Eingehen auf "bahnbrechende" Entdeckung (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 15.05.2011, 17:18 (vor 4964 Tagen) @ Capricorn

Warum hat Favre zwei Handys in die Bienenkästen gelegt?

Damit senden und empfangen vertreten sind.

Sie glauben doch nicht etwa, auch ein Radio auf dem Nachtkästchen berge ein Risiko? Wozu sollte "empfangen" im Bienenkasten gut gewesen sein?

Gemäß der Beschreibung des Versuchsaufbaus (Seite 3) entsteht der Eindruck, Favre habe die GSM-Telefone wie zwei Funkgeräte gesehen, zwischen denen eine Funkverbindung aufgebaut wurde.

Unsinn -- ob es "direkt" oder via Basisstation geht, spielt eh keine Rolle.

Irrtum. Handys sind keine Funkgeräte, "direkt" geht da gar nichts. Für die Immission der Bienen ist der Abstand des Versuchsorts zur Basisstation maßgebend, auf die die Versuchshandys eingebucht waren. Dazu sagt Favre leider nichts, jedenfalls habe ich bei der Versuchsbeschreibung dazu nichts finden können.

Nicht geheuer ist mir die "NF-Signalisierung" des aus Sicht von Favre "sendenden" Handys, das Favre via Headset mit dem Tonsignal eines gewöhnlichen Radios speiste! Gut möglich, dass den Bienen diese NF-Töne missfielen und sie deshalb reagierten.

Nein. Es ist ausdrücklich in der Studie erwähnt, dass das Radio alleine (ohne sendende Handys) die Bienen NICHT störte.

Danke, guter Hinweis. Obwohl: Vielleicht hat das Radio mal Rock gespielt, mal Klassik, mal Nachrichten und mal Jazz? Könnte ja gut sein. Radio ist nun mal keine ordentliche NF-Quelle, um wissenschaftlich reproduzierbare Versuche mit dem DTX-Modus von GSM-Handys zu machen. Oder sind Sie da anderer Meinung?!

es gibt bei der Versuchsbeschreibung keine Angaben zur Emission der Handys und zur Immission der Bienen.

Die Grössenordnung ist klar -- dass der genaue Wert nicht auf die 5. Nachkommastelle angegeben wurde, ist ein unwesentlicher Mangel.

Und wie bitte lautet nun die Größenordnung - Ihrer Meinung nach?

Was zählt, ist die reproduzierbare Kausalwirkung der Handy-Strahlung auf das "worker piping". Auf diese bahnbrechende Entdeckung -- die genau die Ursache von CCD fand -- wurde in diesem Forum überhaupt nicht eingegangen. Seltsam, seltsam...

Seltsam? Mitnichten. Wenn Favre einem Confounder aufgesessen ist, kann er seinen Versuch noch 100-mal mit gleicher Ausstattung reproduzieren, er reproduziert dann nur weiterhin eine Fehlinterpretation. Echauffieren Sie sich nicht, Replikationen der Favre-Studie aus seriöser Quelle und mit anderer Gerätschaft aber gleichem Versuchsdesign werden hoffentlich bald zeigen, was wirklich dran ist. Seltsam finde ich eher, dass Sie so bereitwillig von "Kausalwirkung" sprechen, ohne dass die Studie ernsthaft geprüft wurde.

Es war ja schon bei den ersten CCD-Fällen in USA so, dass diese zwar fernab von Mobilfunk-Basisstationen waren, aber die Imker dafür umso mehr mit Handy telefonierten, und unterwegs (Wanderimker!) schon von den Zellenwechseln beim Autofahren her viel Handy-Signale auf die Bienen einwirkten.

Sie klammern sich da mMn an eine fixe Idee. Haben Sie denn überhaupt eine Vorstellung davon, was es für die Immission bedeutet, wenn Handys in vorbeifahrenden Autos Bienen befelden - im Vergleich zu Favres Experiment? Vergessen Sie's bitte ganz schnell, das mit den Autos und den Zellenwechseln.

Das alles wirkt auf mich nicht gerade fachkundig und seriös

Die Reaktionen hier auf diese Studie, ja.

Ich habe von Ihnen leider nichts Substanzielles vernommen, was mich an meiner Wertung groß zweifeln lässt, abgesehen von dem Hinweis mit dem Radio, den ich aber erst noch prüfen muss.

Noch ein Einwand: Die hier im Forum diskutierte Bienenstudie der Uni Landau hatte eine DECT-Basisstation mitten in einem Bienenhaus. Der von Favre berichtete Effekt wurde von den Landauern nicht beobachtet, jedenfalls erwähnten sie ihn, wenn ich mich richtig entsinne, in ihrer Studie nicht.

Die Landauer Studie hat ja die Bienensumm-Frequenzen gar nicht gemessen!
Also konnte sie den hier entdeckten Effekt gar nicht bemerken.

Soso, Sie meinen also der Dr. Kuhn schaltete seine DECT-Basis in einem Bienenhaus ein, zählt dort ein- und ausfliegende Bienen und HÖRTE die vielen male, die er diesen Versuch wiederholte, nicht, dass die Bienchen im Stock anfangen, mit 10-fach höher Frequenz zu summen? Kein überzeugender Einwand, den Sie da vorbringen.

DECT ist allerdings auch nicht GSM.

Das kommt noch hinzu. DECT ist ein gleichmässiges Signal, GSM-Handy ist ein hochdynamisches mit anderen Frequenzen.

DECT gleichmäßig? Sie benennen etwas gleichmäßig, was Nadelimpulse mit 250 mW Peakleistung und wechselndem Tastverhältnis erzeugt? DECT ist alles, nur nicht "gleichmäßig". Und mit seinen 14 Leistungsstufen von PL5 bis PL19 ist GSM mit Verlaub auch nicht sooo hochdynamisch, wie Sie es hinstellen, viel dynamischer sind da schon ein paar Zentimeter/Meter mehr oder weniger Abstand zwischen Geräte-Antenne und Bienchen.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Confounder, Piping


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