Vom Finnischen ins Englische und dann ins Deutsche. Diesen Weg nahm ein Kommentar von Olli Tammilehto, der, warum auch immer, von Elektrosmognews übersetzt wurde.
Olli schreibt: Die bekanntesten Fälle sind der Tabak und die fossilen Brennstoffe. Denn da sind die Beweise für schwerwiegende negative Auswirkungen nach und nach so stark geworden, dass die Unternehmen nicht in der Lage waren, die Entwicklung der allgemeinen wissenschaftlichen Ansichten zu beeinflussen. Stattdessen haben sie viele Arten von Quasi-Wissenschaft mit Hilfe von PR-Agenturen engagiert und stark die Art und Weise beeinflusst, wie wissenschaftliche Ergebnisse vermittelt werden, um die Allgemeinheit und Politiker zu belügen.
Dass mit Franz Adlkofer der ehemalige Kopf der deutschen Tabakforschung in der Mobilfunkdebatte Akzente setzte, scheint Olli übersehen zu haben. Auch ist es nicht zutreffend, dass die Risiken des Rauchens erst nach und nach deutlich wurden, sie wurden bereits Mitte der 1950-er Jahre, nur drei Jahre nach Start der britischen "Doctors Study" klar belegt (das dort nur noch tot verlinkte PDF von M. Hahn habe ich bei ihm angefragt). Dass es so lange dauerte, bis daraus Konsequenzen gezogen wurden, lag nicht wie Olli behauptet an PR-Agenturen, sondern an dem genialen Trick der Tabakler, mit Gegenstudien Zweifel an den Risiken des Rauchens zu säen. Die Rolle Franz Adlkofers bei dieser Maßnahme ist hinlänglich dokumentiert, warum Olli sie nicht einmal erwähnt, bleibt sein Geheimnis.
Olli schreibt: [...] während und nach dem Koreakrieg wurden die Soldaten untersucht, die der Radarstrahlung ausgesetzt waren. Das Auftreten von Tumoren in den Atmungsorganen wurde festgestellt und dass die Sterblichkeit mit der Intensität der Strahlung korreliert.
Papier ist geduldig. Wenigstens einen Quellenhinweis hätte Olli da setzen können, denn aller Voraussicht nach redet er von dieser Studie und wenn man sich das durchliest, was dort diskutiert wurde, dann wird schnell klar: So simpel wie von ihm dargelegt ist das alles nicht.
Olli schreibt: Henry Lai, Wissenschaftler an der Universität von Washington, ging alle 326 Studien aus den Jahren 1990 bis 2006 durch, die sich mit den Auswirkungen von Mikrowellenstrahlung befasst haben. In der einen Hälfte von ihnen wurden negative biologische Effekte gefunden, in der anderen Hälfte nicht. Die von der Handy-Industrie finanzierten Studien fanden nur zu 30% negative Auswirkungen. Stattdessen stellten 70% der unabhängigen Studien schädliche Auswirkungen fest.
Alle 326 Studien? Eine schnelle Kontrolle im EMF-Portal ergab für diesen Zeitraum nicht 326, sondern 692 Mobilfunkstudien (Studien im Mobilfunk-Frequenzbereich). Da mögen ein paar Irrläufer dabei sein, wie die Benevento-Resolution, die beträchliche Differenz um Faktor 2 erklären diese jedoch nicht. Leicht möglich, dass Henry Lai einem Selection Bias aufgesessen ist. Auch ganz interessant in diesem Zusammenhang das Wirken der Stifung Verum unter der Führung von Franz Adlkofer.
Olli schreibt: Bei der Untersuchung des Einflusses der Finanzierung auf Forschungsergebnisse, kamen die Schweizer Wissenschaftler Martin Röösli und Mattias Egger von der Universität Basel im großen und ganzen zu dem gleichen Ergebnis.
Ja, das gefällt Olli, wenn Röösli das "richtige" macht. Dass aber erst kürzlich Dariusz in seinem Bericht von der BioEM2014 Röösli vorwirft, er hätte an seine Studenten absichtlich ein Projekt vergeben, bei dem wegen schlechtem Studiendesign außer Geldverschwendung nichts herauskommen könne, das muss Olli ignorieren. Denn sonst könnte er Röösli nicht zur Bekräftigung von Lais Beobachtung nennen. Ich finde dies zeigt sehr schön, wie zielgenau sich Olli das herausgepickt hat, was zu seiner Meinung passt.
Olli schreibt: Seit den 1990er Jahren sind viele Studien veröffentlicht worden, die zeigen, dass Handys und Mobilfunkmasten Krebs und anderen Krankheiten verursachen.
So, jetzt reicht's mir. Ich werde nicht noch mehr Zeit investieren einem Mann zu entgegnen, der öffentlich Stuss behauptet, und dessen unqualifizierte Meinung auch noch in Fremdsprachen übersetzt wird. Was immer die Motive der Übersetzer gewesen sein mögen, ehrenhafte können es mMn nicht gewesen sein.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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