Heuser et Heuser: EHS-Studie mit fMRT (Elektrosensibilität)
Frau Buchs meint bei Gigaherz, es sei eine "neue und sehr interessante EHS-Langzeitstudie erschienen". Wie sie auf Langzeitstudie kommt muss sie selbst erklären, ich kann dies in den verfügbaren Daten nicht erkennen. Die Details zu der Studie bei Gigaherz sind eher irreführend, ich empfehle daher gleich den Original-Abstract.
Eine mutmaßlich unter Pseudonym tätige "Elektrosensible" (Peggy Freiberger) behauptet mit Verweis auf die besagte Studie, "Elektrosensibilität kann mit bildgebenden Verfahren diagnostiziert werden" (Quelle). Wenn es so wäre, könnte die Forschung ihre Suche nach einem ersten "echten" Elektrosensiblen einstellen. Doch so wie es Peggy (und andere) gerne hätten, ist es eben nicht, nach wie vor gibt es kein wissenschaftlich anerkanntes Verfahren, EHS zu diagnostizieren. Einträgliche Hokuspokus-Verfahren gibt es hingegen einige. Tut mir leid, Peggy, aber so sieht die Welt nun mal aus, wenn du deine Brille mit den rosaroten Gläsern abnimmst. Den Volltext von Heuser & Heuser gibt es übrigens inzwischen hier.
Da Heuser & Heuser großzügig auf eine Kontrollgruppe verzichtet haben und ihre zehn selbstdiagnostiziert "elektrosensiblen" Probanden allesamt ähnlich abnormale funktionelle MRT-Gehirnscans zeigten, mussten sich die Forscher Fragen nach der Kontrollgruppe gefallen lassen. Dies führte im Dezember 2017 zu einem Corrigendum der Studie. In dem Corrigendum zaubert das Paar aus damals sieben Jahren alten fMRT-Hirnscans, die von anderen Forschern bei gesunden Probanden gefunden wurden, durch Bildüberlagerungen den typischen fMRT-Gehirnscan eines Gesunden, dem die Abnormalitäten eines EHS fehlen. Ob diese eigenartige Herbeischaffung eines Vergleichs legitim ist oder verkorkst, kann ich nicht kompetent beurteilen. Koscher kommt sie mir jedenfalls nicht vor, wobei fMRT-Hirnscans in Bezug auf Kontrollgruppen allerdings wohl auch heikle Anforderungen stellen.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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H. Lamarr,
06.09.2017, 21:21
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07.09.2017, 09:09
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