Stimmen zur Einführung des Tetra-Digitalfunks (Allgemein)
H. Lamarr , München, Samstag, 27.08.2011, 20:06 (vor 4856 Tagen)
Das folgende Video ist zwar schon vom Dezember 2010, die darin auftauchenden Sterotypen sind aber nach wie vor aktuell. Da das Video mit knapp acht Minuten Dauer noch recht handlich ist, schlage ich vor, dass wir fehlerhafte oder schiefe Aussagen der einzelnen Akteure nach Lust und Laune herauspicken und kommentieren. Am besten mit Nennung der Stelle im Video (m:ss), damit sich jeder vom Original-Wortlut im Kontext überzeugen kann.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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TETRA
Elektrosmog hörbar gemacht
H. Lamarr , München, Samstag, 27.08.2011, 20:34 (vor 4856 Tagen) @ H. Lamarr
Bei 1:29 Minute fällt mir ein ziemlich werblich ins Bild gehaltenes Gerät auf, das ein Messgerät oder besser ein Elektrosmog-Detektor sein soll. In Deutschland ist mir dieses Gerätchen nie begegnet, wie der BR hierzulande an die Bilder herangekommen sein will ist mir schleierhaft, wahrscheinlich handelt es sich um ein Einspielung aus Großbritannien, die Sequenz ist ja auch in der Passage mit dem britischen Mobilfunkgegner Gerard Hyland eingebettet. Beim genaueren Hinsehen lässt sich der Text auf der Knatterbüchse erkennen, es handelt sich anscheinend um ein später nicht in Produktion gegangenes Labormuster, das die britischen Elektrosmog-Gegner von Powerwatch auf den Markt bringen wollten.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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Werbung, Hyland, Powerwatch
Elektrosmog hörbar gemacht
Kuddel, Samstag, 27.08.2011, 20:59 (vor 4856 Tagen) @ H. Lamarr
Das Geräusch aus der Knatterbox klang für mich eher nach GSM von einem Mobiltelefon...
Hubert Weiger fordert Unmögliches
H. Lamarr , München, Samstag, 27.08.2011, 21:20 (vor 4856 Tagen) @ H. Lamarr
Minute 2:50
Hubert Weiger, Vorsitzender Bund Naturschutz Bayern
"Die konkrete Forderung ist die, dass das Funksystem erst dann in Betrieb geht, wenn tatsächlich seine Unschädlichkeit dokumentiert wird durch die Untersuchungen des Bundesamtes für Strahlenschutz."
Auch Herr Weiger sollte mMn wissen, dass er eine unerfüllbare Forderung stellt. Eine Unschädlichkeit ist wissenschaftstheoretisch ebenso wenig beweisbar, wie es Herrn Weiger beispielsweise nicht gelingen kann, zu beweisen, er habe am 16. April 1987 im Ratskeller unter dem Münchener Rathaus keine Dampfnudel verspeist.
Bekanntlich lässt sich ein Risiko durch Forschung vom Verdacht der Schädlichkeit in Richtung Unschädlichkeit verschieben, auf Null wird man jedoch nie kommen. Süsswasser etwa, normalerweise lebensnotwendig, kann leicht tödliche Folgen haben, die niemand bestreiten wird, selbst wenn er schwimmen kann.
Ebenfalls verwunderlich aus meiner Sicht: Herr Weiger tut gerade so, als ob "Tetra" eine völlig unerforschte Funktechnik ist, die weltweit erstmals in Deutschland erprobt ist. Das ist Inseldenken. Tatsächlich ist Deutschland eines der letzten Länder Europas, das sich für einen digitalen Behördenfunk entschieden hat, andere Länder sind mit der Tetra-Einführung viele Jahre weiter. Und bis auf die üblichen Alarmmeldungen einiger Sendemastengegner gibt es keine Hinweise darauf, dass durch Tetra irgendjemand (nachweislich) zu schaden gekommen ist, weder ein Polizist mit Tetra-Funkgerät noch die Anwohner eines Tetra-Funkmasten.
Minute 3:11
Hubert Weiger, Vorsitzender Bund Naturschutz Bayern
"Die konkrete Forderung ist die, dass das Funksystem erst dann in Betrieb geht ... nach entsprechender gesellschaftlicher Debatte in unserem Lande, die ja bis jetzt nicht stattgefunden hat."
