Hattrick: Retraktionen von 3 Publikationen zu Spermienschäden (Allgemein)
Alexander Lerchl , Freitag, 16.03.2012, 06:24 (vor 4637 Tagen)
Diese Publikationen waren geeignet, den Männern gehörig Angst einzujagen. Unfruchtbarkeit und Impotenz durch Mobilfunk! Jedenfalls legten das drei Studien von Nader Salama aus Alexandria nahe, die nunmehr aus verschiedenen Gründen zurückgezogen (retrahiert) werden. Angeblich wurden Rammler in einem japanischen Labor für 8 Stunden an Tag über 12 Wochen exponiert, und die verschiedenen Parameter zeigten dramatische Verschlechterungen.
Tja.
- Es gab keine Laborbücher
- Die japanischen Kollegen wussten nichts von den Publikationen
- Die Effekte sind "zu gut, um wahr zu sein"
- Die angebliche "Exposition" fand durch Handys im Stand-by Modus statt
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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert
Tags:
Spermien, Retraktion, Unfruchtbarkeit, Salama, Impotenz
Hattrick: Retraktionen von 3 Publikationen zu Spermienschäden
Doris , Freitag, 16.03.2012, 10:06 (vor 4637 Tagen) @ Alexander Lerchl
- Die japanischen Kollegen wussten nichts von den Publikationen
wie kann das sein? Die japanischen Kollegen waren doch auch an der Antwort auf den Kommentar von Ihnen und Dr. Bornkessel beteiligt. Die Antwort steht nicht mehr zur Verfügung, aber ich habe sie damals gelesen.
Auszug aus dem Laborjournal:
Ein zweites Lämpchen würde aufleuchten, wenn sich wie bei Salama herausstellt, dass er weder im einen noch im anderen Fall als Institutsmitarbeiter aufgeführt ist [4,5].
Auf der Seite wird Nader Salama aufgeführt.
Das Ende vom Lied: Zurückziehung aller drei Publikationen
Die neuen Erkenntnisse haben die Situation nunmehr grundlegend geändert. Alle drei Publikationen wurden bzw. werden zurückgezogen.
Begründung für die Retraktion einer Arbeit gibt es auf dieser Seite
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Salama
Hattrick: Retraktionen von 3 Publikationen zu Spermienschäden
Alexander Lerchl , Freitag, 16.03.2012, 12:42 (vor 4636 Tagen) @ Doris
- Die japanischen Kollegen wussten nichts von den Publikationen
wie kann das sein? Die japanischen Kollegen waren doch auch an der Antwort auf den Kommentar von Ihnen und Dr. Bornkessel beteiligt. Die Antwort steht nicht mehr zur Verfügung, aber ich habe sie damals gelesen.
Richtig. Vielleicht wurde die (nebenbei unsinnige) Antwort auch gelöscht. Ausschließen kann ich nicht, dass die japanischen Co-Autoren auch von dieser Erwiderung nichts wussten, zumal Salama auch hier wieder nur seine yahoo-Adresse angegeben hat.
Auszug aus dem Laborjournal:
Ein zweites Lämpchen würde aufleuchten, wenn sich wie bei Salama herausstellt, dass er weder im einen noch im anderen Fall als Institutsmitarbeiter aufgeführt ist [4,5].
Auf der Seite wird Nader Salama aufgeführt.
Ja, aber nicht als Mitglied der Fakultät oder im Department of Urology, sondern als Mitglied in einem Kommittee.
Das Ende vom Lied: Zurückziehung aller drei Publikationen
Die neuen Erkenntnisse haben die Situation nunmehr grundlegend geändert. Alle drei Publikationen wurden bzw. werden zurückgezogen.
Begründung für die Retraktion einer Arbeit gibt es auf dieser Seite
Vielleicht besser diesen Link benutzen (Volltext der Begründung):
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1365-2605.2012.01271.x/pdf
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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert
Retrahieren einer Studie: Wie funktioniert das?
H. Lamarr , München, Samstag, 17.03.2012, 00:44 (vor 4636 Tagen) @ Alexander Lerchl
... drei Studien von Nader Salama aus Alexandria nahe, die nunmehr aus verschiedenen Gründen zurückgezogen (retrahiert) werden.
Ich habe das noch immer nicht ganz begriffen, wie so eine Retraktion vonstatten geht und wahrgenommen wird.
Dass ein Wissenschaftler oder der Herausgeber eines Fachjournals den Entschluss fassen, eine publizierte Studie zurück zu ziehen, das kann ich mir noch gut vorstellen.
Wie aber gelangt die Kunde von so einer Retraktion zu Wissenschaftlern, die aus der Arbeit zitieren möchten? An der gedruckten Publikation lässt sich im Nachhinein ja nichts mehr ändern und irgendwo in einer jüngeren Ausgabe einer Publikation in einem kleinen Kasten auf eine Retraktion hinzuweisen, das findet doch keiner! Im Zeitalter des www wird es wohl eine Online-Lösung des Problems geben, aber es muss auch davor schon funktioniert haben. Danach befragt sind Suchmaschinen wenig bis gar nicht auskunftsfreudig.
Wie bitte also funktioniert dieses Instrument des Retrahierens, damit es wirkungsvoll die Qualitätssicherung in der Wissenschaft gewährleistet?
Woher hat z.B. das EMF-Portal Wind von der Retraktion bekommen und dies bereits im Titel einer betroffenen Salama-Arbeit nachgetragen?
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Retrahieren einer Studie: So funktioniert das!
Alexander Lerchl , Samstag, 17.03.2012, 17:43 (vor 4635 Tagen) @ H. Lamarr
... drei Studien von Nader Salama aus Alexandria nahe, die nunmehr aus verschiedenen Gründen zurückgezogen (retrahiert) werden.
Ich habe das noch immer nicht ganz begriffen, wie so eine Retraktion vonstatten geht und wahrgenommen wird.
Dass ein Wissenschaftler oder der Herausgeber eines Fachjournals den Entschluss fassen, eine publizierte Studie zurück zu ziehen, das kann ich mir noch gut vorstellen.
Wie aber gelangt die Kunde von so einer Retraktion zu Wissenschaftlern, die aus der Arbeit zitieren möchten? An der gedruckten Publikation lässt sich im Nachhinein ja nichts mehr ändern und irgendwo in einer jüngeren Ausgabe einer Publikation in einem kleinen Kasten auf eine Retraktion hinzuweisen, das findet doch keiner! Im Zeitalter des www wird es wohl eine Online-Lösung des Problems geben, aber es muss auch davor schon funktioniert haben. Danach befragt sind Suchmaschinen wenig bis gar nicht auskunftsfreudig.
Wie bitte also funktioniert dieses Instrument des Retrahierens, damit es wirkungsvoll die Qualitätssicherung in der Wissenschaft gewährleistet?
Erstens durch die Markierung der Publikation als "retracted". Das geschieht zuerst beim Verlag für die entsprechende Zeitschrift. Zweitens durch die Änderung des sog. doi-Eintrags (document object identifier). Viele Zeitschriften machen inzwischen eine elektronische Suche bei eingereichten Manuskripten nach den dort enthaltenen Zitaten (hauptsächlich um zu prüfen, ob ein Zitat existiert und ob sich z.B. Druckfehler eingeschlichen haben); dabei werden retrahierte Arbeiten sofort erkannt und ein Hinweis generiert, dass diese Arbeit nicht mehr zitiert werden darf. Und drittens natürlich durch die Gutachter und Herausgeber selbst, die oft die Sachverhalte kennen und darauf hinweisen.
Woher hat z.B. das EMF-Portal Wind von der Retraktion bekommen und dies bereits im Titel einer betroffenen Salama-Arbeit nachgetragen?
Kann ich nicht sagen, vielleicht durch dieses Forum?
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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert
Retrahieren einer Studie: So funktioniert das!
Doris , Samstag, 17.03.2012, 20:33 (vor 4635 Tagen) @ Alexander Lerchl
Woher hat z.B. das EMF-Portal Wind von der Retraktion bekommen und dies bereits im Titel einer betroffenen Salama-Arbeit nachgetragen?
Kann ich nicht sagen, vielleicht durch dieses Forum?
Nein, durch Ewa Rajpert-De Meyts (Editor-in-chief).
Der Hinweis auf die zurückgezogene Salama Studie steht seit gestern im EMF-Portal.
Hattrick: Retraktionen von 3 Publikationen zu Spermienschäden
Alexander Lerchl , Donnerstag, 24.05.2012, 10:12 (vor 4568 Tagen) @ Alexander Lerchl
Diese Publikationen waren geeignet, den Männern gehörig Angst einzujagen. Unfruchtbarkeit und Impotenz durch Mobilfunk! Jedenfalls legten das drei Studien von Nader Salama aus Alexandria nahe, die nunmehr aus verschiedenen Gründen zurückgezogen (retrahiert) werden. Angeblich wurden Rammler in einem japanischen Labor für 8 Stunden an Tag über 12 Wochen exponiert, und die verschiedenen Parameter zeigten dramatische Verschlechterungen.
Tja.
- Es gab keine Laborbücher
- Die japanischen Kollegen wussten nichts von den Publikationen
- Die Effekte sind "zu gut, um wahr zu sein"
- Die angebliche "Exposition" fand durch Handys im Stand-by Modus statt
Auch die letzte Retraktion ist nunmehr erfolgt:
http://www.nature.com/ijir/journal/vaop/ncurrent/pdf/ijir201221a.pdf
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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert
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Fertilität, Salama, Nature, Fachjournal