Funklochkarte zeigt deutschlandweit alle Ausbaudefizite (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 03.08.2025, 00:30 (vor 1 Tag, 15 Stunden, 33 Min.)

Wie steht es beispielsweise um die Mobilfunkversorgung des Ortes Herrsching nahe Kloster Andechs? Um das herauszufinden, muss man sich nicht durch die Abdeckungskarten der vier in Deutschland lizenzierten Mobilfunknetzbetreiber graben. Einfacher geht es mit dem Mobilfunkmonitoring der BNetzA. Und schneller geht es, wenn in der Karte die weitgehend unbekannte Funktion "Gebiete mit Ausbaudefiziten" ausgewählt wird.

"Herrsching stellt seit 2011 keine Gemeindegrundstücke für Mobilfunkantennen zur Verfügung. Das gilt auch für die 5. Generation des Mobilfunks 5G". So steht es geschrieben auf der Website der am 8. April 2019 in Huglfing, Bayern, gegründeten "Bürgerinitiative für eine gesunde und zukunftsfähige Lebenswelt", die heute mehr tot als lebendig ist, erkennbar am schwachen Puls.

Herrsching auf den Zahn gefühlt

Doch wie ist das nun mit Herrsching? Ist dieser Ort möglicherweise wegen eines rückständigen Gemeinderates eine mobilfunkarme oder gar -freie Oase am Ufer des Ammersees? Als ich vor vier Wochen dort war, um mit einem Schiff nach Dießen überzusetzen, ist mit nichts Derartiges aufgefallen. Ob Herrsching tatsächlich kein Funkloch ist, lässt sich mit der Karte des BNetzA-Mobilfunkmonitorings mit nur zwei Schritten vom Sofa aus einfacher, besser und schneller feststellen (Bild 1). Was anschließend am Beispiel Herrsching gezeigt wird, gilt sinngemäß auch für jeden beliebigen anderen Ort in Deutschland.

Bild 1: Karte des BNetzA-Mobilfunkmonitorings unmittelbar nach dem Aufruf
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Bilder: Geobasis-DE / BKG (2024)

Schritt 1: Oben rechts mit einem Linksklick aufs Lupensymbol das Eingabefeld für Suchbegriffe aufrufen, dort Herrsching oder was auch immer eingeben und in der angezeigten Auswahlliste auf den gewünschten Eintrag (hier: Herrsching a. Ammersee) klicken. Dies führt dazu, dass die Karte stark auf Herrsching vergrößert und man nun sozusagen vor lauter Bäume den Wald nicht mehr erkennt (Bild 2). Aber keine Sorge, mit Schritt 2 wird die Darstellung gleich besser.

Bild 2: Wir sehen, dass wir fast nichts erkennen können
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Schritt 2: Jetzt auf den Pfeil des Pull-Down-Menüs "Mobilfunkabdeckung (Gesamt)" klicken und den Eintrag "Gebiete mit Ausbaudefizit" auswählen. Und schwups lässt sich auf der Karte etwas erkennen. Mit etwas Mühe auch Herrsching am Ammersee (in der Originalkarte besser zu erkennen). Mit den Plus-Minus-Symbolen im Karteneck links oben lässt sich der Darstellungsmaßstab beliebig verändern. Es empfiehlt sich ein etwas kleiner Maßstab, um wichtige lilafarbene Flecken in der Karte gut sichtbar zu machen (Bild 3). Und das war's dann auch schon.

Bild 3: Herrsching (Bildmitte) ist sehr gut mit Mobilfunk versorgt
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Und was bitte sehe ich nun?

Was zeigt die Karte jetzt an? Auf allen unbunten weißen Flächen ist Mobilfunk-Vollversorgung von derzeit 2G bis 5G gewährleistet. Und wir erkennen: Nein, meine Erfahrung in Herrsching hat mich nicht getäuscht, der Ort ist definitiv kein Funkloch, sondern gut versorgt. Welche Netzbetreiber die Versorgung gewährleisten, nur einer oder vielleicht alle, lässt sich in dieser Darstellung jedoch nicht ausmachen.

Die lilafarbenen Flecken in der Karte sind Flächen mit Ausbaudefiziten. Heißt im Klartext: Dort ist weder 4G noch 5G zu empfangen und daran wird sich in den kommenden zwölf Monaten höchstwahrscheinlich auch nichts ändern. Da 3G hierzulande schon Vergangenheit ist, bedeuten die lila Flecken: Hier ist nur 2G zu empfangen, also GSM900 oder GSM1800 oder beides. Die Funktion "Gebiete mit Ausbaudefizit" ist damit eine Art Funklochsucher speziell für Leute, die der Ansicht sind, sie würden 2G gut vertragen, nicht aber 4G oder 5G. Unsere Eva W. aus O. in M. wäre so jemand. Verkleinert man den Darstellungsmaßstab bis die Karte ganz Deutschland zeigt, lassen sich größere lila Flecken sehr einfach lokalisieren und gezielt genauer betrachten (Bild 4).

Bild 4: Noch jede Menge Funklöcher, hier im Süden der Republik
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Wer mag, kann sich tiefer in die Karte der BNetzA einarbeiten. So ganz einfach ist das nicht, da Intuition allein nur wenig ausrichten kann. Hilfreich ist die Anzeige der gewählten Filter. Und wenn man sich gar nicht mehr auskennt, was der Bildschirm einem momentan zeigt, dann empfiehlt es sich "Alle Filter zurücksetzen" anzuklicken, um einen neuen Anlauf zu starten.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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