Indymedia: Puzyna-Pamphlet ins Müllarchiv verschoben (Allgemein)

Ex-Mobilfunker, Montag, 15.03.2010, 18:10 (vor 5386 Tagen) @ H. Lamarr

Diese und ähnliche Diskussionen über die Diskreditierung von Personen und Institutionen im Internet, oder besser "Worldwide web", zeigen mMn deutlich auf, daß die Gesetzgebung massivst hinterherhinkt und die Moral (heute benutzt man lieber den Begriff "Ethik") nicht nur Federn gelassen hat, sondern nahezu tot ist.

Das Rotieren mit der "Faschismuskeule" setzt stets dann ein, wenn Sachargumente fehlen. Das Verlassen der Sachebene mag man in diesem Moment vielleicht als "Antifaschistischen Schutzwall" verstehen, aber Ziel der Keule ist es stets, den anderen öffentlich verletzen oder gar töten zu können. Der Nutzer der Faschismuskeule will sich und seine Anhänger öffentlich auf eine höhere moralische Ebene heben, so wie er den vermeintlichen Gegner herabwürdigt. Interessant hierbei ist allerdings, daß das europäische Ausland (auch Polen) und die USA/Kanada ein rechtsextremes Problem haben, während dieses Problem in Deutschland im Vergleich dazu sehr gering ist. Wer die Verfassungsschutzberichte der vergangenen 30 Jahre dazu liest, wird verstehen, was ich ausdrücken will.
Oder ein plakatives Beispiel aus Frankreich: Als Jean Marie le Pen als Vertreter der rechtsradikalen "Front nationale" in den 90ern bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich über 30 Prozent erhielt, ist niemand auf die Idee gekommen, Frankreich als "faschistisch" zu bezeichnen. Wählte man in der Bundesrepublik den Präsidenten direkt und ein Vertreter der NPD käme auf solch einen Wert, was wäre dann wohl los?
Ich persönlich jedenfalls bin stolz auf die Bundesrepublik Deutschland, deren Volk es stets geschafft hat, minimale rechtsradikale Erfolge (z.B. NPD 1961 bis 1968 in den Bundesländern, ebenso wie die Republikaner in den 80ern und 90ern) demokratisch ad absurdum zu führen. Bei uns spielen NPD, Republikaner, DVU, Neue Rechte etc. keine Rolle. Und noch nie saßen Rechtsradikale/ -extreme in der Bundesregierung. Unser Land hat ganz andere Probleme...

Obwohl es im Johannes-Evangelium so schön heisst: "Am Anfang war das Wort..." hat unsere "moderne" und "aufgeklärte" Gesellschaft es geschafft ein Medium zu entwickeln, in dem nahezu unbehelligt Menschen mit Worten getötet werden können... Hier wäre internationales politisches Handeln gefragt! Das Internet benötigt dringendst eine Art Presserat und eine internationale Gesetzgebung, die solche Ausuferungen justiziabel macht. Nationale Lösungen sind hier wenig hilfreich. Wir brauchen quasi einen D-Day für´s Internet.

Doch zum Abschluß meiner Gedankengänge ein positiver Hinweis: Sowohl beim Untergang der Nazidiktatur als auch des Kommunismus und vieler anderer totalitärer Systeme ist zumindest eine Parallelität äußerst auffallend: Je näher ihr Untergang kam, um so ausfallender, hasserfüllter und widerwärtiger wurden deren Propaganda und Durchsetzungsmittel. Es kann also nicht mehr lange dauern, bis nicht nur das Puzyna-Pamphlet, sondern so manch anderes im Müllarchiv der Geschichte verschwindet.

Tags:
Indymedia, Hass, Moral, Ethik


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