Belgische Rattenstudie - Klatsche für die Autoren! (Forschung)

Alexander Lerchl @, Mittwoch, 23.06.2010, 08:51 (vor 5291 Tagen) @ Doris

Der niederländische Gesundheitsrat hat nach Aufforderung durch das dortige Umweltministerium nun eine umfangreiche Stellungnahme zu dieser Studie abgegeben:

Im aktuellen WIK-EMF-Brief vom 22.06.2010 sind die Mängel der belgischen Rattenstudie übersichtlich zusammengefasst:

Niederländischer Gesundheitsrat bewertet Überlebensstudie an Ratten
.....

Der Defekt eines 9,7 GHz Radargenerators nach sechs Monaten Studiendauer konnte nicht behoben werden. Der frühzeitige Abbruch der geplanten 21-monatigen Exposition bei dieser Frequenz wird in der Doktorarbeit aber nur in einer Randbemerkung erwähnt, bei der Auswertung der Daten und in der wissenschaftlichen Publikation wird er gar nicht erwähnt.

Die in Adangs Schlussfolgerung behaupteten klaren Einflüsse der Exposition auf Parameter im Blutbild der Ratten konnte die Kommission nicht nachvollziehen. Eine Nachanalyse der Daten ergab keine klaren Unterschiede zwischen den exponierten und scheinexponierten Gruppen. Zudem verwendete Adang hierfür nicht die geeignetste statistische Analysemethode.

Zusätzliche Verhaltensexperimente, die Adang durchführte, sind nicht detailliert genug und haben eine zu begrenzte Aussagekraft, um Schlüsse daraus ziehen zu können.

Die Analyse der Überlebenszeiten in den verschiedenen Gruppen wurde nicht korrekt ausgeführt und ist unvollständig. Die Exposition der Tiere startete im Alter von vier Monaten und dauerte bis zum 25. Lebensmonat. Die Mortalität wurde von Adang nach 28 Monaten bestimmt und nicht am Ende des 32-monatigen Beobachtungszeitraums. Somit fehlen die Mortalitätsdaten der letzten vier Monate in Adangs Auswertung. Eine statistische Nachauswertung, die das Komitee des Gesundheitsrats in Auftrag gab ergab, dass man im Gegensatz zu Adangs Auswertung bei voller Berücksichtigung des Beobachtungszeitraums keine statistisch signifikanten Unterschiede in den Überlebensraten zwischen exponierten und scheinexponierten Gruppen mehr erhält.

Die statistische Behandlung von spontan (ohne erkennbare Erkrankung) gestorbenen Tieren sowie überlebensschwachen oder leidenden Tieren, die aus ethischen Gründen vorzeitig getötet werden mussten, ist intransparent und wurde nicht korrekt durchgeführt.

Adangs Vergleich mit Literaturdaten zum Thema Mortalität ist unvollständig und in der Schlussfolgerung daher irreführend.

Eine histopathologische Analyse (Untersuchung auf krankhaftes Gewebe) wurde nur an 19 von 124 Ratten durchgeführt und ist daher im Hinblick auf Gründe für veränderte Mortalitätsraten in bestimmten Untersuchungsgruppen ohne Aussagekraft.

(Hervorhebungen von mir).

Aua. Die Studie kann man also getrost entsorgen. Man darf gespannt sein, wie lange es dauert, bis sie zurückgezogen wird. Nur dann ist sie auch wissenschaftlich "entsorgt".

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert


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