Kinderkrebs: Desinformation durch überzeugte Elektrosensible (Allgemein)
Eine überzeugte Elektrosensible verweist in einem Posting bei hese darauf, Krebs-Erkrankungen bei Kindern nähmen dramatisch zu. Quelle der Botschaft ist nicht etwa das statistische Bundesamt, sondern der Bericht eines Naturheilportals. Das macht die Sache schon verdächtig. Die vermeintliche Quelle ist dann jedoch nur eine Sekundärquelle, die von dieser Primärquelle in Großbritannien abgeschrieben hat.
Gemäß dem Deutschen Kinderkrebsregister nimmt die Anzahl der Neuerkrankungen bei Kindern (auf niedrigem Niveau) tatsächlich zu. Gegenwärtig erkranken pro 1 Mio. Einwohner in Deutschland etwa 160 Kinder jährlich neu an Krebs, 1990 waren es etwa 140 Kinder. Daraus einen Zusammenhang mit Mobilfunk zu konstruieren, wie die "Elektrosensible" es tut, ist jedoch abwegig, weil dieser Trend nicht etwa verzögert mit dem Aufkommen des Handys (ab 1992) eingesetzt hat, sondern seit etwa 1980 beobachtet wird (weiter reicht die Statistik nicht in die Vergangenheit). Dies lässt sich dem aktuellen Jahresbericht des Kinderkrebsregisters entnehmen.
Ich halte die öffentliche Panikmache der "Elektrosensiblen" für unqualifiziert und verantwortungslos. Leider muss ich dies der Schreiberin regelmäßig sagen, sie ist von ihrem gefühlten Leiden restlos überzeugt und daher lernresistent. Gut ist an ihrer Verlautbarung nur eines: Das ausgewählte Publikationsorgan ist bedeutungslos, der Schneesturm der Panik findet im Wasserglas statt.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –