2024-11-25: Bruterfolg von Störchen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 30.11.2024, 16:30 (vor 15 Tagen) @ H. Lamarr

Titel: Studie: Storchen-Nachwuchs klapp(er)t nicht in der Nähe von Mobilfunkmasten

Da der Volltext der Studie frei zur Verfügung steht, habe ich ein bisschen darin herumgestochert. Erwartungsgemäß kann ich die helle Begeisterung von Diagnose-Funk für das Paper nicht ganz teilen.

► Na ja ... immerhin scheinen die fünf Autorinnen keine algerischen Mobilfunkgegnerinnen zu sein, sondern Angehörige einer Universität. Das ist ja schon was, auch wenn die Korrespondenzautorin Nadia Ziane in der Studie anstelle der E-Mail-Adresse ihres Instituts aus unerfindlichen Gründen ihre private E-Mail-Adresse bei Yahoo nennt.

► Schaut man sich auf Researchgate z.B. die Publikationslisten der Autorinnen Rym Ghalem und Sakraoui Dadci Rym an, fehlt dort die Storchenstudie. Das finde ich merkwürdig. Die übrigen Autoren habe ich nicht geprüft.

Google Scholar zufolge wurde die Studie bislang kein einziges Mal zitiert.

► Die Autoren zitieren Alfonso Balmori und Cornelia Waldman-Selsam, was aus meiner Sicht auf eine gewisse Anspruchslosigkeit bei der Quellenauswahl hinweist.

► Wenn ich mich nicht irre, besteht die Autorengruppe aus Biologen/Ornithologen. Einen mit Funkfeldausbreitung vertrauten Techniker konnte ich nicht ausmachen.

► Die Autoren behaupten: "Die Ergebnisse unserer Feldstudie deuten auf einen Zusammenhang zwischen einem Rückgang der Storchenbruten und der Exposition gegenüber elektromagnetischen Wellen hin." Ich behaupte: Diese Aussage ist falsch, weil die tatsächliche Exposition der Storchennester den Autoren nicht bekannt ist, sprich, sie nicht gemessen wurde. Die Autoren gehen offenbar stillschweigend von der Annahme aus, dass die HF-EMF-Exposition mit geringerem Abstand zu den Antennen stetig zunimmt. Diese Annahme ist jedoch nur im ungestörten Fernfeld von Antennen zutreffend. In den untersuchten Bereichen G1 (max. 2 m Distanz zu den Antennen), G2 (max. 200 m Distanz) und G3 (300 m und mehr Distanz) ist der Abstand besonders bei G1 und G2 kein verlässliches Maß für die Exposition. Expositionsmessungen an den Nestern wären im Frühjahr nach dem Verlassen der Nester möglich gewesen, mutmaßlich wegen der damit verbundenen Umstände wurde darauf jedoch verzichtet. Ohne Messungen mag zwar die Prämisse stimmen, dass mit zunehmendem Abstand von Storchennestern zu Funkmasten der Bruterfolg wächst, die Schlussfolgerung, dass dies etwas mit der abnehmenden Funkstrahlung zu tun hat, ist jedoch mit einiger Wahrscheinlichkeit falsch.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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