Die Geschichte des Anti-Mobilfunk-Kampfes in Deutschland ... (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 09.09.2014, 12:53 (vor 3733 Tagen) @ H. Lamarr

... ist eine lange Folge von Niederlagen und Pleiten. Erreicht wurde Nichts, nicht das Geringste. Wirklich?

Warum ist die Anti-Mobilfunk-Szene dann nicht längst unter gegangen?

Und doch existiert sie noch, die Anti-Mobilfunk-Szene, werden Petitionen verabreicht, Laien-Studien veranstaltet, politische Vorstöße geritten, in Kinderpostämtern der Szene, das sind ihre Vereine, wird eifrig gestempelt und auf wunderschön gestalteten und seriös wirkenden Webseiten wird inhaltliches Freibier ausgeschenkt, um es mal freundlich zu sagen.

Wie kommt das? Wieso kollabiert die Szene nach all den peinlichen Pleiten nicht?

Meine Meinung: Tragendes Fundament der Szene sind einige wenige Meinungsmacher, die den kommerziellen Interessen diverser Nutznießerbranchen zuarbeiten (Geschäftsmodell: Angst vor Elektrosmog). Und denen ist es ziemlich egal, wie erfolgreich z.B. ein vor sich hin dümpelnder Freiburger-Appell 2012 ist. Denn nicht das Ziel (1 Mio. Unterschriften) ist für diese Leute von Interesse, sondern der Weg dorthin. Eine bekannte Phrase dazu lautet: Der Weg ist das Ziel. Soll heißen: Der Erfolg des Freiburger-Appells 2012 wird nicht an der Anzahl seiner Unterzeichner gemessen, da ist es nur ein nettes Zubrot, wenn es möglichst viele sind. Tatsächlich aber ist der Appell nur ein Vehikel, um die Kernbotschaft "Elektrosmog macht krank" einmal mehr in Umlauf zu bringen. Der Erfolg wird daher an den Umsätzen der Nutznießerbranchen gemessen, an der Mitgliederentwicklung in den Kinderpostämtern der Szene, an der Anzahl der Medienberichte und an der Anzahl der Tapeziertische, auf denen die Unterschriftenlisten von fleißigen Wutbürgern und "nützlichen Idioten" ausgelegt werden.

Im Extremfall ist auf diese Weise der Freiburger Appell 2012 möglicherweise ein voller Erfolg, selbst wenn kein Einziger ihn unterschrieben hat. So ist es mMn mit allem, was die Szene mit stets großem TamTam an große Glocken hängt. Etwa die pseudowissenschaftliche Veranstaltung der sogenannten Kompetenzinitiative in Würzburg, der Aufmarsch des Vereins Diagnose-Funk vor der Münchener Feldherrnhalle oder die große Ferkelpetition von Klaus Buchner. Eine Zielankunft ist dabei stets zweitrangig, erstrangig ist das Geklappere, das die vorbeieilenden Läufer veranstalten. Wobei es meiner Beobachtung nach sogar wurscht ist, in welche Richtungen die Läufer laufen, Hauptsache sie laufen und klappern.

Diese These erklärt schlüssig auch die enorme Medienaffinität der Szene, z.B. den aus meiner Sicht kurios anmutenden Drang des Anti-Mobilfunk-Vereins Diagnose-Funk, sich gegenüber den Medien nicht als Kinderpostamt zu inszenieren, sondern als bierernster Würdenträger der Anti-Mobilfunk-Szene. Auch hier ist der Weg das Ziel. Heißt: Den Weg von Diagnose-Funk säumen zahlreiche tote Presse-Informationen. Auf der Website des Vereins werden diese Toten liebevoll gepflegt und gehegt und ausgestellt. Aus gutem Grund: Denn die Medien wollen einfach nicht anbeißen, das dramatische Geschwurbel der Vereinsmeier ist sogar den Volontären und Trainees in Redaktionen suspekt, meistens jedenfalls.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Geschäftsmodell, Zerrbild, Medien, Manipulation, Verein, Freiburger-Appell, Trojaner, Splitterpartei, Ueberblick, Volontär, Unterschriftenliste


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