Spurensuche (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 18.03.2007, 00:34 (vor 6456 Tagen) @ RDW

Dazu müsste man zuerst einmal klären, was "Frontmänner" sind. Würden Sie z.B. Dr. Neitzke oder Dr. Virnich als "Frontmänner" bezeichnen?

Ja, schon. Beide treten bei Veranstaltungen auf und werden von den Organisatoren der Veranstaltungen in aller Regel auch als kritische Stimmen präsentiert. Beide zeichnen sich jedoch auch dadurch aus, dass sie nicht nur das Wissen anderer verbreiten, sondern auch selber gute Argumente schaffen. Ich halte sie für gute weil sachlich kompetent argumetierende Frontleute.

...

Ich denke beides nicht, dort kommen doch mehr die Übertreiber, Verdreher und Schwindler zum Zug. Eben die, welche Laien zu verängstigen vermögen und das ist genau das, was die BI's dann als Erfolg bezeichnen und sich von einem Frontmann so wünschen.

Sie scheren hier alle BIs über einen Kamm. Wir haben zuweilen Referenten-Anfragen von BIs, die nicht diese Erwartungshaltung haben und Referenten der von Ihnen beschriebenen Sorte klar ablehnen.

Also nach dieser (meiner) Definition von Frontleuten kenne ich keinen, der fachlich ernst zu nehmen wäre.

Das habe ich mir schon gedacht. Es ist allerdings auch nicht einfach, gleich in mehrerlei Hinsicht fachlich kompetent zu erscheinen, weil doch einiges an Kenntnissen in den unterschiedlichsten Disziplinen aufzubringen ist: Medizin, Technik, Verwaltungsrecht, Forschung ... Größter Stolperstein - da sind wir uns sicher einig - ist immer wieder die komplexe Technik, die ein Außenstehender kaum noch zu durchschauen vermag. Da finde ich z.B., dass Franz Prof. A. eine gute Figur macht - er lässt sich gar nicht erst auf gewagte Diskussionen über technische Sperenzchen ein, sondern bleibt bei seiner wissenschaftlichen Linie.

Manche fallen auf jeden Unsinn herein (z. B. die "russischen Eier" ), andere verbreiten ungeprüft per copy & paste jede kritisch klingende Darstellung (z. B. Cherry's verdrehte Interpretationen der "Lilienfeld-Studie" ) und manche dichten zu ursprünglich korrekten Dingen einfach eigene Ansichten dazu, die das alles in einem anderen, falschen Licht dastehen lassen (wie Dr. Haas zu REFLEX oder Jakob im allgemeinen).

Der Laie durchschaut das alles natürlich nicht, nein, er glaubt dem unschuldig wirkendem Augenaufschlag "im Interesse der Gesundheit" und die Kritik an "denen da oben" und genau das nutzen viele "Frontleute" aus, sei es zur innerlichen Befriedigung oder im manchmal gut getarnten wirtschaftlichen Interesse.

Wie immer bei starkem Kompetenzgefälle ist unter Blinden der Einäugige König. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass ein Mediziner Sie als Techniker ebenfalls mit höherem Blödsinn aus seiner eigenen Sparte zutexten könnte, ohne dass Sie dies auf Anhieb bemerken könnten. Eine ehrenhafte Motivation, gezielt Unfug und Halbwissen in die Welt zu setzen, will mir freilich nicht einfallen.

Doch wie kann dagegen ein Fachmann einen anderen Menschen "fachlich ernst nehmen", in dessen Ausführungen er immer wieder gravierende Irrtümer und Schwindeleien findet?

Einmal ist keinmal. Aber immer wieder weckt Aggressionen. Zumindest bei mir.

Kaufen Sie in einer Bäckerei auch mit netter Bedienung noch ein Brötchen, in deren Backstube Sie Schaben und Ratten herumhuschen sehen?

Nein, natürlich kaufe ich dort nicht nochmal, aber so ein Bäcker kann sich mit Laufkundschaft dennoch lange über Wasser halten.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Unsinn, Referenten, Frontmann, Erwartungshaltung, Eier-Hoax


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