Exorzist trifft Dschihadist: Weiche von mir, Mobilfunk! (Allgemein)
Es gibt Mobilfunkkritiker, Mobilfunkgegner und, ja auch das, Anti-Mobilfunk-Exorzisten.
Einer tritt als "Hans im Glück" auf, ein anderer als "Dude", die Plattform, um sich in Szene zu setzen, heißt passenderweise "Extrem News" und der Artikel, den die beiden Exorzisten dort geschrieben haben, titelt Elektrosmog und Funktechnologie als Zerstörer des natürlichen Lebens.
Das wirre Werk schwingt sich behende von Ast zu Ast und streift dabei das Bienensterben, Monsanto, Oberwellen, die Osnabrücker Zeitung, schulwissenschaftliche Märchen, die unvermeidlichen Skalarwellen und allerlei mehr, was aus Sicht der Autoren zu exorzieren ist.
"Hans im Glück" fordert seinen verstörten Leser (es können unter Umständen auch zwei sein) schließlich auf, sich die Frage zu stellen, ob er auf die Annehmlichkeiten des Mobilfunks konsequent verzichten wolle. Wäre die Antwort "Ja", macht der Exorzist seinem Leser deutlich, er müsse mit dem Schicksal frühchristlicher Missionare rechnen. Lesen tut sich das dann so:
- Bist Du bereit, anderen Menschen die Notwendigkeit dieser Entscheidung klarzumachen, auch wenn Du Dir dabei deren Unverständnis, Haß und Gegenwehr einhandelst?
- Wenn Du ausgegrenzt wirst?
- Wenn Du fast alle Deine bisherigen Freunde und Bekannten dadurch verlierst?
- Vielleicht auch noch den letzten (denn wenn Du aufgehört hast, mit den mobilen Funkdingen umzugehen, wirst Du von vielen “Freunden” nicht mehr beachtet werden)?
Mein Eindruck: Hier will ein einsamer Rufer in der Wüste Anti-Mobilfunk-Dschihadisten zu seiner Fahne rufen.
Die Motive dieses seltsamen Aufzugs liegen wie so oft im Dunkeln. Die Autoren des Pamphlets sind anonym und die Website, auf der sie sich entsaften, hat ihren Sitz in Montevideo, das ist nicht die Nachbarabtei des Montecassino, sondern die Hauptstadt Uruguays. Der Betreiber der Website hat sich also vorsorglich schon einmal in Sicherheit gebracht, für den Stuss, den er verbreitet, möglichst nicht in Haftung genommen werden zu können.
Doch es gibt ein paar vage Hinweise: Die Spur führt einmal mehr in die Schweiz. Der eine Weg führt zu der PR-starken Sekte AZK (Anti-Zensur-Koalition), die auf krude Weise gegen Mobilfunk stichelt, der andere Weg führt, schnöden Mammon im Sinn, zu einem Werbefilmchen über esoterische Elektrosmog-"Schutzprodukte" der Marke Fostac.
Aus meiner Sicht ist das Ganze so plemplem, dass es keinen Schaden anrichtet, sondern bestenfalls Selbstbefriedigung spendet. Dass ich trotzdem etwas darüber geschrieben habe hat zwei Gründe:
- Neuzugängen klar machen, dass die Szene der Mobilfunkgegner eine von Spinnern dominierte starke dunkle Seite hat.
- Dokumentation der starken schrägen Seite der Anti-Mobilfunk-Szene.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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