkofer oder Dr. M. Repacholi. Neu sind die Kommentare von Dr. W. Mosgöller, Dr. D. Panagopoulos, Dr. M. Kundi. Laien werden mMn getäuscht und möglicherweise verführt sich der Sammelklage von Dr. G. Carlo in den USA anzuschließen. Bemerkenswert ist, dass nicht Dr. Franz Adlkofer oder Dr. H. Rüdiger eine Berufung nach Washington erhielten. Mag vielleicht daran liegen:

Teilergebnisse der Reflex-Studie unterliegen wissenschaftlichem Fehlverhalten und das bedeutet, das sie bedeutungslos sind in der anerkannten Wissenschaft. Nicht jedoch für Laien und Nutznießern. Mehr dazu hier ...

► Jugend forscht: Dem griechischen Wissenschaftler Dr. Panagopoulos räumt der Film unangemessen viel Raum ein. Denn verschwiegen wird: Panagopoulos war im Dezember 2013/Januar 2014 in USA zur Anhörung vor dem "Superior Court for the District of Columbia" zwar eingeladen gewesen, seine Aussage wurde vom Gericht jedoch verworfen. Mehr dazu hier ...

► George L. Carlo ist das Stehaufmännchen unter den Mobilfunkgegnern: Keiner ist so oft wie er unter gegangen, nur um dann doch wieder mit einem neuen spektakulären Projekt aufzutauchen. Das hört sich nach Start-up-Hopping an, tatsächlich aber ist Carlo in den USA ein Lobbyist ...Mehr dazu hier ...

► Scheidsteger und Carlo versuchen gemeinsam das Geschäft mit EMF-Hirntumorprozessen in USA anzuwerfen. Ein faszinierender Gedanke! Im Jahr 2000 trat z.B. der der inzwischen an einem Hirntumor verstorbene Neurologe Christopher Newman mit 800 Mio. Dollar Schadenersatzforderung vor Gericht an - vergeblich. Gelänge es Carlo, der angeblich auch Rechtsanwalt sein soll, einen einzigen solchen Prozess zu gewinnen, er hätte bis an sein Lebensende ausgesorgt. Und Freund Scheidsteger natürlich auch. Mehr dazu hier ...

► Filmemacher Klaus Scheidsteger erzählt ahnungslosen Kinogängern fantastische Geschichten. So verblüffte er gestern anlässlich einer Preview seines Films in München das Publikum allen Ernstes mit der Einschätzung, das Bundesamt für Strahlenschutz sei kürzliche der Argumentation von Mobilfunkgegnern gefolgt und würde jetzt nützliche Vorsorgetipps zu Mobilfunk geben. Mehr dazu hier ...

► Anhand von Fakten, Insidern und spannenden Protagonisten rekonstruiert der Film eine groß angelegte Verschleierungstaktik der Mobilfunkindustrie. Mehr dazu hier ...

► Repacholi wird (fälschlich) vorgehalten, er habe in seiner Zeit bei der WHO direkt Geld von der Mobilfunkindustrie erhalten. Dazu wurde Material recycelt, das mehr als 10 Jahre alt ist. Mehr dazu hier ...

► Der Vergleich mit dem Rauchen ist schon ziemlich frech. Bekannt ist, dass die Tabakindustrie sogenannte Ablenkungsforschung betrieb. Mehr dazu hier ...

► Aus gewissen Kreisen wird seit Jahren der Eindruck vermittelt, dass ein bestimmter Wissenschaftler Opfer der mächtigen Mobilfunkindustrie sei. In diesem Film spielt er wohlweislich nicht die Hauptrolle. Mit dem Schachzug, einen "Dokumentarfilm" zu drehen, in dem Wissenschaftler als Opfer Laien präsentiert werden hat man eine neue Dimension der versuchten Manipulation erreicht.Mehr dazu hier ...

► "Der Film entsprach handwerklich und inhaltlich nicht den Standards des MDR", sagt Claudia Schreiner, Programmchefin Kultur und Wissenschaft. Im Vertrag mit Scheidsteger sei deshalb ausdrücklich die Bearbeitung und Kürzung eingeschlossen gewesen. "Außerdem fehlte der Deutschland-Bezug" ... Mehr dazu hier ...

► Die Kinder werden in dem Film ungeschützt den Verschwörungsmythen von Adlkofer, Scheidsteger und anderen ausgesetzt. Das ist frech. Noch frecher ist aus meiner Sicht, die Kinder anschließend, wie im Schulmaterial trickreich vorgesehen, über Lobbyismus diskutieren zu lassen. Mehr dazu hier ...

► Nach den ersten Vorführungen gab es aber einen kleinen Shitstorm und Stimmungsmache gegen mich.
Mehr dazu hier ...

Hier wollen wir die Medienberichte sammeln, die sich nach der offiziellen Premiere mit dem Film "Thank you for Calling" beschäftigen.

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Meine Meinungsäußerung

Tags:
Manipulation, Adlkofer, Mosgöller, Carlo, Sammelklage, Scheidsteger, Deutungshoheit, Filmkritik, Calling, Faktencheck, Gutachter, Morganroth, Verschwörungsmythen, Newman

Filmkritik "Thank you for Calling" Filmemacher Scheidsteger

KlaKla, Freitag, 16.09.2016, 11:18 (vor 2971 Tagen) @ KlaKla
bearbeitet von KlaKla, Freitag, 16.09.2016, 11:38

Statement des Protagonisten Prof. Adlkofer:
„Eine Öffentlichkeit, die davon ausgeht, dass Gesetze und Verordnungen in der Umwelt- und Gesundheitspolitik auf dem jeweilig neuesten Stand der wissenschaftlichen Forschung beruhen, befindet sich im Irrtum. Die Geschichte lehrt, dass es Jahrzehnte dauern kann, bis wissenschaftliche Erkenntnisse die Anerkennung von Politik und Industrie finden, wenn wirtschaftspolitische Interessen dadurch in Frage gestellt werden. Nicht selten wird durch die Förderung von Pseudoforschung und die Behinderung echter Forschung versucht, den so profitablen Status quo aufrecht zu erhalten. Forschungsmittel werden bevorzugt an willfährige Wissenschaftler mit der richtigen Meinung vergeben, unabhängige Forscher werden dagegen diffamiert. Es sind die Praktiken der institutionellen Korruption, die die Gewinne am Sprudeln erhalten.“

Hm, er wird es wohl wissen, ich erinnre hier gerne noch mal an die Aussage von
Dr. Annette Bornhäuser, Gesundheitswissenschaftlerin:

Strategie Nr. 1 ist, das Passivrauchen zu verharmlosen und ein Netzwerk von Wissenschaftlern zu spinnen, das die Öffentlichkeit einlullt. Die Zusammenarbeit lief so: Die Tabakindustrie hat sich über Jahrzehnte die führenden Köpfe, hoch dekorierte Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen, gesichert, die eigentlich die Eindämmung der Zigaretten-Epidemie hätten betreiben sollen. Führende Wissenschaftler aus der Arbeitsmedizin, der Epidemiologie, der Toxikologie, der Sozialmedizin usw.: Karl Überla, Gerhard Lehner, Hans Werner Schlipköter † oder Dr. Jürgen FrHr von Troschke.

Wie erfolgreich die Zigarettenlobby in diesem Feld agiert hat, zeigt sich bei einer Vorstandssitzung (6. Feb. 1991) wo sich die Herren des Vorstandes anerkennend auf die Schulter klopfen und sagen:

Die einzige wissenschaftliche Gemeinde, in der diese Frage (gemeint ist das Passivrauchen) noch offen gehalten werde, sei die Bundesrepublik. Dies sei nicht zuletzt das Verdienst von Professor Adlkofer und der Zusammenarbeit unserer Industrie mit der Wissenschaft.

Dr. Franz X. Adlkofer ist lt. Film so meinem Verständnis nach, kein Zeuge der Anklage, liegt es vielleicht daran, dass in der USA gut dokumentiert ist (Legacy Tobacco Documents Library), wie Dr. Franz Adlkofer bzgl. Gesundheitsgefahr Rauchen/Passivrauchen agierte?

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Meine Meinungsäußerung

Tags:
Strategie, Einflussnahme, Protagonisten, Tabakindustrie, Passivrauchen, Netzwerk, Ablenkungsforschung, Ex-Tabaklobbyist, Bornhäuser, Filmkritik, Ty4C, Gesundheitswesen, unabhängige Wissenschaft

Externe Filmkritik an "Thank you for Calling"

H. Lamarr @, München, Dienstag, 20.09.2016, 12:34 (vor 2967 Tagen) @ KlaKla

Kritik an "Thank You for Calling" ist im Vergleich zur Vielzahl der wohlwollend dahinplätschernden "Filmtipps", die häufig nur mehr oder weniger gekürzt die Presse-Information zum Film wiedergeben, rar gesät. Doch es gibt sie.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Pressemeldung

Die Furche: Schreiduell ohne Gegner

H. Lamarr @, München, Dienstag, 20.09.2016, 12:39 (vor 2967 Tagen) @ H. Lamarr

Auszug aus der Filmkritik von Thomas Taborsky:

Unfassbar reißerische Gangart

Als Aufdecker, der bei seinen umfangreichen Recherchen bis in den konspirativen Bereich gezwungen wird, inszeniert sich Scheidsteger zum Mitprotagonisten und Wahrheitshelfer, den ein abgedroschener B-Krimisoundtrack begleitet. In fast jeder Hinsicht fährt „Thank You For Calling“ eine unfassbar reißerische Gangart: Interviews frieren mehrfach ein, um Kernaussagen donnernd Schwarz auf Weiß einzublenden, nachdrückliche Kommentare wie „Die Antwort ließ tief blicken“ sind Standard, und rührig wälzt er die persönlichen Seiten „seines“ Teams aus. Es ist ein Schreiduell, ohne dass ein Gegner anwesend wäre, ein Film, der da
rüber seine Beweisführung und seine Aussage 
in Mitleidenschaft zieht.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Filmkritik

Süddeutsche: Auf der Welle der Angst

H. Lamarr @, München, Dienstag, 20.09.2016, 22:21 (vor 2967 Tagen) @ H. Lamarr

Auszug aus der (kostenpflichtigen) Filmkritik von Martina Knoben:

Der Dokumentarfilmer Klaus Scheidsteger sucht in "Thank You for Calling" nach Belegen für Gefahren des Mobilfunks. Ein hitziger Beitrag zu einer längst überhitzten Debatte.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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