Andrew Goldsworthy weiß, warum EMF krank macht (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 05.07.2008, 21:10 (vor 5936 Tagen)

Nochn Wirkmodell ...

Gefunden im Tagungsband der Veranstaltung in Griechenland (auf Seite 30). Dort schreibt ein gewisser Andrew Goldsworthy dass es mehr als einen Wirkmechanismus für EMF auf Lebenwesen gebe. Und dann referiert er darüber, dass Kalziumionen durch EMF sozusagen aus den Zellwänden ausgespült werden und dies mache die Zellwände porös und durchlässig. Nahezu alle biologischen Effekte schwacher Funkfelder ließen sich auf diese Weise erklären. So weit so gut. Da ich kein Biologe bin kann ich zu dem Wirkmodell direkt nicht viel sagen. Und früher hätte ich es auch dabei bewenden lassen. Heute aber bin ich skeptischer und misstrauischer, weil mir viel zu oft ein X für ein U vorgemacht wurde. Und dass Goldsworthy in seinem Referat befürchtet, Mobilfunkantennen auf Wassertürmen könnten die Wasserqualität ähnlich dem Wirkprinzip elektronischer Entkalker beeinflussen, jedoch biologisch negativ, macht ihn für mich nicht unbedingt glaubhafter.

Die Suche im EMF-Portal hat dann ergeben, dass das Stichwort Kalzium (Calcium) dort 453 Fundstellen zutage fördert, die älteste datiert von 1973. Kalzium & EMF ist also gut erforscht und kann sogar mit einer Skandalgeschichte aufwarten. Die Suche im Portal hat aber auch ergeben, dass Goldsworthy, der inzwischen wohl pensioniert ist, nicht eine einzige Studie zum Thema EMF auf seinem Konto hat, lediglich als Mitautor eines Leserbriefes gegen wuffs Lieblingsstudie (Elaine Fox) taucht er auf. Da greift bei mir dann die Plausibilitätsprüfung: Wie kann es sein, dass jemand, der in seinem Leben keine wissenschaftlichen Spuren in Hinblick auf EMF hinterlassen hat, nun plötzlich vorgibt, Kalziumionen wären der Schlüssel für alle nicht-thermischen Effekte schwacher Funkfelder? Dies weckt in mir den Verdacht, hier handelt es sich lediglich um ein zusammengebasteltes Wirkmodell, wie es ja auch etliche andere gibt, das einer wissenschaftlichen Prüfung jedoch nicht standhalten kann. Ob es wirklich so ist werden wir erst sehen, wenn sich auch skeptische Biologen mit Goldsworthys Wirkmodell auseinandersetzen, wobei die Chancen gut stehen, dass dies nie der Fall sein wird.

Völlig belanglos sind die Kalziumionen jedoch nicht: Die SSK meldete im Jahr 2001 noch Forschungsbedarf bezüglich potenzieller Permeabilitätsänderungen für Kalziumionen an. Wer jetzt glaubt, dass sich diese Forderung dann logischerweise im Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramm (DMF) niedergeschlagen hat, der irrt. Weder in der Stellungnahme der SSK zum Abschluss des Forschungsprogramms noch auf der DMF-Website lässt sich zum Stichwort Kalzium (Calcium) brauchbares finden.

[Nachtrag Moderator 17.02.2013: Wissenschaftler (in Deutschland) bzw. Wissenschafter (in der Schweiz und z.T. in Österreich) sind Personen, die sich hauptberuflich und methodisch mit Wissenschaft und ihrer Weiterentwicklung beschäftigen. Der berufliche Aspekt ist jedoch nicht Voraussetzung - siehe Privatgelehrter, Privatdozent oder Forschung in Bereichen wie Amateurastronomie oder Speläologie.

Im Regelfall haben Wissenschaftler eine abgeschlossene Hochschulbildung und sind als Forscher tätig, häufig auch als Hochschullehrer.]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Wissenschaftler, Hese-Project, Calcium, Goldsworthy, Kalzium


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