Würmer sind nicht unter der Haut – sondern im Kopf (Allgemein)

Diagnose-Reflex, Freitag, 02.09.2011, 13:08 (vor 4833 Tagen)

Lesenswert.... äußerst lesenswert. Parallelen? Ein Schelm, der Böses dabei denkt!

Welt online: Würmer sind nicht unter der Haut – sondern im Kopf

Besonderes Prachtstück: Die zwei letzten Absätze

"Es bleibt also fraglich, ob die Mayo-Clinic-Studie dazu beitragen kann, Morgellons-Kranke zu bekehren. Schließlich finden sie in Internetforen jede beliebige Erklärung bis hin zu saftigen Verschwörungstheorien, die es erleichtern, den Wahn aufrechtzuerhalten. Und nicht nur das. Menschen, die ein unspezifisches Kribbeln oder Stechen auf der Haut verspüren, können auf der Suche nach Informationen durch die Internetberichte überhaupt erst auf die Idee gebracht werden, an der Krankheit zu leiden.

Andrew Lustig vom Center for Addiction and Mental Health in Toronto schrieb dazu im Fachjournal „Psychosomatics“: „Die Morgellonsche Krankheit ist ein Internet-Phänomen. Durch die vielen öffentlich gemachten Schilderungen von Patienten in den vergangenen paar Jahren sehen wir einen explosiven Anstieg derer, die sich ebenfalls betroffen fühlen – dabei ist der Dermatozoenwahn seit über 300 Jahren bekannt.“

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Hypochonder, EHS-Phobie, Phobie, Morgellons, Kribbeln, eingebildete Krankheiten, Dermatozoenwahn, Rückenschmerzen, fiktive Krankheiten

Mikrowellensyndrom eine Neuentdeckung Betroffener

KlaKla, Sonntag, 04.09.2011, 09:59 (vor 4831 Tagen) @ Diagnose-Reflex

"Es bleibt also fraglich, ob die Mayo-Clinic-Studie dazu beitragen kann, Morgellons-Kranke zu bekehren. Schließlich finden sie in Internetforen jede beliebige Erklärung bis hin zu saftigen Verschwörungstheorien, die es erleichtern, den Wahn aufrechtzuerhalten. Und nicht nur das. Menschen, die ein unspezifisches Kribbeln oder Stechen auf der Haut verspüren, können auf der Suche nach Informationen durch die Internetberichte überhaupt erst auf die Idee gebracht werden, an der Krankheit zu leiden.

Ähnlich verhält es sich mit dem Mikrowellensyndrom, angeblich eine Gesundheitsstörung als Folge schwacher EMF-Strahlung. Diese Gesundheitsstörung soll 1932 entdeckt wurden sein von Erwin Schliephake. Betroffene, unter ihnen Ärzte, bringen das gerne in ihrem Vortrag vor Laienpublikum. Die wohl Szenen bekannteste Ärztin ist da Dr. Cornelia Waldmann-Selsam aus Bamberg. Eine professionelle Kranken-Anamnese hat sie mWn nie erbracht, statt dessen kursieren ihre Fallbeispielen (Kasuistik) bei Baubiologen und anderen Nutznießern. In ihrer Hochphase dramatisierte sie mit Krebserkrankungen und unerklärlichen Todesfälle. Tatkräftig unterstützt wurde sie von weiteren betroffenen Ärzten (aus der Reihe der Psychosomatik). Später stieg sie um auf kranke Bäume. Da erfuhr sie Unterstützung durch den betroffenen Physiker Dr. Volker Schorpp. All diese Leute sind unabhängig von ihrem Titel jedoch in ihrem Urteilsvermögen auf Grund ihrer eigene Betroffenheit befangen. Unabhängige, seriöse Aufklärung ist nicht möglich.

Erwiesen ist, dass Psychosomatische Erkrankungen zugenommen haben. Das liegt aber nicht etwa an der Zunahme von EMF-Strahlung. Heute geht man davon aus, dass bei psychosomatischen Erkrankungen das Gleichgewicht zwischen körperlichen und seelischen Faktoren aus den Fugen geraten ist. 1932 Jahren war dieses Zusammenspiel noch nicht erforscht.

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Psychosomatik, Waldmann-Selsam, Befangen, Kausalzusammenhang, Mikrowellensyndrom, Psychische Krankheit, Wahrnehmungsverzerrung, Fallbeispiel, Therapeuten, Therapie, Betroffenheit

Wenn Information krank macht: ansteckende Rückenschmerzen

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 20.10.2011, 12:37 (vor 4785 Tagen) @ Diagnose-Reflex

„Die Morgellonsche Krankheit ist ein Internet-Phänomen. Durch die vielen öffentlich gemachten Schilderungen von Patienten in den vergangenen paar Jahren sehen wir einen explosiven Anstieg derer, die sich ebenfalls betroffen fühlen – dabei ist der Dermatozoenwahn seit über 300 Jahren bekannt.“

Im "Spiegel" (Ausgabe 40/2011) gibt es dazu eine Parallele in einem Beitrag über Rückenschmerzen ("Was den Rücken stark macht") und das Herumlaborieren und Herumoperieren der Ärzteschaft. Auf Seite 137 heißt es dazu:

Die Sachsen-Anhalter, Mecklenburger, Thüringer, Brandenburger und Berliner haben sich das Kreuz mit dem Kreuz eingehandelt wie eine ansteckende Krankheit, vermuten Sozialmediziner der Universität Lübeck. "Ich glaube, dass der Rückenschmerz eine übertragbare Krankheit ist", sagt der an der Studie beteiligte Arzt und Soziologe Heiner Raspe, 66. "Und der Übertrager ist offenbar die Information darüber."

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Ansteckung, Sachsen-Anhalt

Medizinischer Geisterfahrer diagnostiziert Morgellons

H. Lamarr @, München, Montag, 05.02.2018, 14:26 (vor 2485 Tagen) @ Diagnose-Reflex

Die Münchener Boulevardzeitung tz berichtete am 14.08.2010 von einem Unglück, eine Frau sprang wegen Morgellons aus einem Heißluftballon in den Tod. Hier ein Auszug daraus:

2008 begann ihr Leiden. Zunächst fühlte sie sich permanent unwohl, hatte starke, fast unerträgliche Gliederschmerzen. Antibiotika sowie eine Kur brachten keine Linderung. Nur wenige Monate danach bemerkte sie, dass ihr eine undefinierbare Faser zwischen Ring- und kleinem Finger wuchs. „Panisch rannte sie daraufhin von Arzt zu Arzt, wusste nicht, was sie tun sollte“, erinnert sich Rust. Der 73-Jährige berichtet, dass Mediziner eine nicht austherapierte Borreliose-Erkrankung als Ausgangsquelle vermuteten.

Im Borreliose-Centrum Augsburg gab es dann erste Theorien, dass Monika B. an „Morgellons“ erkrankt sein könnte. Auch Experten stehen bei dieser mysteriösen Erkrankung vor einem Rätsel. „Sie scheint sich nur in einer Vielzahl von Infektionen verschiedenster Art zu äußern“, erläuterte Dr. Carsten Nicolaus, ärztlicher Partner im Borreliose-Centrum Augsburg. Ihm zufolge haben Patienten mit dieser Faserkankheit oft das Problem, dass Ärzte die Quelle im psychiatrischen Bereich suchen. Da Patienten oft im Anfangsstadium von einem Kribbeln oder Bewegungen unter der Haut sprechen, aber Tests kein Ergebnis liefern, werde oftmals Parasitenwahn oder Dermatozoenwahn diagnostiziert. Erst wenn die typischen Erscheinungsbilder mit aufbrechenden Hautpartien und daraus herauswachsenden Fasern zum Vorschein treten, könne man von „Morgellons“ ausgehen. Diese Fasern seien anorganisch und könnten in den Farben blau, rot, schwarz und weiß aus der Haut wachsen. „Sogar das amerikanische FBI hat diese Fasern getestet, konnte das Material aber nicht identifizieren“, weiß Dr. Nicolaus.

Kommentar: Dieser Dr. Nicolaus scheint nicht mit gesundem Misstrauen ausgestattet zu sein. Wenn es stimmt, was die Zeitung berichtet, stemmt er sich gegen den Stand des seriösen Wissens und leistet mit seinen Behauptungen der weiteren Verbreitung von Morgellons als Phantomkrankheit Vorschub. Morgellons ist damit vergleichbar zu "Elektrosensibilität" (EHS), auch hier gibt es einige medizinische Geisterfahrer (niedergelassene Umweltärzte), die EHS als physische Krankheit einstufen und "behandeln".

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Verantwortungslos, Morgellons, Dermatozoenwahn

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