Der "Lobbyist" im Weltbild der extremen Mobilfunkgegner (Allgemein)

Lilith, Montag, 05.11.2012, 00:25 (vor 4403 Tagen) @ Gast

Gerade junge Menschen bewerten Lobbyarbeit positiv.
Wichtig sind Transparenz und klare Regeln.

Das ist so kurz wie excellent formuliert. Der Vorwurf des Lobbyismus ist nämlich so altmodisch, wie er doch immer wieder gerne erhoben wird.

"Lobbyarbeit" ist bei den Gegnern dieser Kommunikationsform gemeinhin konnotiert mit Begriffen wie Beeinflussung, Heimlichkeit, Einflüsterung, und ähnlichen. Die den Vorwurf der Lobbyarbeit erheben, pflegen ihre innere Vorstellung von den mauschelnden Lobbyisten, die "hinter den Kulissen" für die eigenen Pfründe unterwegs sind.

Jedoch wird man Lobbyismus so lange nicht verhindern können, wie man es Interessensgruppen erlaubt, sich für ihre Interessen stark zu machen und deren Durchsetzung zu organisieren. Oder, mit anderen Worten: "Lobbyismus" gibt es nun einmal dort, wo demokratische Verhältnisse herrschen. Worauf es ankommt, ist oben gesagt: Transparenz in den Entscheidungsgängen muss hergestellt werden, der Vorwurf des "Lobbyismus" verliert dann seine Kraft.

In den Veröffentlichungen der extremen Mobilfunkgegner wird der Begriff "Lobbyismus", über das oben Gesagte hinaus, regelmäßig in diffamierender und unterstellender Weise benutzt. Man wähnt sich dort selbstverständlich auf der moralisch richtigen Seite, wenn man gegen "Lobbyisten" angeht. Für die extremen Mobilfunkgegner, die sich übrigens innerhalb ihrer eigenen Lobby vertraut als "liebe Mitstreiter" titulieren, gehört es zum alltäglichen Procedere, "Lobbyisten" zu identifizieren und persönlich öffentlich anzuprangern. Denn wer sich einbildet, er müsse "Lobbyisten" jagen, wird und muss sich zwangsläufig die passenden Zielpersonen suchen bzw., sofern nicht vorhanden, eben einbilden. Es gilt, Feindbilder zu pflegen und qua deren Existenz die eigene Bedeutung hervorzuheben.

Das kann so weit gehen, wie jüngst wieder im rechtsextremen Schweizer Forum "Gigaherz" zu besichtigen: Dort wurde aus Anlass der Youtube-Veröffentlichung des Vortrages eines sachkundigen Fachmannes derselbe ohne jede Hemmung persönlich heruntergemacht. Nicht die Aussage wird kritisiert, sondern die Person in ihrem Erscheinungsbild. Es fallen Aussagen zum angeblichen "Verhalten eines Berufslügners vor Publikum", der bezüglich "Nervosität, Gesten, Gesichtsausdruck, Sprache, Wortwahl usw." ein "Studienobjekt" abgebe. Es geht also in offen verhetzender Weise gegen eine Menschenperson, gegen deren persönlichen Ausdruck; sogar die Physiognomie wird als Angriffsfläche angeboten.

Die Tiraden gegen "die Lobby", den "Lobbyismus" in den Worten und Schriften der extremen Mobilfunkgegner, allzu oft verbunden mit der Erwähnung und Zurschaustellung realer Personen, kann man vor diesem Hintergrund als Versuche der Aufstachelung gegen Menschen begreifen, mithin als rechtsextreme Methodik. Wo diese Form der Öffentlichkeitsarbeit enden will, so sie denn könnte, ist historisch vielfach abgebildet und in z.T. furchtbarer Weise durchexerziert worden.

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Meine Beiträge sind als Meinungsäußerungen aufzufassen. Die Meinungsäußerungsfreiheit ist ein in allen zivilisierten Ländern gesetzlich geschütztes Grundrecht.

"Wer die Dummbatzen gegen sich hat, verdient Vertrauen." (frei nach J.-P. Sartre)

Tags:
Feindbild, Lobbyismus, Einflüsterung, Heimlich


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