Gigaherz-Jakob: Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 01.12.2021, 23:22 (vor 950 Tagen) @ H. Lamarr

Gigaherz-Jakob gibt wieder einmal den trommelnden Silberrücken und schreibt:

[...] Es ist aus und vorbei. Die schönen Schweizer Grenzwerte, die angeblich 10mal besser sein sollen als alle ausländischen, sind zu Gefährdungswerten auf hoher Stufe geworden. Neue Mobilfunk-Sendeanlagen dürfen nicht mehr bewilligt werden. Weitere Diskussionen erachten wir deshalb als überflüssig

Also jetzt mal langsam. Weil Meike Mevissen und David Schürmann Anfang 2021 eine Literaturstudie zu oxidativem Stress infolge EMF-Einwirkung vorgelegt haben, bläst der Gigaherz-Präsident Ende 2021 zum Abgesang auf die Schweizer Anlagegrenzwerte. Weil diese aus seiner Sicht wegen der Studie urplötzlich keine fürsorglichen Vorsorgewerte mehr sind, sondern grässliche "Gefährdungswerte".

Könnte man dem Ex-Elektriker Jakob glauben, hätten Mevissen und Schürmann mal eben schnell mit einer Literaturrecherche die weltbekannten Schweizer EMF-Vorsorgewerte aufs Schafott gebracht.

Könnte man dem Ex-Elektriker Jakob glauben, müsste diese reife Leistung der Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation (FSM) zur Ehre gereichen, denn Mevissen und Schürmann sitzen (derzeit) neben sechs anderen Wissenschaftlern im Wissenschaftlichen Ausschuss (WA) der FSM. Der WA hat unter anderem folgende Aufgaben und Kompetenzen: Ausarbeitung der Ausschreibung, Evaluation der eingehenden Projektanträge, Entscheid über die Vergabe der Forschungsmittel und bei Bedarf Beizug von externen Gutachtern sowie Vertretung der wissenschaftlichen Entscheide nach außen.

Aha, so ist das also.

Die beiden Jäger des oxidativen Stresses bringen ohne eigenes Zutun Gigaherz-Jakob zu seinem atemberaubenden Fehlschluss. Dass aber die FSM seine beiden Helden in ihren Reihen hat, honoriert er hingegen nicht. Im Gegenteil, seit anno Tobak stichelt er gegen die FSM und versucht die Stiftung als Erfüllungsgehilfen von böswilligen "Strombaronen" und der noch böswilligeren Mobilfunkindustrie in Misskredit zu bringen. Hier ein Beispiel mit typischer Argumentation vom Dezember 2019:

Die Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation FSM, welche am Bericht der bundesrätlichen Arbeitsgruppe massgebend mitgearbeitet habe, gehört nicht etwa der ETH, wie man laut Ausführungen im Gemeindebrief 3/19 der Swisscom und ASUT meinen könnte, sondern zu 99% den Schweizer Mobilfunkbetreibern, sowie deren Zulieferfirmen und der Swissgrid. Hier wird das in der Forschung verpönte Industriegeld in sauberes Sponsoring einer angeblich privaten Forschungsstiftung gewandelt und neu an verschiedene Forschergruppen verteilt. Doch nicht etwa gewaschen? Das gibt es doch nicht in unserer sauberen Schweiz.

Im Klartext: Publizieren Mevissen und Schürmann eine Literaturstudie, die oxidativem Stress durch EMF im Bereich der Anlagegrenzwerte ein mögliches Schädigungspotenzial bescheinigen, dann sind die beiden Wissenschaftler für ihn Helden. Sitzen die beiden jedoch im WA der FSM, sind sie für ihn Geldwäscher durchtriebener Industrien, um z.B. getürkte Forschungsergebnisse zu finanzieren.

Wer wissen möchte, wer die Sponsoren und Träger der FSM sind muss übrigens keine Schlapphüte in Marsch setzen oder Geheimakten studieren, sondern nur hier nachschlagen. Was Transparenz anbelangt können Gigaherz und alle anderen Anti-Mobilfunk-Vereine noch viel von der FSM lernen.

Der Widerspruch, dem Jakob unterliegt, ist offenkundig. Gegen Widersprüche hat sich Pippi Langstrumpf aus Schwarzenburg allerdings längst immunisiert, in seiner Welt, die er sich gemacht hat, wie sie ihm gefällt, gibt es keine selbst fabrizierten Widersprüche. Der ehemalige belgische Politiker Paul-Henri Spaak, einer der Gründerväter der EU, formulierte das einst etwas knackiger: Dummheit ist die sonderbarste aller Krankheiten. Der Kranke leidet niemals unter ihr. Andere schon.

Dass Hans-U. Jakob durchaus zu Danksagungen fähig ist, sogar zu äußerst Untertänigen, wenn auch nicht gegenüber der FSM, dokumentierte er im Januar 2021 mit einer ebensolchen:

Unsere Dankbarkeit an Prof. Dr. Franz Adlkofer [...] für sein hartnäckiges 12 Jahre langes Durchhalten, ist so gross, dass diese hier kaum in Worte gefasst werden kann. Für uns ein grosser, unvergesslicher Mann in der Weltgeschichte.

Warum ich das erwähne? Weil Franz Adlkofer, bevor er den Gigaherz-Präsidenten glücklich machte, rd. 20 Jahre im Dienst der deutschen Tabakindustrie stand und seine vermeintlich weiße Weste mit Nikotinflecken übersät ist. Noch ein Widerspruch, ohne Frage. Doch wieder nicht für Jakob den Dankbaren, der sich mutmaßlich selbst mit dem Teufel einlassen würde, wäre der überzeugter Mobilfunkgegner.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum