Schweden: EMF-Forschungsbericht 2016 erschienen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 24.05.2016, 23:12 (vor 3123 Tagen)

2002 richtete die schwedische Strahlenschutzbehörde (Swedish Radiation Protection Authority, SSI) einen international besetzten Forschungsrat ein (SSM), der regelmäßig den aktuellen Stand der EMF-Forschung sichtet und bewertet. Jetzt hat dies der Forschungsrat zum 11-ten mal getan und legt seinen Forschungsbericht für den Zeitraum Oktober 2014 bis September 2015 vor (PDF, englisch, 112 Seiten). Um es vorweg zu nehmen: Für überzeugte Mobilfunkgegner ist der Bericht enttäuschend, für alle anderen die Fortsetzung der hinlänglich bekannten frohen Botschaft, Mobilfunk ist sicher, eine Senkung der Grenzwerte unnötig. Nicht mal bei Elektro-Krebs zuckt der SSM kurz zusammen.

Die personelle Besetzung des 10-köpfigen Forschungsrates ist auf PDF-Seite 10 dokumentiert, darunter viele bekannte Namen, Olle Johansson ist nicht dabei. Vorsitzender ist Dr Leif Moberg, der einzige Schwede in dem Gremium, rechnet man die wissenschaftliche Sekretärin nicht mit hinzu. Die erdrückende Dominanz der Ausländer halte ich nicht für der Weisheit letzter Schluss, denn wenn auch die Forschungsräte anderer Nationen stets auf dieselben personellen Ressourcen zugreifen, ist die Vielfalt internationaler Gremien, die dem Mobilfunk Unbedenklichkeit attestieren, nur eine Scheinvielfalt. Das sollte man sich mal genauer ansehen.

Bemerkenswert finde ich die Einschätzung des SSM zur Studienlage über die Fruchtbarkeit von Männern (Fertilität). Einige Studien (epidemiologische, Mensch, Tier) hätten Effekte berichtet, meist ging es dabei um einen Rückgang der Samenqualität, was theoretisch zu einer reduzierten Fertilität führen könnte. Aber: Nahezu alle diese Studien wären von minderer Qualität gewesen mit Blick aufs Studiendesign und die Auswertung. Derartige Studien können nicht weiterhelfen in der Frage, ob EMF in der Hosentasche nun ein Risiko für die Fortpflanzungsfähigkeit ist oder nicht. Hinzu käme, Tierstudien könnten die am Menschen berichteten Effekte nicht bestätigen.

Interessant ist dies deshalb, weil organisierte Mobilfunkgegner nicht müde werden, mit "Studienrecherchen" auch zum Thema Fortpflanzung regelmäßig Alarm zu schlagen. Die konträre Wertung des SSM macht das alte Kernproblem organisierter Mobilfunkgegner deutlich: Es fehlt ihnen hinten und vorne an kompetentem Personal, das imstande ist, eine schlecht gemachte Studie von einer gut gemachten zu unterscheiden. Notgedrungen sammeln und zählen die Gegner Alarmstudien, die sie aus dem einst heftig bekämpften EMF-Portal absaugen. Dazu dann noch der mehr oder weniger geglückte Versuch, den Text einer Studie komprimiert auf Deutsch wieder zu geben – zu mehr reicht es nicht. Aus gutem Grund bleiben die Autoren dieser "Studienrecherchen" anonym und müssen keine Verantwortung übernehmen.

Hintergrund
Die richtige Dosimetrie: Achillesferse von Mobilfunkstudien
Mobilfunkstudien: Bewertung der Ergebnisse durch Laien
Die wichtigsten Fachbegriffe biologischer Mobilfunkstudien
Diagnose-Funk: Studienrecherchen, sogenannte

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Schweden, Johansson, Anonym, Mobilfunkgegner, Fertilität, Studiendesign, Scharlatane, Qualität, EMF-Forschungsbericht

Schweden: EMF-Forschungsbericht 2016 erschienen

Dr. Ratto, Mittwoch, 25.05.2016, 11:41 (vor 3123 Tagen) @ H. Lamarr

, ist die Vielfalt internationaler Gremien, die dem Mobilfunk Unbedenklichkeit attestieren, nur eine Scheinvielfalt.

Das ist richtig, z.B. ist Eric van Rongen aktuell der Chairman von ICNIRP, Heidi Danker-Hopfe und Maria Rosaria Scarfí waren auch an dem Bericht von SCENIHR 2015 beteiligt und Heidi Danker-Hopfe und Clemens Dasenbrock waren bis 2014 Mitglieder des A6 der SSK. Die anderen waren zumindest in den genannten Gremien nicht beteiligt, sind aber auf nationaler Ebene ebenfalls aktiv. Selbstverständlich finanziert nicht jedes Land eine ganze Schar von Experten für elektromagnetische Felder und deren Risikobewertung.

Nahezu alle diese Studien wären von minderer Qualität gewesen mit Blick aufs Studiendesign und die Auswertung.

Als "general comment" steht im Bericht folgendes:

"As in previous years, a number of studies had to be excluded from the analysis. Most of them provided no or incomplete dosimetric information, or failed to include sham exposed controls. Without dosimetric information, any effects cannot be related to an exposure level and without a sham-exposed group it is not possible to attribute any effects to the actual EMF exposure. Studies lacking this information are a waste of money and effort and should not have passed the peer-review system."

Der Satz bezieht sich nicht nur auf Studien zur Fertilität und wird speziell bei Tierstudien zu hochfrequenten Feldern nochmal genannt.

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Schweden, SCENIHR

SSM: Risiko Mobilfunk wird zunehmend schwächer

H. Lamarr @, München, Freitag, 23.06.2017, 16:10 (vor 2729 Tagen) @ H. Lamarr

2002 richtete die schwedische Strahlenschutzbehörde (Swedish Radiation Protection Authority, SSI) einen international besetzten Forschungsrat ein (SSM), der regelmäßig den aktuellen Stand der EMF-Forschung sichtet und bewertet. Jetzt hat dies der Forschungsrat zum 11-ten mal getan und legt seinen Forschungsbericht für den Zeitraum Oktober 2014 bis September 2015 vor (PDF, englisch, 112 Seiten).

Der Forschungsbericht zeigt eine interessante historische Betrachtung, nämlich wie sich (unter anderem) die Risikoeinstufung von Handys und Mobilfunk-Sendemasten von 2002 bis 2015 entwickelt hat. Wurde das Risiko kleiner, größer oder blieb es unverändert? Es wurde aus Sicht des Forschungsrates nicht etwa größer, sondern zunehmend kleiner. Vieles, was vor 13 Jahren noch als Risiko galt, ist heute erforscht und hat seine Schrecken verloren. Ein nicht unbedingt zu erwartendes Ergebnis, immerhin sitzt in Schweden mit Lennart Hardell ein Wissenschaftler, der beinahe Jahr für Jahr vor intensivem Handygebrauch über lange Zeit warnt. Dabei sind dem SSM die Hardell-Hirntumorstudien durchaus bekannt, der Rat wertet diese Arbeiten nur ganz anders, als dies Hardell und organisierte Mobilfunkgegner gerne hätten. Dies dürfte mit einiger Sicherheit daran liegen, dass Hardell befangen ist und Mobilfunkgegnern wie Diagnose-Funk oder Bürgerwelle die Kompetenz fehlt, Studien fachlich richtig zu beurteilen.

Wer sich selbst ein Bild machen möchte, die historische Betrachtung findet auf den Seiten fünf bis neun des Forschungsberichts statt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Risiko, Forschungsbericht, Schweden, Forschungsrat, Risikoeinschätzung

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