Kinderleukämie in Valladolid - V/m-Messwerte Mangelware (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 18.11.2010, 12:17 (vor 5142 Tagen) @ michael

Ich will und muss da nichts bedauern, ich wollte es nur wissen.

War ja auch nur augenzwinkernd gemeint ...

Je länger ich in den alten Berichten zu Valladolid herumkrusche, desto merkwürdiger wird das Ganze für mich. So konnte ich lediglich eine einzige Quelle finden, in der Messwerte nachzulesen sind. Der Suchbegriff lautete sprachneutral Valladolid V/m und hätte meiner Meinung nach ein paar Quellen in Spanien zutage fördern müssen. Das aber ist nicht der Fall, sondern zwei (identische) Quellen aus Deutschland drängen in den Vordergrund, wobei die Bürgerwelle den Text von elektrosmognews nur übernommen hat, bleibt also unterm Strich eine einzige Quelle übrig - und die sitzt nicht in Valladolid, sondern in Deutschland. Allein dieser Umstand müsste einen schon misstrauisch machen.

Und wie klar ist diese Quelle? Schauen wir uns mal an, was Jörg W. damals aus dem Hut zauberte:

Die Angaben über Messwerte sind laut Aussagen der Bürgerverbände nicht sehr zuverlässig. Vor allem wußten die Betreiber vom Zeitpunkt der Messung, so dass die wahren Werte eher noch höher waren.

Die also unter Vorbehalt zu betrachtenden Werte lagen zwischen 0,66 und 3,96 V/m, der Höchstwert direkt am Schornstein soll bei 8,38 V/m gelegen haben.

Was für grandiose Angaben! Und gleich noch selber infrage gestellt, ob die Werte denn überhaupt stimmen oder vielleicht noch viel höher sind.

Die dürftigen Werteangaben sind ein Trauerspiel erster Klasse: Wie wurde gemessen (frequenzselektiv/breitbandig), wer hat gemessen (Profi/Laie) mit welchem Messgerät wurde gemessen (Profigerät/Schätzeisen), wo genau wurde gemessen (drinnen/draußen) und was zum Teufel soll der Bezug zu einem Schornstein? Auch in Spanien sollten in Klassenzimmern keine Schornsteine stehen. Und ob der Wert 8,38 V/m vielleicht deshalb gemessen wurde, weil hinter dem Messtechniker jemand unbemerkt mit seinem Handy telefonierte, das ist bei der "Qualität" der Angaben durchaus im Bereich des möglichen.

Jörg W. ist Übersetzer und kein Techniker, er konnte es seinerzeit vielleicht nicht wissen, was er den Deutschen in seiner Angst vor Elektrosmog da auftischte. Unglücklicherweise haben seine laienhaften Angaben bis heute auf elektrosmognews überlebt, gottseidank wurden sie so gut wie nirgends sonst noch verbreitet.

Weiter heißt es auf der verlinkten Seite bei elektrosmognews:

Weitere Informationen auf der spanischen Internetseite der Initiativen von Valladolid:

http://www.inicia.es/de/antenasfuera

Entzückend! Erst warnt mich der Website-Berwertungsdienst WOT vor dieser Website (nicht vertrauenswürdig), dann wird einem der Zugang verwehrt und letztlich landet man auf einer Site, die allem Anschein nach nichts mehr mit der Bürgerinitiative zu tun hat.

Kinderkrebsskandal in Valladolid infolge EMF?

Vergiss es!

Die Berichterstattung von Sendemastengegnern zum Fall "Valadolid" zeigt einmal mehr: Um Himmels willen nicht genau hinschauen und kritisch hinterfragen, als braver Sendemastengegner tut man besser daran, die fadenscheinige Argumentation wie vorgesetzt zu inhalieren und zu hoffen, dass einem beim Weiterverbreiten des "Märchens" kein bözer Onkel auf die Finger haut.

Im Nachhinein finde ich es wenig ruhmreich und seriös, wie die traurigen Vorfälle an der Schule in Valladolid dazu herhalten mussten, dem Hetzen gegen Mobilfunk-Sendemasten dienlich zu sein. Dass im Eifer des Gefechts maßlos übertrieben wird, um Punkte zu machen, sehe ich ein. Heute, nach fast zehn Jahren und dem dortigen Implodieren der Vorwürfe gegen EMF sehe ich es als eine Frage des Anstands, die alten Hetzartikel diskret aus dem Netz zu nehmen und den Fall "Valladolid" aus Respekt gegenüber dem verstorbenen Kind auch auf Vorträgen nicht mehr als Zeugen gegen EMF aufzufahren.

[Antwort von Frau Weber auf dieses Posting hier]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Märchen, Valladolid, Elektrosmogmessung


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