Gesellschaftliche Debatte über Behördenfunk? Vielleicht bin ich ja altmodisch, aber diese Form der Mitbestimmung halte ich für schädlich und lähmend. Die Bevölkerung ist bereits mit der Mobilfunkdebatte hoffnungslos überfordert, da zum sachkundigen Diskutieren der komplexen Zusammenhänge viel mehr nötig ist, als 30 Minuten Internetrecherche. Die Folgen sind mMn richtig übel, Populisten, selbsternannte Experten und Geschäftemacher dominieren die Debatte und geben sich dort als edle Helfer aus. Weiger redet Wutbürgern nach dem Mund, ein Behördenfunknetz kann und darf keiner Einmischung durch aufgehetzte Laien unterliegen. Es ist ja mühelos Zustimmung dafür zu ernten, jeder noch so kleinen echten wie vermeintlichen "Negativeinrichtung" den Bürgersegen aufzwingen zu wollen, wissend, dass das Land dann in Stagnation erstarren wird.
Kurz: Ich halte eine gesellschaftlicher Debatte über die Einführung von Tetra für noch viel überflüssiger als einen Kropf. Die wenigen ernst zu nehmenden Experten der Mobilfunkgegner haben in mehr als zehn Jahren keine stichhaltigen Belege liefern können, dass an den Behauptungen über die Schädlichkeit schwacher Funkfelder etwas dran ist, stattdessen sind Legionen an unqualifizierten Behauptungen Stück für Stüch widerlegt worden.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
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TETRA, Mob, Inkompetenz, Wutbürger, Populismus, Mitbestimmung, Bund-Naturschutz, Negativeinrichtung, Weiger, kommerzielle Interessen
Hubert Weiger fordert Unmögliches
Kuddel, Samstag, 27.08.2011, 21:41 (vor 4856 Tagen) @ H. Lamarr
Es fängt schon damit an, daß die ERP-Strahlungsleistung von Tetra- Basisstationen im Durchschnitt lediglich 25 Watt beträgt (im Vollausbau 100Watt ERP) (siehe hier PDF 4,3MB) . Das liegt daran, daß aufgrund der niedrigeren Frequenz um 400 MHz und der üblicherweise rundstrahlenden Antennencharakteristik keine hohen Antennengewinne realisierbar sind.
In dem Filmbeitrag regen sich die Leute über einen geplanten Funkmast von 50m Höhe in 120m Entfernung zum nächsten Einwohner auf.
Die zu erwartende Leistungsflußdichte beim betroffenen Anwohner dürfte schon das Salzburger Milliwatt deutlich unterschreiten.
In dem verlinkten Bericht zu Messungen an einer Tetra-Basisstation in NRW heißt es :
In 50 m Abstand zur Sendeanlage waren ortsabhängig noch Feldstärken bis über 1 V/m festzustellen, die ansonsten diesen Wert bereits unterschritten. In diesem Entfernungsbereich dominiert die (TETRA-)Sendeanlage aufgrund ihrer räumlichen Nähe die Gesamtimmission. In 500 m betrug die Feldstärke noch bis ca. 0,03V/m. Da die Feldstärken als Spitzenwerte gemessen wurden, sind im Netz lastabhängig etwas geringere Effektivwerte zu erwarten.
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BUND, Salzburg, Amateur, Leistungsflußdichte
BI-Sprecher behauptet gesundheitliche Gefährdung
H. Lamarr , München, Sonntag, 28.08.2011, 16:15 (vor 4855 Tagen) @ H. Lamarr
Minute 4:40
Sprecher einer Bürgerinitiative
"Das Problem ist ganz einfach, dass hier gesundheitliche Gefährdung da ist ..."
Diese Behauptung kann sich der Sprecher mit Sicherheit nur von den Alarmseiten im www gezogen haben, belegen kann er sie nicht, da es keine ernst zu nehmenden Hinweise für eine Gefährdung gibt.
Minute 5:00
Sprecher einer Bürgerinitiative
"Wir wollen hier nicht ein Großversuch werden, wir wollen gesund bleiben."
Wer will das nicht! Aus dem Mann spricht Angst. Nur, woher hat er die? Er hat sie aus Quellen, die Angst verbreiten, etwa das Buch "Mobilfunk - Ein Freilandversuch am Menschen". Keine einzige dieser Quellen kann jedoch belastbare Argumente vorbringen, die einer kritischen Prüfung standhalten. Wir versuchen hier im Forum nun schon seit Jahren und mit rund 50'000 Postings, vorgebrachte "besorgniserregende Fakten" so zu prüfen und zu hinterfragen, dass am Schluss nicht nur ein Häufchen rauchende Asche übrig bleibt. Bisher ohne Erfolg. Mir will kein einziges Argument der Sendemastengegner einfallen, das bei genauerer Betrachtung nicht bröselt und bröckelt.
