Nicht rechtsfähige Stiftung ... (Allgemein)

Trebron, Dienstag, 07.10.2014, 18:10 (vor 3681 Tagen) @ H. Lamarr

Da fällt mir beim Lesen noch ein anderes Szenario ein.
Drei alte Kumpel gründen eine Gruppe zur Förderung wissenschaftlicher Erkenntnisse über die Rückseite des Mondes. Sie suchen eine möglichst einfache Organisationsform und gründen daher eine „Nicht rechtsfähige Stiftung“. Als Stiftungskapital bringen sie einen eher marginalen Betrag ein, der Treuhänder ist ihr Steuerberater, der ihnen noch ein paar Gefallen schuldig ist. Auf ihren Türschildern prangt jetzt der Titel „Stiftungsrat“, die Nachbarn ziehen ehrerbietig die Hüte vor derartig viel Seriosität und der örtliche Bierhändler gibt den hohen Herren jeden gewünschten Kredit. Das operative Geschäft der Stiftung, z.B. Reise- und Tagungskosten für den Besuch einschlägiger Tagungen durch ihre Freunde oder Vorträge bei der örtlich VHS, ist damit noch nicht finanziert. Aber die Stiftung kann zu steuerbegünstigten Spenden aufrufen! Das Ding wird, da geschickt beworben, zum Selbstläufer. Gute Menschen spenden die letzte Mark, damit die Welt etwas später untergeht. Das eingebrachte Eigenkapital bleibt bald weit hinter der Spendensumme zurück. Und die muss ausgegeben werden ;-) .Soweit wäre das „nur“ ein simples Geschäftsmodell zum Spenden-Einsammeln für die erweiterten eigenen Zwecke.
Aber es geht noch weiter!
Diese völlig legale Organisationsform bringt nicht nur Ansehen und Geld. Sie erspart auch sämtlichen Aufwand, der zum Betreiben eines Vereins erforderlich wäre. Keine Jahreshauptversammlung mit Kassenbericht und Aussprache und Entlastung. Kein Offenlegen der Arbeit vor den Mitgliedern. Keine Abstimmungen, die man verlieren könnte. Keine Debatten mit kritischen Vereinsmitgliedern um die Satzung. Kein Risiko der Abwahl als Vorständler. Die vier Leutchen müssen nur gelegentlich dem verschwiegenen Finanzamt die Spenden und deren Verwendung offenlegen. Und dann macht man in kleiner Runde eine Flasche guten Roten auf und die nächsten Jahre so weiter wie vorher. Und genießt sein eigenes Ansehen, den sehr geringfügigen Aufwand und den finanziellen Selbstläufer. Und dazu noch Lob, Dank und Freude der selbstausgesuchten Geld-Empfänger. Die sich natürlich auch irgendwie revanchieren werden ...
Nur wilde Phantasie oder könnte man das so auch sehen?

Tags:
, Geschäftsmodell, Spendenaufruf, Stiftung


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