Pandoras Büchse fehlt das Cumarin (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 18.03.2011, 12:02 (vor 5022 Tagen) @ H. Lamarr

Auf der Startseite der Stiftung Pandoara ist unter "Spendenaufruf" zu lesen: Dass Aktivitäten wie die der Stiftung Pandora von Staat und Wirtschaft nicht ernst genommen werden, liegt keineswegs an ihrem überlegenem Wissen um das, was richtig und notwendig ist, sondern ausschließlich an den Machtverhältnissen.

Dies liest sich auf den ersten Blick treuherzig: Stiftung Pandora, geknechtet von dunklen, nicht näher bezeichneten Mächten des Bösen, die sich irgendwo im Gewirr von Staat und Wirtschaft verstecken. Angesichts realer Korruption könnte dies irgendwie sogar stimmen - oder eben nicht.

Doch, dass ausgerechnet Prof. Adlkofer als ehemaliger Tabakforscher diese Machtverhältnisse anspricht, lässt aufhorchen. Denn ein derartiges Szenario, wie er es gerne bei der Mobilfunkindustrie hätte, war in seiner ehemaligen Hausbranche, der Tabakindustrie, nichts Ungewöhnliches. Ein Beispiel:

Dr. Jeffrey Wigand war bis vor kurzem als hochrangiger Angestellter bei einem Zigaretten-Konzern beschäftigt. Jetzt erklärt er sich bereit, in der Nachrichtensendung "60 Minutes" über die illegalen Geschäftspraktiken seines Ex-Arbeitgebers auszusagen. Doch als der allmächtige Boss der TV-Station CBS beschließt, das Interview aus "wirtschaftlichen" Gründen nicht auszustrahlen, bricht nicht nur für Wigand, sondern auch für "60 Minutes"-Moderator Lowell Bergman eine Welt zusammen.

Diese wahre Geschichte wurde 2000 von Hollywood verfilmt (Insider) mit Al Paccino und Russel Crowe in den Hauptrollen. Das 150-Minuten-Drama beschreibt, wie die Tabakindustrie mit der Cumarin-Affäre umgegangen ist. Cumarin ist ein Stoff, zu dem Prof. Adlkofer eine ganz andere Einstellung hat als zu EMF, nämlich eine - nennen wir es mal - de-eskalierende. Cumarin, ein Geschmacksverstärker, wirkt stark toxisch, zuletzt machte es 2006 von sich reden. Zuvor mischten es die Tabakkonzerne unter den Tabak, damit auch die "Leichten" herzhaft schmeckten. Von der Art und Weise, wie die Kenntnis der unerwünschten Nebenwirkungen des Cumarins im Tabak von der Öffentlichkeit fern gehalten worden sind, handelt der packend in Szene gesetzte Film "Insider", den es gebraucht bei Amazon schon für wenig Geld gibt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Cumarin, Kumarin


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