Roaming für Betreiber vorteilhafte Geldquelle (Allgemein)

Gast, Mittwoch, 09.11.2005, 22:19 (vor 6959 Tagen) @ KlaKla

Das beschauliche Moseltal hat, was Funkwellen anbelangt, mancherorts seine Tücken. So sind ausländische Radiosender deutlich besser zu empfangen als einheimische und das Handy bucht sich unbemerkt auch ganz gerne mal ins ausländische Netz ein. Probleme, mit denen übrigens Bewohner beiderseits der Grenzen zu kämpfen haben.

Sehr geehrter Herr Hartenstein,

gerade das Moseltal im Grenzlandbereich zwischen Luxemburg und Deutschland stellt m.E. ein vorzügliches Studienobjekt für die Netzabdeckung beim Mobilfunk dar. Bedenken sollte man auf jeden Fall, dass luxemburgische Mobilfunkbetreiber den Grenzwert von 3 V/m respektieren müssen, derweil deutsche Mobilfunknetze bedauerlicherweise immer noch auf Basis des industrienahen ICNIRP/WHO Grenzwert funktionieren. (Ich persönlich halte den luxemburgischen Grenzwert auch noch für zu hoch angesetzt!)

Da Mobilfunknutzer diesseits und jenseits der Mosel gleichsam im eigenen Lande von ausländischen Betreibern "geroamt" werden (Anm. Red.: Handy nutzt nicht das Heimatnetz, sondern automatisch ein - teures - ausländisches Netz), stellt die Topografie m.E. eine wesentlich stärkere Einflussgröße auf die Empfangsqualität eines Funknetzes dar, als die wesentlich schwächere Einflussgröße von zwei unterschiedlichen Grenzwertformulierungen bei benachbarten Funknetzen.

Ich möchte die Aussagen der enorm-Studie nicht prinzipiell in Frage stellen, jedoch wage ich die Behauptung, dass diese vor allem ihre Gültigkeit im rein hypothetischen elektromagnetischen Ausbreitungsmodell (bei direktem Sichtkontakt) bewahren. Die Praxis (siehe Moseltal) jedoch belehrt uns genau wie bei dem immer wieder zitierten, fast schon mythenbehafteten "Leuchtturm-" oder "Regenschirmeffekt" eines Besseren!

Gerade in Luxemburg könnte ich manche hochrangige Regierungsmitglieder zitieren, die hin- und wieder den "tiefen" luxemburgischen Grenzwert angeführt haben, um den Unmut von luxemburgischen Mobilfunkkunden, die im eigenen Lande von ausländischen Netzbetreibern "geroamt" wurden, abzuwehren.

Umso mehr erstaunt war ich über die Offenheit und die Sachlichkeit, mit welcher die Vertreter der luxemburgischen Netzbetreiber sowie des zuständigen Beamten der Regulierungsbehörde ILR über das grenzüberschreitende Roaming im Moseltal Stellung bezogen.

Dem aufmerksamen Leser wird sicherlich auch nicht entgangen sein, dass Netzbetreiber sich das gewinnbringende "Roaming" nicht durch eigene Mehrinvestitionen in ein dichteres Mobilfunksendernetz vermiesen wollen.

Mit freundlichen Grüßen,

Pierre Johanns, Luxemburg


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