Anstieg der Ohrspeicheldrüsentumore im Israel (Allgemein)

Doris @, Freitag, 04.02.2011, 18:47 (vor 5046 Tagen) @ H. Lamarr

Die epidemiologische Forschung liefert darüber hinaus zunehmend Belege dafür, dass die in Wien und anderswo beobachtete Schädigung des Genoms menschlicher Zellen sehr wohl zur Entstehung bösartiger Tumoren beitragen kann. Noch im Januar 2011 werden die Ergebnisse einer epidemiologischen Studie aus Israel publiziert, die zeigen, dass die Häufigkeit von Krebs der Ohrspeicheldrüse, die der Mobilfunkstrahlung nachweislich mit am stärksten ausgesetzt ist, sich seit 1970 vervierfacht hat, wobei der stärkste Anstieg in die Zeit nach 2001 fällt. Bleibt abzuwarten, wie die Mobilfunkindustrie und ihre Freunde aus der Wissenschaft darauf reagieren werden.

So eine Vorgehensweise ist m.E. absolut unwissenschaftlich und niemand, der ernstgenommen werden möchte, würde solche Aussagen machen.

Ich bin zwar nicht gefragt, wundere mich aber dennoch über diese kecke Aufforderung der beiden Akademiker. Denn was ist an Israel so besonders, dass nur dort die Ohrspeicheldrüsentumore Konjunktur haben sollen?

Eine Begründung ist, dass in Israel sehr extrem telefoniert wird, sich die Handynutzung in diesen Zeitraum versechsfacht hat. Das ist eine offizielle Begründung, die in der Arbeit auch nachzulesen ist.

Telefonieren nur Israelis mit Handys und alle andern noch mit Dampftelefonen?

sicher nicht. Aber es gibt ja auch keine Vergleichszahlen zu der israelischen Arbeit. Warum nur dort und nicht überall, könnte nur beantwortet werden, wenn alle Länder die Zahlen zu der Entwicklung der Ohrspeicheldrüsentumore melden würde.

Wenn die These der Profs stimmt, müsste sich nahezu weltweit seit Einführung des Digitalfunks ab 1992 eine ähnliche Entwicklung abzeichnen. Mit meinen bescheidenen laienhaften Mitteln habe ich mal versucht, dafür eine Bestätigung im Tumorregister München zu bekommen, dort aber zeigten sich andere Daten, die mit denen aus Israel nicht korrelieren.

Was mMn nach die Erkenntnis in Israel weder bestätigt noch entkräftet. Wie schon geschrieben, steht Israel für eine sehr exzessive Handynutzung und dies, und sicherlich auch die Expositionshöhe spielt eine Rolle.

Im WIK-Brief der letzten Woche (Nr. 33)

war übrigens auf Seite 1 ein Kommentar zu dieser Studie enthalten.

Eine Kernaussage lautet:

Als Ursache dieser vierfachen Zunahme werden in der Publikation neben Fakto-ren wie therapeutische/diagnostische Strahlenbelastung und das Altern auch die in den letzten zehn Jahren des untersuchten Zeitraums (1997 – 2006) sechsfach angestiegene Mobiltelefonnutzung der israelischen Bürger (nach Nutzungsminuten) zwar diskutiert – aber nicht anhand individueller Expositionsdaten nachge-wiesen. Entsprechende Daten lagen nicht vor, so dass auch keine Zusammenhänge zwischen den Umwelt-faktoren und den Krebsfällen untersucht werden konnten. Die Autoren weisen jedoch auf die Ergebnisse der INTERPHONE-Studie (siehe EMF-Brief 8/2010 v. 25.05.2010) und einer israelischen Teilstudie daraus von Sadetzki et al. (2008) hin. Sadetzki et al. hatten aus ihren Studienergebnissen gefolgert, dass es einen Zu-sammenhang zwischen langfristiger und häufiger Mobiltelefonnutzung und Ohrspeicheldrüsenkrebs gibt.

Und genau dieser Wortlaut steht in der Originalarbeit:

Data on individual exposures to cell phones are not available in the registry data, and no causal association with parotid malignant tumors can be ascertained from these ecologic data. Further research is required to investigate the spectrum of possible etiological factors.

Übersetzung vom WIK-Team:
„Daten über die individuelle Exposition gegenüber Mobiltelefonen sind in dem Krebsregister nicht verfügbar, und ein kausaler Zusammenhang mit bösartigen Ohrspeicheldrüsentumoren kann aus diesen ökologischen Daten nicht ermittelt werden“.

Allerdings sind mMn solche Beobachtungen wichtig und evtl. bedeutend für die Langzeitauswirkungen der Handynutzung. Das Problem ist das Umgehen mit solchen Aussagen. Jeder biegt sich das Ganze so hin, wie er's braucht. Die einen nutzen es als Bestätigung, die anderen als Entwarnung.
Wenn Risiko, dann muss es sich einfach zeigen. Wenn man bedenkt, dass rauchbedingter Lungenkrebs eine Latenzzeit von 30 Jahren haben kann, sind die Diskussionen noch lange nicht zu Ende.

Tags:
Exposition, WIK, Israel, Ohrspeicheldrüsenkrebs


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