5G-Antennen: Warum strenge Grenzwerte zum Problem werden (Technik)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 25.04.2021, 23:01 (vor 1281 Tagen) @ H. Lamarr

Jakobs Meisterstück in 5G-Desinformation lieferte er am 25. Juli 2018 mit seinem Beitrag ab:

Dringende Warnung vor 5G
[...]
Jakobs oben verlinkten Beitrag muss man zur Vorbereitung nicht lesen, es genügt schon, sich die Grafiken kurz anzuschauen. So geübt kann man sich jetzt Törneviks Original-Präsentation zuwenden:

Impact of EMF limits on 5G networkroll-out

Törnevik verfasste 2017 die oben verlinkte Präsentation. Auf den Seiten 7 bis 9 zeigt er thematisch zusammenhängende Grafiken, mit denen er für einen 5G-Funkmasten auf dem Flachdach eines Hochhauses zeigen möchte, wie sich die Sicherheitsabstände (Exclusion Zone) verändern, wenn nicht die Icnirp-Grenzwerte gelten, sondern 10-mal und 100-mal strengere Grenzwerte (bezogen auf Leistungsdichte). Simple Logik sagt einem: Je strenger die Grenzwerte, desto größer müssen die Sicherheitsabstände zu den Antennen werden.

Der Funkmast trägt drei 3,5-GHz-Sektorantennen und eine 28-GHz-Kleinzellenrichtantenne (Ericsson AIR 5121), die mit 512 Elementarantennen acht Beams erzeugen kann (siehe Seite 3 von Törneviks Präsentation).

Als Referenzszenario zeigt Törnevik auf Seite 7 die Situation, wenn der geltende Icnirp-Grenzwert 10 W/m² zum Tragen kommt. Einen Screenshot dieser Seite habe ich mir erspart, wichtig ist nur zu wissen, die Referenz-Grafik zeigt grün-gelb eingefärbt die horizontale und vertikale Verbotszone für Menschen mit den Antennen im Zentrum.

Ein Betrieb des Funkmasten auf dem Dach ist mit dem Icnirp-Grenzwert zulässig, der horizontale Sicherheitsabstand ragt nur wenig über das Flachdach hinaus und der vertikale Sicherheitsabstand ist klein genug, so dass das oberste Stockwerk nicht in diesen hineinragt.

Noch alles klar? Gut, dann weiter ...

Der folgende Screenshot von Seite 8 zeigt die Situation, wenn nicht der Icnirp-Grenzwert gilt, sondern der 10-mal strengere Werte 1 W/m².

Bild 1: Verbotszone um einen 5G-Sendemast, wenn der Grenzwert 1 W/m² beträgt

[image]

Die Verbotszone für Menschen ist hier blau eingefärbt und ersichtlich in vertikaler Richtung so groß, dass die oberen Stockwerte des Hochhauses in sie hinein ragen. Törneviks Kommentar zu diesem Szenario: "Size of exclusion zone makes 5G network roll-out very challenging".

Wer genau hinschaut erkennt im Zentrum der großen blauen Verbotszone zum Vergleich die kleine gelb-grüne Verbotszone, die mit dem Icnirp-Grenzwert 10 W/m² gelten würde. Der Unterschied ist erheblich.

Noch viel größer ist der Unterschied wenn anstelle des Icnirp-Grenzwerts nur 0,1 W/m² zulässig sind (entspricht Anlagegrenzwert in der Schweiz) wie folgender Screenshot zeigt:

Bild 2: Verbotszone um einen 5G-Sendemast, wenn der Grenzwert 0,1 W/m² beträgt

[image]

Törneviks Kommentar hierzu bedarf keiner weiteren Erklärung: "Size of exclusion zonemakes 5G network roll-out a major problem or impossible".

So weit, so gut

Und hier nun, wie Gigaherz-Jakob obiges Bild 2 fröhlich uminterpretiert ...

[image]

Jakobs Text zu dem Bild ignoriert komplett, was Törnevik zum Ausdruck bringen wollte. Stattdessen schwelgt der Ex-Elektriker in unsinnigen oder belanglosen Angaben:

[...] Zeigt den selben 28GHz-Rundstrahler für weitere Distanzen in einer blauen Zone. Abnehmend von 60V/m bis auf 6V/m.
In 20m werden es noch 30V/m und in 40m noch 15V/m und in 80m noch 7.5V/m sein. Der Schweizer Anlage-Grenzwert von 6V/m für Frequenzen >1.8GHz wird erst bei einer Distanz von 115m eingehalten. Das E-feld wird dort eine Höhe von 70m aufweisen. Das heisst die Höhe eines 24-stöckigen Hochhauses.

Den 28-GHz-Rundstrahler :-), der mit 250 Keulen ringsum auf arglose Eidgenossen eindrischt, ist ein Produkt von Jakobs Fantasie. Nicht grundfalsch jedoch völlig überflüssig sind seine Feldstärkeangaben innerhalb der Verbotszone. Was Jakob hingegen nicht beachtet hat ist Törneviks Hinweis, dass sich seine Grafiken nicht auf die theoretische Maximalleistung der Antennen beziehen, sondern auf die tatsächliche. Jakob verschenkt damit etliche Dezibel an Alarmlautstärke :-).

Gemäß Törnevik ist die tatsächliche Maximalleistung einer smarten 5G-Antenne kleiner als deren theoretische Maximalleistung, weil ...

► die gesamte Leistung nicht minutenlang in nur eine Richtung ausgestrahlt wird
► 100 Prozent Kapazitätsauslastung unwahrscheinlich sind
► Zeitmultiplex die Befeldungsdauer verkürzt

Statistische Betrachtungen hätten ergeben, die tatsächliche Maximalleistung einer smarten 5G-Antenne erreiche etwa 25 Prozent von deren theoretischer Maximalleistung. Die theoretische Maximalleistung (und damit theoretische Maximalimmission) wird erreicht, wenn sich die Maximalleistung einer Antenne in einem einzigen Beam konzentriert.

Wenn ich mich recht entsinne, rechnet Jakob stets (falsch) mit der theoretischen Maximalleistung, die er sich aus den Standortdatenblättern beschafft.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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