Krebsentwicklung in Deutschland (Forschung)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 08.03.2009, 20:44 (vor 5761 Tagen) @ H. Lamarr

Das untenstehende Bild zeigt die Krebsentwicklung in Deutschland zwischen 1980 und 2004, genauer: Altersstandardisierte Inzidenz und Mortalität in Deutschland 1980 – 2004, ICD-10 C00 – 97 ohne C44 Fälle pro 100.000 (Europastandard). Das Original des Bildes entstammt der Publikation Krebs in Deutschland 2003 – 2004 Häufigkeiten und Trends des Robert-Koch-Instituts (RKI). Damit deutlicher wird, dass der Anstieg der Krebsinzidenz (Krebsrate) sich tatsächlich verlangsamt, habe ich in das Bild die roten Linien eingetragen. Diese zeigen, wie sich die Inzidenz entwickelt hätte, wäre der Trend von 1980 bis 1990 beibehalten worden.

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Wer heute auf rapide steigende Krebszahlen verweist, hat nur dann recht, wenn er mit nicht altersstandardisierten Zahlen arbeitet. Damit lassen sich gut Ängste schüren, seriös ist so ein Vergleich wegen der verzerrenden Wirkung des steigenden Anteils alter krebsanfälliger Menschen in unserer Gesellschaft jedoch nicht. Wird diese Verzerrung durch eine Altersstandardisierung der erhobenen Zahlen korrigiert, resultiert daraus ein anderes Bild: Zwar erkranken noch immer jedes Jahr mehr Menschen an Krebs, seit etwa 1990 wird der Zuwachs an neuen Krebsfällen jedoch von Jahr zu Jahr geringer. Sollte die blaue Kurve also eines Tages in die waagerechte übergehen ist der Zuwachs bei den Neuerkrankungen auf Null zurückgegangen.

Irgendetwas bremst also gemäß den Zahlen des RKI seit den 1990er Jahren den Zuwachs bei Krebs. Mit einer gegenüber Dr. Eger ebenso kühnen wie inversen Logik könnte also jemand daraus den Schluss ziehen, dass der 1992 eingeführte Mobilfunk krebshemmende Wirkung entfalten muss :surprised:.

Der folgende Text zur Altersstandardisierung entstammt dem oben verlinkten PDF des RKI:

In der beschreibenden Epidemiologie wird die Häufigkeit (Inzidenz oder Mortalität) einer bestimmten Krebskrankheit in der Bevölkerung verschiedener Regionen oder innerhalb einer Region zu unterschiedlichen Zeiten miteinander verglichen. Wie die Darstellung der altersspezifischen Inzidenz von Männern und Frauen in dieser Broschüre zeigt, nimmt die Krebserkrankungsrate in der Regel mit steigendem Lebensalter erheblich zu. Wer daher Inzidenz oder Mortalität in verschiedenen Ländern und Regionen oder in derselben Bevölkerung zu unterschiedlichen Zeitpunkten miteinander vergleichen will, muss zunächst mittels Altersstandardisierung ausschließen, dass diese Unterschiede allein durch Unterschiede im Altersaufbau der verglichenen Bevölkerungen verursacht werden. Die Altersstandardisierung erfolgt in der Regel durch eine Gewichtung und anschließende Summation der altersspezifischen Raten.

Da die Summe der eingesetzten Gewichte bei 1 liegt, kann die altersstandardisierte Rate als ein gewichtetes Mittel altersspezifischer Raten angesehen werden. Sie gibt die Häufigkeit einer Erkrankung oder Todesursache unter insgesamt 100.000 Personen einer ganz bestimmten Altersstruktur an. Als Standardbevölkerungen in der Krebsepidemiologie sind vielfach der Europastandard und der Weltstandard in Gebrauch, wobei der Europastandard, der höheren Lebenserwartung in Europa entsprechend, einen größeren Anteil Älterer aufweist als der Weltstandard. Nur für den internationalen Vergleich werden in dieser Broschüre der Weltstandard benutzt. In allen übrigen Fällen wurde der Europastandard (alte Europabevölkerung) zur Altersstandardisierung eingesetzt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Krebs, GEKID, Krebsrate, RKI, Lebenserwartung, Altersstandardisierung, ICD-10, Krebsentwicklung


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