Bericht von der Diagnose-Funk-Veranstaltung in München (I) (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 28.10.2012, 22:32 (vor 4414 Tagen) @ H. Lamarr

Da meine Frau schon an der Matratze horcht, muss unser detaillierter Bericht von der Kundgebung noch ein bisschen warten, denn das möchte ich jetzt nicht allein nur mit Hörgesagtem vom Zaum brechen.

So, hier ist er also, der Bericht von der Diagnose-Funk-Veranstaltung am 27. Oktober 2012 in München, angefertigt nach Gedächtnisprotokoll und einigen Videosequenzen. Anspruch auf Vollständigkeit erhebt er nicht, kann er nicht, weil die Beobachterin zur Halbzeit der Kundgebung nur eine Stunde am Ort des Geschehens verbrachte. Und los geht's:

Beratung in Garten-Pavillons
Sechs zerlegbare Garten-Pavillons waren am Rand des Odeonsplatzes aufgestellt, einer neben dem anderen, dort sollte die Beratung von Interessenten stattfinden. Ein Stand war vom BUND Naturschutz Bayern e.V., an einem anderen wurden die Broschüren der sogenannten Kompetenzinitiative verkauft, am nächsten konnte man selbstgebrannte DVDs mit Anti-Mobilfunk-Informationen erwerben, dann kamen die Stände von Diagnose-Funk und ödp Erding sowie, unerwartet, ein Stand vom Verein der Elektrosensiblen (EHS) aus München. Der Stand der Elektrosensiblen war der einzige, der kein Infomaterial anbot, nur Sitzgelegenheiten waren zu sehen und ein Tisch mit Getränkebechern. Nur am Stand des BUND Naturschutz Bayern wurde die Beobachterin freundlich angesprochen, und höflich auf das kostenpflichtig Material hingewiesen. Von den anderen im Vorfeld genannten Unterstützern der Kundgebung war nichts zu sehen.

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Vor der viel zu groß geratenen Rednertribüne mit den beiden Lautsprechertürmen wirken die Zuhörer verloren. Das Foto wurde ungefähr zur Halbzeit der Kundgebung aufgenommen. Rechts sind halb verdeckt die Pavillons erkennbar.

Zwei Mitstreiter streiften auf dem Odeonsplatz vor der Feldherrnhalle umher und verteilten ohne sichtbare Begeisterung den Infoflyer der Kundgebung (PDF) an Passanten. Ihre Tour kreuzte die einer Handvoll Plakatträger, die häufig ihren Standort wechselten, damit möglichst viele Schaulustige die Texte auf den Plakaten lesen konnten.

Personen
In der Zeit von 12:45 Uhr bis 13:45 Uhr waren (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) an bekannten Gesichtern zu sehen Dr. Klaus Buchner, Karl-Heinz Jobst, Bernhard Suttner und der Zahnarzt von Klaus Buchner, Dr. dent. Claus Scheingraber. Helga Krause und Eva W. wurden auf dem BUND-Stand gesichtet; Dr. Martin Runge unterhielt sich unter einem Regenschirm mit seinem grünen Parteigenossen Dr. Hans Schmidt aus Wolfratshausen; Werner Funk (Oberammergau) trug ein Plakat umher. Vier bis sechs Personen in gelben Alarmwesten wirkten wie Ordner, es gab aber auch Leute mit einer Armbinde, die diese klar als Ordner auswies.

Die Moderation der Veranstaltung übernahm Christiane von Festenberg-Pakisch, sie füllte die Umbaupausen mit ihren Erlebnisberichten als Tetra-Gegnerin.
Geradezu überschwänglich lobte sie das Engagement von Anne Franke (Die Grünen) und der Freien Wähler, deshalb sei im Bayerischen Landtag das Thema Mobilfunk noch nicht vom Tisch. Als besonders erwähnenswert beschrieb sie die Aussagen „eines Mediziners“ bei der jüngsten Anhörung im Landtag am 5. Juli 2012. Den Namen des Mannes (Dr. Mutter) nannte sie nicht, warum auch immer. Um Behördenvertreter inkompetent aussehen zu lassen griff von Festenberg-Pakisch die schon mehrfach entstellend zitierte Aussage von Prof. Caroline Herr auf, der zufolge herumliegende Kabel für Schüler als Stolperfalle gefährlicher seinen als W-LAN. Der erhoffte große Lacher blieb diesmal jedoch aus.

Reden von Schönauer & Frankenberger
Der Referent des BUND Naturschutz (Sebastian Schönauer) berichtete, Gymnasiasten hätten die Schädlichkeit der Technik mit dem Verklumpen von roten Blutkörperchen nachgewiesen (Geldrolleneffekt). Doch, dass Schüler etwas geschafft hätten, woran die etablierte Wissenschaft gescheitert sei, das dürfe man seinem Verständnis nach so nicht stehen lassen. Er schlug vor, einen neuen Preis auszuloben, nicht „Jugend forscht“, sondern „Politikerinnen forschen“. Wieso keine Politiker, blieb offen. Das Preisgeld von 500 Euro bekämen dann die, die ähnlich gute Ergebnisse herausfänden - in der negativen Wirkung der Strahlung. Schönauer gab sich überzeugt, eine Politikerin zu finden, die die Aufgabe bewältigen könne. Weiter behauptete der BUND Naturschutz-Vize in Österreich sei die Krankheit EHS anerkannt und die Patienten würden dort von Spezialisten betreut. Er fragte sich, warum dies hier in Deutschland nicht möglich sein soll, und versprach sich dafür einzusetzen.

Laut von Festenberg-Pakisch gibt es in Bayern inzwischen 192 Kommunen in 63 Landkreisen, die gegen Tetra protestierten und/oder Standorte „offiziell ablehnen“. Und Sie fragte: „Wird der BUND und der BUND Naturschutz Bayern sich dem heutigen Odeonsplatz-Appell anschließen, der ein Tetra-Moratorium fordert und eine ehrliche und ergebnisoffene Überprüfung der gelten Grenzwerte?“ „Ja natürlich machen wir das“, antwortete Schönauer. „Dafür haben wir uns im Vorfeld mit der Sache beschäftigt und einstimmig dazu bekannt“.

Gemäß Agenda sollte zwischen Sebastian Schönauer und Sebastian Frankenberger eigentlich Dr. Hans Jürgen Fahn von den Freien Wählern sprechen. Das aber war nicht der Fall, stattdessen wurde der Liedermacher eingeschoben, der dafür sorgte, dass sich die Reihen der Zuhörer schnell lichteten. Während dieses Auftritts wurden auch die vorbereiteten aber nicht nachgefragten gelben Schilder mit Protestparolen vor der Bühne aufgestellt, damit man sie wenigstens dort sehen konnte (siehe Foto).

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Der angelegte Vorrat an gelben Schildern mit Protestparolen war viel zu groß für die wenigen Teilnehmer der Kundgebung. Kurz vor der Rede des ödp-Bundesvorsitzenden wurden die ungenutzten Schilder noch schnell vor die Rednertribüne drappiert.

Sebastian Frankenberger erobert die Herzen der EHS. Denn er rief, die Zuhörer sollten alle aus Rücksicht gegenüber den anwesenden EHS ihr Handy ausschalten. Ohne Reaktion beim Publikum blieb sein Geständnis, er selbst könne nicht auf sein Handy verzichten, er benötige es aus beruflichen Gründen. Dann lobt er seinen Vorgänger, Dr. Klaus Buchner für dessen Arbeit als Mobilfunkkritiker. Das Scheitern des ödp-Mobilfunk-Volksbegehrens (2005) begründet er damit, man sei einfach zu früh dran gewesen. Schlimm findet er, dass eine Antenne auf der Universitätsbibliothek Passau errichtet worden sei, genau dort, wo junge Menschen studieren würden. Seiner Meinung nach müsste man die Rettungskräfte dringend bezüglich der Gefahren durch Tetra aufklären, und sie so als streitbare Partner gewinnen. Ihm täten die Feuerwehrleute in Passau leid, die mit dieser Technik in Zukunft arbeiten sollen. Viel besser und günstiger sei die heute noch eingesetzte analoge Technik. Er wisse, wovon er spreche, da er seelsorgerisch im Raum Passau bis nach Österreich hinein aktiv sei. Frankenberger hofft, dem bayerischen Staat möge das Geld ausgehen, damit kein Geld mehr in die Tetra-Technik fließe. Man könnte auch über ein weiteres Volksbegehren nachdenken, diesmal zu Tetra. Der ödp-Bundesvorsitzende dankt Diagnose-Funk und warb für die Unterstützung des Vereins, damit dieser seine hervorragende Arbeit weiter fortsetzen könne.

Weiter zu Teil II des Berichts

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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