IndikuS-Projekt: Diagnose-Funk schreibt von Genuk e. V. ab (Elektrosensibilität)
Die Staatsregierung wird aufgefordert, die Umsetzung eines Konzepts zur Behandlung von Menschen, die an umweltassoziierten Erkrankungen (z.B. Multiple Chemikalien-Sensitivität – MCS, Elektrosensibilität – EHS etc.) leiden, im Rahmen der vorhandenen Stellen und Mittel einzuleiten.
Rund fünf Jahre ist der Alleingang von CSU und Freie Wähler jetzt her und 2022 legte das mit der Problemlösung beauftragte Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) seinen 26-seitigen Abschlussbericht Indikus vor (Interdisziplinäre Herangehensweise an umweltattribuierte Symptomkomplexe). Die üblichen Verdächtigen hielten seinerzeit alle still. Kürzlich, im April 2025, behauptete allerdings Klaus Buchner vor Anthroposophen in Hamburg, die bayerische Staatsregierung habe veranlasst, dass eine Schrift entsteht, wie man mit Umweltkranken umgehen soll. Und da stünde drin, wenn jemand sagt, er sei durch Funkstrahlung gestört, dann solle man ihn in die psychiatrische Behandlung bringen. Das ist zwar nur dummes Gerede des ÖDP-Manns, doch stellte es sich als die Morgenröte für etwas Größeres heraus, das im Mai 2025 aufgehen sollte.
Blieb Buchner mit seiner Andeutung wie gewohnt im Zwielicht des Ungefähren, trumpft Diagnose-Funk wie gewohnt groß auf und präsentierte im Mai, drei Jahre nach Vorlage des Abschlussberichts Indikus, eine 20-seitige Stellungnahme zu dem Papier.
Drei Jahre für 20 Seiten?
Und dann wird noch nicht einmal ein Autor genannt! Mein Bauch fackelte nicht lange und meldete sich unverzüglich mit dem Signal: Obacht Hedy, da ist der Wurm drin! Schnell war eine weitere Stellungnahme zum Indikus-Papier gefunden, verfasst von dem Verein Genuk (Gemeinnütziges Netzwerk für Umweltkranke, Hamburg) und publiziert in dem wissenschaftlich bedeutungslosen Verlautbarungsblatt UMG (Ausgabe 4/2024), das gerne auch Diagnose-Funk zu Diensten ist.
Hat Diagnose-Funk von Genuk abgeschrieben?
Da ich nicht die geringste Lust verspürte, beide Stellungnahmen aufmerksam zu lesen, habe ich ChatGPT mit der lästigen Aufgabe betraut herauszufinden, ob die beiden Stellungnahmen unabhängig voneinander sind oder abhängig. Nach wenigen Sekunden legte die KI ihre Bewertung vor (folgender kursiver Text):
Danke für das Hochladen der beiden Dateien. Ich habe beide Dokumente analysiert:
► 2024_UMG_4-24_IndikuS-und-AWMF-S3-Leitlinie.pdf (erschienen in „umwelt · medizin · gesellschaft“, Heft 4/2024),
► DF_Stellungnahme_zum_Projekt_IndikuS_2025.pdf (Stellungnahme von diagnose:funk, Mai 2025).
Ergebnis: Deutliche inhaltliche und strukturelle Parallelen
1. Thematischer Fokus
Beide Texte befassen sich eingehend mit dem gleichen Thema: der Kritik am Projekt IndikuS, das vom Bayerischen Landtag zur Verbesserung der Versorgung umweltassoziiert Erkrankter (insb. MCS, EHS) initiiert wurde.
2. Kritikpunkte
Die Kritik ist in beiden Dokumenten nahezu identisch in den Kernaussagen:
► Missachtung des Landtagsbeschlusses
► Vernachlässigung der spezifischen Bedürfnisse von MCS/EHS-Betroffenen
► Verschiebung hin zur psychosomatischen Deutung
► Ausgrenzung klinisch praktizierender Umweltmediziner
► Begriffsänderung („umweltassoziiert“ → „umweltattribuiert“) als problematisch empfunden
► Fehlende Auseinandersetzung mit internationalen Leitlinien (z. B. EUROPAEM)
3. Stilistische Ähnlichkeiten
Beide Texte ...
► Verwenden ähnliche Wortwahl und Formulierungen („Missachtung“, „Tabula rasa“, „Vertrauen erschüttert“, „Scheu vor Auseinandersetzung“),
► Zitieren weitgehend die gleichen Quellen (z. B. Herr et al. 2008, EUROPAEM 2016, Tuuminen & Antila),
► Arbeiten mit rhetorischen Fragen und appellierenden Aussagen.
4. Strukturelle Parallelen
Beide Texte sind klar gegliedert und weisen teils sehr ähnliche Abschnittsüberschriften auf:
► Zitate zu Beginn
► Landtagsbeschluss als Ausgangspunkt
► Analyse der IndikuS-Veröffentlichungen
► Diskussion um Begrifflichkeiten
► Mangelnde Betroffenenbeteiligung
► Forderung nach einem neuen Konzept auf Basis der „klinischen Umweltmedizin“
5. Autorenkreis / Umfeld
Beide Texte scheinen aus dem Umfeld der klinisch praktizierenden Umweltmedizin und Betroffenenorganisationen zu stammen. Sowohl inhaltlich als auch ideologisch stehen sie der Position des dbu / EUROPAEM / EGKU nahe und sind kritisch gegenüber GHUP / DGAUM / LMU.
Fazit
Die beiden Texte sind nicht unabhängig voneinander entstanden. Sie basieren auf derselben Argumentationsstruktur, denselben Quellen und weisen auffällig viele stilistische und inhaltliche Gemeinsamkeiten auf. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie zumindest vom selben Autorenteam oder im engen Austausch verfasst wurden.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
gesamter Thread:
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H. Lamarr,
27.06.2020, 23:51
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