Täglich grüßt das Murmeltier: Mobilfunk-Aufstand in Brunn (A) (Allgemein)
In "Brunn Am Gebirge", das liegt im Speckgürtel um Wien, marschieren die Mobilfunkgegner wie in alten Zeiten. Und einige Politiker marschieren vorsorglich (Vorsorgekonzept) gleich mit, denn die nächste Wahl kommt bestimmt. Was es sonst noch von dem Aufstand zu berichten gibt, weiß das örtliche Bezirksblatt. Und das alles nach mehr als 20 Jahren Mobilfunk in Österreich ...
Die Bürgerinitiative vor Ort unterscheidet sich in Nichts von anderen Bürgerinitiativen. Auch sie wird getragen durch Blitz-Experten von Googles Gnaden, die sich nach kürzester Zeit bestens auskennen in Studienlage, Mobilfunk-Netzplanung und Zellbiologie. Und weil das Internet vieles so schön bequem vom Sofa aus erreichbar macht, hat die Bürgerinitiative auch gleich eine Online-Petition aufgelegt, um den Bürgermeister von Brunn unter Druck zu setzen:
Sehr geehrter Dr. Linhart,
wir protestieren schärfstens gegen den Bau eines Mobilfunkmastes im Wohngebiet von Brunn Am Gebirge!
Es gibt keinen rationellen [sik!] Grund, warum ein Mobilfunkmast in einem Wohngebiet sinnvoll wäre, selbst wenn er nicht Gesundheitsschädlich ist, allein schon aus Gründen der Ästhetik, jedoch ist dies noch verzeihbar, wären nicht schon zahlreiche Studien zu dem Schluss gekommen, dass konstante Strahlung negative Effekte auf die Zellregeneration hat.
Zudem ist die Mobilfunkdeckung in diesem Gebiet mehr als ausreichend, der angeführte Grund zum Bau ist demnach nichtig.
Gegen einen Bau im Industrie- oder Gewerbegebiet von Brunn am Gebirge ist jedoch nichts ein zu wenden.
Die Anmaßung, die in dieser Petition steckt, belegt einmal mehr den zutiefst dissozialen Charakter der Anti-Mobilfunk-Bewegung. Die Leute sehen sich und ihr Vermögen bedroht, bedienen sich im Internet der erstbesten unqualifizierten Argumente anderer Mobilfunkgegner und haben kein Problem damit, "ihren" Sendemasten in ein Industrie- und Gewerbegebiet abzuschieben. Als ob Arbeiter und Angestellte, die dort täglich acht oder mehr Stunden beschäftigt sind, "strahlungsresistenter" wären als die Bewohner von Wohngebieten. Eine aus meiner Sicht in allen Belangen verwerfliche Argumentation. Das einzig Positive daran ist: Die Brunner handeln aus einer Angst heraus, die ihnen von organisierten Mobilfunkgegnern (mit unlauteren Absichten) injiziert wird. Ohne die heute via Internet allgegenwärtige Desinformation der Organisierten gäbe es den Aufstand in Brunn nicht.
Selbstverständlich gibt es gute und nachvollziehbare Gründe, einen Mobilfunk-Sendemasten mitten in ein Wohngebiet zu stellen, wir haben sie hier im Forum vielfach diskutiert.
Wie üblich sind es voraussichtlich nur ein, zwei oder drei Personen, die sich von dem geplanten Sendemast in Brunn gestört fühlen und den Kern des Protestes bilden. Der Rest sind mehr oder weniger engagierte Trittbrettfahrer, die nach der Devise "... kann ja nicht schaden" mitmachen. Alle mir bekannten Ant-Mobilfunk-Bürgerinitativen funktionieren und scheitern aus eben diesem Grund.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –