Anfrage an Gesundheitsamt Sonthofen (II) (Allgemein)

Gast, Samstag, 16.02.2008, 23:07 (vor 6129 Tagen) @ Schmetterling

Da sich Herr Mayrock auf ein Zitat im Forum beruft, gehe ich davon aus, dass er hier auch lesen wird, welche Reaktion seine Antwort hervorruft. Deshalb möchte ich ihm noch eine Frage stellen, die sich auf folgenden Textabschnitt von Pfarrer Häublein bezieht:
Warum gab es Mitte der 90er Jahre, vor Beginn des flächendeckenden Mobilfunks im Garmischer Krankenhaus nur ca.500 Chemotherapien im Jahr -und heute sind es über 3000? Was ist der Grund für eine Steigerung um 600 Prozent.?? Dieser Behandlung haben sich auch diverse meiner Gemeindeglieder unterziehen müssen - nicht alle mit Erfolg.
Meine Frage: Ist das wahr oder nicht wahr?

Sollte sich Herr Mayrock nicht hier melden, könnte spatenpauli, ach bitte, auch noch diese Frage an den Herrn stellen? Danke.


Anfrage des IZgMF an das Gesundheitsamt Sonthofen:

1) Wie entwickelte sich im Zuständigkeitsbereich des Gesundheitsamts Sonthofen die Anzahl der in Krankenhäusern (oder insgesamt) durchgeführten Chemotherapien beginnend Mitte der 1990er Jahre bis heute? (Ideal wäre ein Diagramm).

2) Sollte sich dabei eine auffällige Zunahme um z.B. 600 % ergeben, welche Schlüsse sind daraus zu ziehen? Bedeutet dies z.B., dass heute 6-mal mehr Menschen an Krebs erkranken und behandelt werden müssen oder hat sich ggf. etwas an den Rahmenbedingungen für die Durchführung von Chemotherapien geändert?


Sehr geehrter Herr Schall,

über die erbetenen Daten verfüge ich nicht, mangels Aussagefähigkeit werde ich auch nicht den beträchtlichen Aufwand in Kauf nehmen, sie zu erfassen. Bedenken Sie bitte, daß in des Jahrzehnts sich der medizinische Standard gewandelt hat, neue Chemotherapien entstanden, auch besser verträgliche und u.U. sind diese deshalb auch mehr eingesetzt worden. Wenn überhaupt, wäre die Häufung von Krebsarten ein erster statistischer Ansatzpunkt.

Einmalige gleichzeitige Entwicklungen sagen ohnehin wenig aus. (Als drastisches Beispiel verwende ich gern den gleichzeitigen Rückgang von Störchen und Geburten in der alten BRD als anschauliche Warnung Gleichzeitigkeit und Kausalität gleichzusetzen). Sich auf einzelne Landkreise zu konzentrieren, halte ich im Übrigen für absurd, nachdem die Zunahme von "Elektrosmog" flächendeckend ist. Dies fördert die Beobachtungstechnik Einzelinformationen als Beweis abzuspeichern wenn sie ins Bild passen und auszublenden, wenn dies nicht der Fall ist. Natürlich wird es für jeden beliebigen Zeitpunkt irgendwo ein Gebiet geben, in denen die Krebszahlen gestiegen sind (oder meinetwegen die Chemotherapien).

Statistisch sinnvoller wäre ein Vergleich von Gebieten mit sonst ähnlichen Lebensbedingungen, bei denen diese Technologien nicht oder deutlich zeitlich versetzt eingeführt wurden. Berücksichtigen Sie bitte schließlich, daß bei Umwelteinflüssen das Auftreten von Krebserkrankungen durchwegs sehr stark zeitlich versetzt ist. Selbst bei so eindeutigen Zusammenhängen wie dem Rauchen liegen regelmäßig Jahrzehnte zwischen dem Beginn der Belastung und der der Feststellung der Krebserkrankung.

Auch Krebsstatistiken sollten durch Fachleute interpretiert werden. Unstrittig haben die Zuverlässigkeit der Erfassung und eine Reihe von Umweltparametern (UV-Strahlung, Feinstaub), Lebensgewohnheiten (Rauchen, fettes Essen) und vor allem das Lebensalter einen massiven Einfluß auf die Zahlen. Bitte werten Sie daher folgende statistischen Zahlen mit Vorsicht: http://www.dkfz.de/de/krebsatlas/download/alle_5.pdf Der zeitliche Trend der Fallzahlen läßt eine leichte Zunahme bei Männern und eine ebenso leichte Abnahme bei Frauen erkennen und nichts in die von Ihnen befürchtete Richtung.

Mit freundlichen Grüßen

G. Mayrock


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