Minute 5:02
Moderator fragt: "Hat man Sie am Anfang gefragt, ob Sie so einen Mast überhaupt wollen?"
Sprecher einer Bürgerinitiative
"Natürlich hat uns das keiner gesagt, wir sind also überrascht worden, das ist irgendwann mal ganz heimlich herausgekommen, und dann ist natürlich diese Bürgerinitiative gegründet worden."
Natürlich? Nein, natürlich ist das ganz und gar nicht, dass eine BI gegründet wird, nur weil ein BOS-Netz errichtet werden soll, um z.B. Rettungsdienste schneller und besser als bisher an einen Unfallort zu lotsen. Das ist aus meiner Sicht, der ich 16 Meter neben einem Funkmasten wohne, nicht natürlich, sondern ein ziemlicher Schmarrn, den der Mann da redet. Aber ich kann ihn verstehen, als ich mich damals selber im www schlau machen wollte und mich ahnungslos bei Bürgerwelle und Co. mit Alarmmeldungen vollsaugte, da wusste ich noch nicht, dass diese Debatte eine Inszenierung von Geschäftstüchtigen ist.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
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BI, Meinung, Angst, Mitbestimmung, Großversuch
BI-Sprecher Bursian spult sterotype Argumente ab
H. Lamarr , München, Sonntag, 28.08.2011, 17:43 (vor 4855 Tagen) @ H. Lamarr
Minute 3:56
Sprecher einer Bürgerinitiative (Joachim Bursian)
"Mir stinkt an diesem Mast, dass die Gesundheit von uns gefährdet ist, das ist das eine, dass die Technik 20 Jahre alt ist und total überholt, andere Länder führen's nicht ein, die Schweiz möchte es nicht, in England klagen Polizisten gegen den Staat, weil sie krank geworden sind - das ist der Hauptgrund."
Da frage ich mich: Woher weiß der Mann das alles? Oder anders gefragt: Würde er das alles auch dann berichten, wenn ihm sein Friseur dies beim letzten Haarschnitt brühwarm erzählt hätte? Und was unterscheidet einen Friseur von Bürgerwelle, Diagnose-Funk oder einer beliebigen anderen Alarmseite? Aus meiner Sicht gibt es da keinerlei Unterschied, Herr Bursian ist auf selbsternannte Experten wie Uli W. und Sigi Z. (der im Film auch vor Ort ist) abgefahren.
Schauen wir uns mal die Argumente an.
Tetra ist 20 Jahre alt. Ob diese Zahl stimmt, wage ich schon mal zu bezweifeln. Und selbst wenn: Und? Ich kann mich an keine Bürgerinitiative erinnern, die sich z.B. über ein veraltetes Pal-Farbfernsehsystem aufgeregt hätte. Dass ein solches System sich weltweit nicht von heute auf morgen einführen lässt, dürfte sowieso klar sein. Schon mein Vater sagte, kauf dir nie einen Neuwagen von der ersten Serie, warte, bis die Kinderkrankheiten beseitigt sind. Nee, tut mir leid, das Argument ist so zugkräftig wie eingeschlafen Füße.
Die Schweiz führt Tetra nicht ein. Stimmt. Die Schweiz hat "Tetrapol" eingeführt, das ist noch älter als Tetra und wie dieses ein Digitalfunksystem. Das war wohl nichts, Herr Bursian.
In England klagen Polizisten gegen den Staat weil sie krank geworden sind. Mensch, schauen Sie doch einmal genau hin! Dort klagen einige Polizisten aus einem einzigen Bezirk (Lancashire, seit 2000 erster britischer Tetra-Bezirk), aber nicht, weil sie sich von Tetra-Sendemasten bedroht sehen, sondern von ihren Tetra-Handys! Sehen Sie sich von Ihrem Handy bedroht, Herr Bursian? Wohl kaum. Gut so. Vor Sendemasten brauchen Sie sich nämlich erst recht nicht fürchten. Details dazu finden Sie <hier>, gut begründet und belastbar, weil von einem echten Experten.
Und was die ganze wilde Story mit den britischen Bobbies anbelangt, empfehle ich Ihnen diesen Strang hier: Tetra-Klagen in England: Geschichte einer Zeitungsente. Auch wir sind zwar nur eine von vielen Quellen im Internet, wir legen jedoch Wert auf Belege und glauben nicht alles, was uns andere verführerisch verzehrfertig auftischen.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –