Warum Selbsthilfegruppen "Elektrosensiblen" eher schaden (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 03.10.2018, 19:55 (vor 2248 Tagen) @ H. Lamarr

Wer dem Link folgt stößt auf derzeit drei Selbsthilfegruppen ...

Das war der Stand vor zwei Jahren, heute zeigt der Link (oben) sieben EHS-Selbsthilfegruppen in der Schweiz. Ist das für EHS nun ein Grund zum Jubeln oder ist dies endlich der ersehnte Beleg für die alte Behauptung, es gäbe "immer mehr" sogenannte Elektrosensible?

Ich meine Nein, aus einer ganzen Reihe von Gründen:

► Die Selbsthilfe in der Schweiz findet allgemein mehr Zulauf, im Oktober 2017 hatte sich die Anzahl der Selbsthilfegruppen auf 2’560 verdoppelt im Vergleich zu 2002 (Quelle).
► "Elektrosensibilität" ist nach wie vor eine Phantom-Krankheit ohne plausiblen physikalischen Auslöser. Deshalb ist diese "Krankheit" als solche nicht anerkannt. Das krampfhafte Streben nach Anerkennung unterscheidet "Elektrosensible" grundlegend von vielen anderen, die gemeinschaftliche Selbsthilfe suchen.
► Selbsthilfegruppen bestärken "Elektrosensible" in ihrem Irrglauben, es gäbe einen Kausalzusammenhang zwischen ihren Symptomen und der Einwirkung elektromagnetischer Felder. "Elektrosensible" werden dadurch einer wirksamen Hilfe (kognitive Verhaltenstherapie) nachhaltig entfremdet, die Selbsthilfe wirkt kontraproduktiv, sie schadet den Betroffenen mehr als sie nutzt.
► Unter überzeugten Elektrosensiblen gibt es welche mit ausgeprägtem Willen zur Manipulation (Stichwort Epros-Studie). Solchen Personen ist zuzutrauen, dass sie Selbsthilfegruppen nur zum Schein gründen, um politische Ziele zu verfolgen oder um "Druck" aufzubauen.
► Es gibt keinen wirksamen Schutz, dass EHS-Selbsthilfegruppen aus kommerziellem Antrieb heraus von selbsternannten Heilern gegründet oder unterwandert werden (Beispiel Winterthur).
► Es gibt keinen wirksamen Schutz, dass EHS-Selbsthilfegruppen aus ideologischem Antrieb heraus von politisch Radikalen gegründet oder unterwandert werden (Beispiel BI Kassel in Deutschland).
► Es gibt keinen wirksamen Schutz, dass EHS-Selbsthilfegruppen von völlig unqualifizierten Selbstdarstellern gegründet oder unterwandert werden.
► Die "Selbsthilfe Schweiz" dokumentiert ihre Unkenntnis der Sachlage, indem sie auf ihrer Website zum Stichwort "Elektrosensibilität" die Fake-Selbsthilfevereine Gigaherz, Bürgerwelle Schweiz und Diagnose-Funk auflistet und so "Elektrosensible" in die Arme von Dilettanten, Hetzern und kommerziell motivierten "Helfern" treibt. Statt Selbsthilfe erwartet Betroffene dort ein Bärendienst und die Instrumentalisierung für Vereinszwecke.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Scharlatanerie, Instrumentalisierung, unterwandert, Verhaltenstherapie, EHS-Verein, Irrglaube, Selbsthilfegruppen, Kassel, Winterthur


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