Dr. Mutter: Hoffnungslos veralteter Kenntnisstand (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 05.02.2009, 17:00 (vor 5789 Tagen) @ KlaKla

Teil 4: Todesursache, Schweiz 100 mal geringere Grenzwerte, Krebs Naila, Reflex DNA-Schäden, Freie Radikalen, Kopfschmerzen, Depressionen, Melatonin, Blutdruckerhöhung, Dunkelfeldmikroskop, Geldrollenbildung, passiv Telefonieren,
http://de.youtube.com/

Hätte ich doch bloß nicht reingeschaut ...

Ungefähr bei 7:30 Minuten tischt Dr. Mutter folgende Behauptung auf:

Achtung! Bis zu 10 Minuten nach Ihrem letzten Handy-Telefonat stehen Sie unter erhöhtem Unfallrisiko.

Er beruft sich dabei auf einen gewissen Dr. Colin Blackmore von der Universität Oxford und betont, die hohen Unfallzahlen wegen Handygebrauch während einer Autofahrt lägen an der Strahlung der Handys, nicht an der Ablenkung durch das Gespräch! Dr. Mutter vertritt damit zu 100 % die These von Dr. Scheiner.

Wie hier zuweilen angemerkt, hat vernünftige Mobilfunkkritik mehr mit Genauigkeit zu tun und weniger mit dem begierigen Aufsaugen flüchtig hingefetzter Alarmmeldungen. Fangen wir also an, die Behauptung von Dr. Mutter nachzuprüfen.

Als erstes fällt auf, dass ein Dr. Colin Blackmore im EMF-Portal unbekannt ist. Die weitere Suche fördert dann zutage, dass der Mann nicht Blackmore heißt, wie bei Mutters Präsentation, sondern Blakemore. Und den kennt das EMF-Portal, denn 2000 hat eben jener Blakemore, nein, keine Studie gemacht, sondern nur laut nachgedacht in Form eines Editorials (Kommentar) in der Zeitschrift BMJ. Titel: The health hazards of mobile phones. Dr. Mutter gibt also die Meinung eines britischen Physiologen wieder, präsentiert diese jedoch wie ein Studienergebnis. Aber es kommt noch viel schlimmer. Wie hier nachzulesen ist, musste Prof. Blakemore schon 1999 den Gang nach Kanossa antreten und seine Äußerungen über die Risiken von Mobiltelefonen öffentlich zurücknehmen. Er führt dort aus, er habe nach Handygebrauch nie Kopfschmerzen bekommen, er habe aber auch festgestellt, Handytelefonate wären ablenkend. Und dies sei ein guter Grund dafür, während der Fahrt nicht zu telefonieren. Blakemore sagt also das glatte Gegenteil von dem, was Dr. Mutter ihm in den Mund legt. Dieser Widerruf von Blakemore, er wurde von der Pressestelle der Universität Oxford herausgegeben, schließt mit der bemerkenswerten Feststellung: Anekdotisch geäußerte Eindrücke eines Wissenschaftlers sind nicht bedeutsamer als die von irgendjemand anderem.

Dass der Widerruf von Blakemore bereits stattfand noch bevor sein Editorial in der Zeitschrift BMJ erschien ist durch den langen Vorlauf zu erklären, der bei wissenschaftlichen Publikationen zwischen Manuskripteinreichung und Veröffentlichung liegen kann.

Die kleine Recherche, die ich hier gemacht habe, dauerte keine 10 Minuten, um nachprüfbare Fakten zu Blakemore zutage zu bringen, Fakten, die die Behauptung von Dr. Mutter wie ein Kartenhaus zusammenfallen lassen. Auch Dr. Mutter hätte diese Fakten mühelos recherchieren können, wenn er es denn gewollt hätte. Hat er aber nicht, vielmehr tischt er seinen Zuhörern lieber vermeintlich Brisantes auf, in Wahrheit Schnee von vor-vor-gestern, der dem Urheber der Information schon vor 9 Jahren peinlich geworden ist. Hoffentlich werden Dr. Mutter seine Hetz-Vorträge bald ebenso peinlich.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Unsinn, Fehler, Video, Panik, Überholt, Mutter, Blakemore, Vortrag, Alarmkritiker, freie Radikale, Aerztezirkel, Aufgewärmt, Autofahrt, Unfallrisiko


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