Hans-Ueli lernt rechnen (III) (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 14.12.2010, 19:41 (vor 4963 Tagen) @ H. Lamarr

In diesem Gigaherz-Beitrag erzürnt sich Hans-Ulrich Jakob über einen Zeitungsartikel, der am 1. Dezember 2010 nicht wie er schreibt "in der Oesterreichischen Ärztezeitung" erschienen ist, sondern in Hausarzt-Online (den Link dazu lässt Hans-Ueli sicherheitshalber weg, um seine Leser bloß nicht zu überfordern). Die Umbenennung der Publikation ist allerdings nur Schlamperei und noch kein Rechenfehler. Doch der kommt gleich, nur Geduld ...

Aus dem "Hausarzt"-Artikel hat sich Herr Jakob zielsicher folgende Passage herausgepickt:

Besonderes Aufsehen erregten 2005 und 2008 publizierte Studien, die über hochsignifikante DNA-Schäden auf menschliche Zellen berichteten. Es stellte sich aber heraus, dass diese Ergebnisse gefälscht waren [4].“ (Die Literaturangabe „4“ wurde nicht gedruckt)

Dabei weiß es Herr Jakob doch viel besser und hält entgegen:

In der Stellungnahme der „Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI)“ vom 26. 11. 2010 heißt es indessen „Die Kommission konnte auf dieser Grundlage (der Untersuchungsergebnisse, Red.) den Fälschungsvorwurf weder bestätigen noch entkräften.“
Siehe unter: http://www.oeawi.at/downloads/Stellungnahme-der-Kommission-20101126.pdf

Wieso Hans-Ueli im krassen Widerspruch zu diesem Zitat für seinen Artikel ausgerechnet die irreführende Titelzeile wählte "Fälschungsvorwurf zurückgewiesen" - wir werden es wohl nie erfahren. Und mit der ihm eigenen bestechenden Logik zieht Hans-Ueli dann aus dem gesagten den Ich-hab'-auch-was-entdeckt-Schluss:

Trotzdem plaudert Prof.Dr.Lerchl von der privaten Jacobs-Universität in Bremen (im Bild links) munter über eine angeblich von ihm entdeckte Fälschung weiter.

Das, lieber Herr Jakob, war wieder einmal ein gekonnter Griff ins Klo. Schon mit der Wortstellung liegen Sie komplett neben der Spur, denn statt mit "... munter über eine angeblich von ihm entdeckte Fälschung" die Fälschung auch noch (unbeabsichtigt) zu bekräftigen, sollte es in Ihrem Sinne wohl richtig heißen: "... munter über eine von ihm entdeckte angebliche Fälschung". Doch auch dies hat noch gar nichts mit Rechnen zu tun, nur mit Textverständnis. Jetzt aber kommt's:

Halten wir fürs Protokoll fest: Am 26.11.2010 gibt die OeAWI ihre Stellungnahme heraus und schon vier Tage später, am 01.12.2010 erscheint der Artikel der Profs. Herr und Lerchl in Hausarzt-Online.

Wer nur einen Funken Ahnung vom Verlagswesen hat weiß, dass zwischen dem Einreichen eines Beitrags und der Veröffentlichung wesentlich längere Fristen liegen als nur 4 Tage, in aller Regel sind es mindestens vier Wochen Vorlaufzeit (oft deutlich mehr), die sich Redaktionen ausbitten, um eingereichte Beiträge ordentlich planen, redigieren und umbrechen zu können. Könnte also Hans-Ueli rechnen, müsste ihm klar geworden sein, dass Lerchl seinen Text weit vor der Stellungnahme der OeAWI beim Verlag eingereicht hat. Nur Milchmädchen glauben, innerhalb von vier Tagen hätte Lerchl "trotzdem" seine Vorwürfe gegen die Wiener Studien aufrecht erhalten.

Vielleicht sollte ich noch anmerken, dass "Hausarzt-online" das Internetportal der (gedruckten) Fachzeitschrift "Hausarzt" ist, und dass Hans-Ueli in der gedruckten Ausgabe mit ziemlicher Sicherheit die ihm online vorenthaltene Literaturquelle [4] (und andere) wiederfinden wird.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Milchmädchen, Textverständnis, Schlamperei


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