Naila reloaded - Interpretationsspielräume (Forschung)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 10.03.2009, 18:41 (vor 5759 Tagen) @ Alexander Lerchl

Wenn man die odds ratio so berechnet wie von Eger und Neppe, kommt natürlich ein hoher Wert heraus, wenn der Bezugswert (beobachtete Erkrankungsraten im ersten Zeitabschnitt) geringer ist als erwartet (9 gegenüber 16,5). Das bedeutet nichts anderes als eine fehlerhafte Berechnung, weil die Bezugsgröße falsch ist.

Danke für die Auskunft und die Erklärungen. Ich meine auch soweit alles verstanden zu haben, nur eines kriege ich nicht auf die Reihe:

Wenn in der 400-Meter-Zone die Krebsrate - warum auch immer - zunächst niedriger war als erwartet (9 statt 16,5), dann ist es für die Wahrnehmung der Leute dort doch schon richtig, die niedrige 9 als Bezugsgröße zu verwenden und nicht den höheren Erwartungswert. Denn der Erwartungswert ist nur eine rein statistische Größe aus die Tiefen des saarländischen Krebsregisters, die mit dem realen Krebsszenario in der 400-Meter-Zone zu Hennen nichts zu tun hat und den Leuten dort ziemlich egal sein dürfte. Die wissen nur: Wir hatten in 5 Jahren lediglich 9 Krebsfälle. Und jetzt sind es nach 2,5 Jahren schon 14!

Was ich damit sagen will: Ist die von Eger gewählte Bezugsgröße nun definitiv falsch im Sinne der üblichen wissenschaftlichen Vorgehensweise bei solchen Krebsclustern (keine Vergleichbarkeit mit den Ergebnissen anderer Krebscluster)? Oder gibt es bei der Wahl der Bezugsgröße einen legitimen Ermessensspielraum, den Eger einfach genutzt hat, um seiner jüngsten Studie einen Schuss mehr Dramatik zu verpassen?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
, Eger, Krebsrate


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