Arroganz der Unwissenheit (Allgemein)

Raylauncher @, Sonntag, 27.07.2008, 16:18 (vor 5984 Tagen) @ caro
bearbeitet von Raylauncher, Sonntag, 27.07.2008, 17:26

Genau. Das können Externe nicht leisten, weil die Mobilfunkbetreiber sich
weigern, ihre Netzplanung offen zu legen. Das wäre Grundvoraussetzung für
wirklich schonende Mobilfunk-Konzepte.

Der Mobilfunksektor steht im Wettbewerb. Kein Unternehmen würde es sich leisten, Strategien, regionale Kundenverteilungen und Geschäftsmodelle an Dritte herauszugeben. Oder noch krasser: die Verwendung seiner Investitionsmittel durch Dritte bestimmen lassen, deren Interessen ja bekanntermaßen auf ganz anderen Ebenen liegen und die weder für das Netz als solches noch für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens in irgend einer Weise geradezustehen hätten. Derartiges zu fordern kann man wirklich nur als blauäugig bezeichnen.

Auch Teilforschungs-Vorhaben des
DMF sind an dieser massiven Verweigerungshaltung der Betreiber
gescheitert.

Dass für Ihre Behauptung allerhand Legenden kursieren, ist mir bekannt. Da müssten Sie schon Ross und Reiter nennen und handfeste Belege vorlegen. In keinem mir bekannten Fall sind ernsthafte Forschungsvorhaben an Widerständen der Betreiber gescheitert. Ausnahmen sind lediglich durch unerfüllbare Forderungen begründet(Abschaltungen von Stationen), oder stellen Projekte dar, die wissenschaftlich nicht korrekt durchgeführt werden könnten (mangelnde Verblindung) und ähnliches.

Würden sie ihre Netzplanung offen legen, würde sich
vermutlich zeigen, dass in vielen Fällen eben nicht funktechnische
Erfordernisse, sondern wirtschaftliche Überlegungen im Vordergrund stehen.
Bevor man z.B. einen neuen Mast aufstellt, nimmt man lieber vorhandene
Hausdächer, auch wenn der Standort vielleicht nicht so günstig ist. Wurde
mir von der Vertreterin eines Mobilfunkbetreibers genau so bestätigt.

Die Wirtschaftlichkeit eines Standortes ist nur eines unter mehreren Kriterien; sie kann nie völlig ignoriert werden. Der wesentlichste Grund jedoch, warum mitunter funktechnisch ungünstige Standorte gewählt werden (müssen), sind Widerstände aus Bevölkerung und Forderungen von Kommunalparlamenten (u.a. im Rahmen derartiger Konzepte) sowie mangelnde Vermietbereitschaft von Eigentümern gut geeigneter Objekte. Wirtschaftlich sinnvoll sind derartige Kompromiss-Standorte in fast keinem Fall, da weder die Versorgungsqualität noch der Versorgungsbereich wirklich zufriedenstellen, zusätzliche Standorte benötigt werden und aufgrund der zu geringen Antennenhöhe hohe Felder im Nahbereich auftreten können. Letztlich verlieren damit beide Seiten!

Raylauncher

Tags:
, Netzplanung, Standortkonzept, Fachkompetenz, Zellstruktur


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