Tetra: Messwertfälschung durch Diagnose-Funk (Allgemein)
Wenn sich Sendemastengegner "vertun", dann vertun sie sich bekanntlich immer nur zu ihren Gunsten, es ist kein Fall überliefert, bei dem sich ein Sendemastengegner zu seinen Ungunsten irrte.
Heute: Diagnose-Funk
Ich hatte mich schon gewundert, wie Diagnose-Funk das üppige Material auf die Beine stellt, das über die Website abzurufen ist. Bei dem PDF "Auf einen Blick - Tetra BOS-Funk" hat sich das Rätsel dann ziemlich schnell gelöst, der Autor dieses 4-Seiters hat sich in Copy-Paste geübt und ganze Textabschnitte einfach aus fremden Quellen, etwa einer Behörde aus NRW, in sein Werk kopiert und als Eigenleistung ausgegeben.
Dies ist zwar kein guter Stil aber nicht weiter tragisch sofern man nicht ausgerechnet der beklaute Autor ist.
Bemerkenswerter ist etwas anderes in diesem PDF, in dessen Version 1 vom 17.09.2010 findet sich nämlich ein Textkasten, der über die Messung einer Tetra-Sendeanlage in NRW berichtet (siehe Bild).
Diagnose-Funk nennt hier einen Messwert von 1,38 V/m, der angeblich 20 Meter unter einem Münsteraner Tetra-Masten in 50 Meter Entfernung gemessen wurde. Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass dies von allen 14 Messwerten natürlich der mit Abstand ungünstigste ist. Erwähnt werden muss aber: Keiner der genannten Werte stimmt mit den Werten im Original überein! Sogar der Link zum Original, den Diagnose-Funk (DF) nennt, ist nicht zutreffend, der richtige Link lautet:
http://www.lanuv.nrw.de/veroeffentlichungen/fachberichte/fabe11/fabe11.pdf
Wer die im Original genannten Werte mit den von Diagnose-Funk genannten vergleicht (u.a. Seite 21, Messpunkt 1), stellt fest:
- Der horizontale Abstand ist nicht 50 Meter, sondern 53 Meter. Macht 6 % Fehler zugunsten DF.
- Der vertikale Abstand ist nicht 20 Meter, sondern 21,75 Meter (Höhe der Antenne 22,75 Meter minus 1 Meter, weil ja 1 Meter über Grund gemessen wurde). Macht rd. 8 % Fehler zugunsten DF.
- Die ersten beiden Fehler sind nicht aufregend, der dritte schon, denn das Original nennt für den von DF auf 1,38 V/m bezifferten Messwert nur 1,24 V/m! Macht rd. 11,3 % Fehler zugunsten von DF. Warum DF den tatsächlichen Wert, der nur abzuschreiben gewesen wäre, missachtet und einen höheren "erfindet", geht aus dem Textkasten nicht hervor. Sogar doppelt so groß ist der Fehler, wenn nicht die Feldstärke, sondern die Leistungsflussdichte betrachtet wird. Tatsächlich herrschen an Messpunkt 1 nicht die von DF genannten 5050 µW/m², sondern nur 4079 µW/m². Diagnose-Funk schlägt also beinahe 1 mW/m² auf den tatsächlichen Wert auf, macht einen Fehler von fast 24 %.
Und was lernen wir daraus?
Prüfe alles anhand von Originalquellen nach, wenn dir Sendemastengegner etwas erzählen. Die Chancen, auf einen Fehler, einen Irrtum, eine Fehlinterpretation, eine Zitatfälschung oder gar auf eine glatte Lüge zu stoßen, gehen nicht selten gegen 100 %. Das Original-PDF der Behörde aus NRW datiert übrigens vom Februar 2009, eine vor kurzem erfolgte "Korrektur" am Original scheidet damit aus und kann die wundersame Anhebung von 1,24 auf 1,38 V/m nicht erklären.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –