Phobischer Schwankschwindel: Schwindelattacken bei EHS (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 21.07.2021, 10:47 (vor 1243 Tagen) @ KlaKla

München - In der Nacht, in der sich alles ändert, schreckt Eva Weber schweißgebadet auf. Im Kopf seltsame Töne. Schwindel. Übelkeit. Sie wankt durchs Schlafzimmer. Irgendwas ist anders. Das Brummen. Irgendwo muss doch dieses Brummen in ihrem Kopf herkommen. Weber schleppt sich mit einer Taschenlampe in den Keller, horcht an der Heizung. Nichts. Der Morgen kommt. Schwindel, Übelkeit und das Brummen im Kopf bleiben.

Frau Weber berichtete schon häufig von dem Schwindel, der sie befällt, glaubt sie sich im Wirkbereich eines Funkfelds. Zuweilen, so teilt sie mit, strecken sie diese Schwindelanfälle sogar auf offener Straße nieder und sie findet sich z.B. in einem Gartenzaun liegend wieder. Doch wo Funkfelder auf sie lauern, kann die alte Dame vorsorglich mühelos objektivieren, denn sie verfügt über mehrere kleine batteriebetriebene Detektoren, die Funkfelder detektieren und mit einer vom Hersteller willkürlich bemessenen alarmistischen Bewertung versehen (z.B. mit rot statt grün leuchtenden LEDs). Hat sie so einmal "belastete" Stellen in ihrem Umfeld detektiert, weiß Frau Weber auch ohne Detektor, wo ihr gegebenenfalls schwindlig werden kann. Der Gebrauch der Detektoren führt Elektrosmog-Phobiker somit leicht in einen Teufelskreis irrationaler Überzeugungen. Nämlich dann, wenn die Betroffenen durch Verdrängung "vergessen", dass sie vermeintlich gefährliche Funkfelder situationsbezogen nicht etwa spüren können, sondern an Ort und Stelle zuvor einmal (ggf. heimlich) detektiert haben.

Weber führt Ihren Schwindel daher unbeirrbar auf Funkimmission zurück. Eine weitaus plausiblere Erklärung bieten indes die "Neurologen und Psychiater im Netz" mit dem psychogenen Schwindel:

Die häufigste Form von psychogenem Schwindel, ist der so genannte phobische Schwankschwindel bzw. Angstschwindel. Er beginnt meist im Zusammenhang mit besonderen psychischen Belastungen (z.B. partnerschaftliche o. berufliche Konflikte, Verluste) oder auch anderen Krankheitserlebnissen. Überzufällig oft leiden die Betroffenen gleichzeitig unter Angststörungen oder Depressionen. Bei Frauen tritt er bevorzugt zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr und bei Männern zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr auf. Meist erleben die Patienten attackenartige Anfälle von Schwankschwindel, möglicher Unruhe sowie Benommenheit mit Stand- und Gangunsicherheiten, die anfangs nur wenige Sekunden andauern. Haltungsänderungen beeinflussen den Angstschwindel kaum. [...]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
EHS, Schwindel, Schwindelanfälle, Schwindelattacken


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