Kresse-Experiment: mit Dosimetrie (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 29.05.2013, 00:24 (vor 4219 Tagen) @ H. Lamarr

Gefunden habe ich nichts.

Nochmal geguckt, wegen des Messgeräts, das in dem von "Kuddel" eingestellten Foto schemenhaft zu erkennen ist, und folgendes gefunden:

Im Fließtext des Berichts ist auf Seite 10 von "170 mikroW/m2" die Rede. Leider enthält das PDF keinen durchsuchbaren Text, sondern nur gescannte Textseiten, es könnten also noch andere Messwerte mit ungewöhnlicher Schreibweise drin versteckt sein.

Für die Messungen wurde folgendes Messgerät verwendet (Foto ist schon im Original so schlecht. Oben im Bild ist der Fensterrahmen zu erkennen, jemand hält das Gerät in der Hand dicht über eine Kresse-Plantage):

[image]

Das ist genau das Messgerät, das wir uns vor einigen Jahren zulegten und das heute noch immer bei Sigi Zwerenz liegt, der die laut Datenblatt ungemein hohe Messgenauigkeit des ca. 270 Euro teuren Gerätchens in einem Vergleichstest ausprobieren wollte.

Dieses Gerät für die Kresse-Studie zu verwenden birgt jedoch einen starken Confounder. Denn in dem gelben Messkopf stecken drei winzige Antennen ausgerichtet in die drei Raumkoordinaten x, y und z. Das Gerätchen, das übrigens nicht knattert, misst Funkfelder also omnidirektional ohne jede Richtwirkung.

Na und?

Wie in Fotos des Experimentaufbaus zu erkennen ist, stehen die Kresse-Schalen direkt an den Fenstern, einige davon sind gekippt. Das heißt: Die Mädels haben unbeabsichtigt auch die Funkfelder mit gemessen, die von draußen reinkommen. Und wenn irgendwo im Klassenzimmer ein Handy sich auf Facebook einbuchte, dann haben sie (im Peak-Hold-Modus) auch das gemessen. Da das Gerät breitbandig misst, kann es W-LAN nicht von DECT, GSM oder sonstwas unterscheiden.

Ob die Mädels bei ihrer Messerei auf die Fernfeldbedingung geachtet haben (Abstand zur Feldquelle mindestens doppelte Wellenlänge) wissen wahrscheinlich noch nicht einmal Franz und der liebe Gott.

Aber, und deshalb schreibe ich das hier: Es hat also doch eine Dosimetrie gegeben, eine, die einer Schülerstudie angemessen ist, mehr aber auch nicht.

Noch bemerkenswert: Die Dokumentation enthält auch Passagen, die auf die unterschiedlichen Trefferquoten von industriefinanzierten und staatlich finanzierten Studien eingehen. In einer "normalen" Kresse-Studie wäre so etwas nicht zu finden. Ich wette also mal wieder einen Kasten "Franziskaner", dass bei dieser Arbeit Mobilfunkgegner oder jemand aus den "Helfer"-Branchen die Finger mit drin gehabt hat.

Das Suchspiel lautet also wieder einmal: Findet den Baubiologen!

Allein schon die gut organisierte "internationale" Verbreitung dieser doch über den eigentlichen Zweck hinaus völlig belanglosen Arbeit lässt aufhorchen. Würde mich nicht wundern, wenn diese Kresse-Studie inzwischen in der Szene der US-Mobilfunkgegner als peer-reviewed Pflanzenstudie der Hjallerrup-Schule, Verzeihung, der renommierten Hjallerrup-Schule angekommen ist, und für den Überfall auf (funky) Primary Schools in Stellung gebracht würde.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Peer-Review


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