Immissionsgrafiken zeigen RMS-Werte (Mittelwert) (Allgemein)

Kuddel, Sonntag, 19.01.2014, 22:13 (vor 3983 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Kuddel, Sonntag, 19.01.2014, 23:28

Meine Annahme ist falsch gewesen. Im Text wird es zwar nicht erwähnt, aber in den Immissionsgrafiken: Da steht ohne Wenn und Aber RMS Lvel.

Natürlich. Die BImSchV verlangt ja auch den (thermisch äquivalenten) RMS-Wert bei fiktiver Anlagenvollauslastung (Alle Zeitschlitze und alle beantragten Frequenzen aktiv)

Bei altmodischem GSM (ohne Edge-Erweiterung) entspricht der Spitzenwert eines einzigen Sendepulses automatisch dem RMS-Wert des GSM Kanals bei Vollauslastung.
Bei "altmodischem" GSM konnte man also noch mit "alten" Meßgeräten mit "Spitzendetektor" messen => Spitzendetektoren waren in alter analoger Messtechnik einfacher zu realisieren, RMS hingegen nur mit riesigem Aufwand.

Bei GSM mit EDGE Erweiterung war das erstmals anders. (Ebenso bei UMTS und LTE.)

Bei EDGE ist die Sendeleistung während des Sendepulses nicht mehr konstant, sondern hat eine zusätzliche Amplitudenmodulation.
NUR DIESE soll nun mit dem RMS-detektor quasi "thermisch" gemittelt werden, wozu ein üblicher Spitzenwert-Detektor nicht in der Lage ist. Spektrum-Analysatoren mit RMS-Detektor erschienen erstmals um das Jahr 1995, als die interne Signalverarbeitung von "analog" auf "digital" umgestellt wurde.

Die RMS-Mittelwert-Bildung erfolgt also nur in einem gleitenden Zeitfenster von wenigen Mikrosekunden (=weniger als ein GSM Sendepuls dauert), um die Amplitudenschwankungen während des Sendepulses zu eliminieren, aber NICHT, um eine Puls-Pause-Mittelung durchzuführen.
(Dazu ist der Spektrumanalyzer auch "technisch" mangels Speichertiefe nicht in der Lage).

Effektiv wird bei der Schwenkmethode auch mit "RMS" Detektor lediglich die "burst power" eines einzelnen Sendepulses bestimmt.
Da dieser aber von der Höhe identisch mit dem RMS Wert bei Belegung aller Zeitschlitze ist, entspricht diese "burst power" automatisch dem RMS Wert eines voll ausgelasteten GSM Kanals.

Um noch einmal die Abgrenzung zu DECT darzustellen:
Bei DECT ergibt diese Methode (Bestimmung der burst power) eine Überbewertung, weil:
1) Es sich bei DECT nicht um ein FDD System handelt (wie bei GSM, mit getrennten Sende-Empfangsfrequenzen), sondern um ein TDD System, bei welchem nur die Hälfte der Zeitschlitze zum Senden verwendet werden können (12 von insgesamt 24 Zeitschlitzen)

2) Es ferner bei DECT Heimgeräten überhaupt keine Belegung aller 12 Sende-Zeitschlitze gibt, weil Heimgeräte ja nur einen Telefonanschluß haben und damit überhaupt nur ein Zeitschlitz sinnvoll belegt werden KANN.
(Ausnahme "ISDN", wo 2 Zeitschlitze sinnvoll belegt werden könnten)

Da die BImSchV aber die Bestimmung des thermisch äquivalenten Wertes bei Anlagenvollauslastung verlangt, was bei DECT Heimgeräten einem von 24 Zeitschlitzen entspricht, führt die Anwendung der GSM-Meßmethode bei Heim-DECT-Geräten zu einer 24-fachen Überbewertung, weil die Mobilfunk-Meßmetode von sich aus unterstellt, dass sämtliche Zeitschlitze belegt sein können.

Selbst namhaften Meßlaboren unterläuft dieser Fehler regelmäßig...oder er wird stillschweigend in Kauf genommen, weil dies die Mobilfunkimmission so schön klein gegenüber der (24-fach überbewerteten) DECT Immission aussehen läßt.

K

Tags:
DECT, EDGE, Mittelwert, Immission, Bewertung, UMTS, Frequenzen, Messtechnik, GSM, Modulation, Mittelung


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