Interview mit der Angst (Allgemein)

Gast, Freitag, 11.03.2016, 21:42 (vor 3128 Tagen)

Roland: Hallo Angst, du ‚trübe Tüte’, darf ich „du“ zu dir sagen?
Angst: Gerne!
Roland: Warum bist du eigentlich der Feind für viele Menschen?
Angst: Verstehe ich auch nicht. Ich komme ja, um den Menschen zu helfen.
Roland: Warum kommst du zu uns Menschen?
Angst: Ganz einfach: alle, zu denen ich gekommen bin, haben mich gerufen. Ich bin sozusagen ein Blockiersystem mit guten Absichten.
Roland: Du meinst, sie sollen innehalten und sich Gedanken machen über ihr Leben?
Angst: Ja, genau!
Roland: Hm... über was genau sollen sie sich Gedanken machen?
Angst: Nun – die meisten haben ja Beschwerden körperlicher oder seelischer Art. Ich möchte anregen zu überlegen, woher diese Beschwerden kommen, welche Symptome die logischen Folgen von z.B. Lebensgewohnheiten sind.
Roland: Ich habe über dich gelernt, dass du von Angst auslösenden Gedanken herbeigerufen wirst und dass so genannte Katastrophengedanken dich noch ärger wüten lassen!?
Angst: Stimmt! Nur – was euch so super gelingt, ist die bildliche Vorstellung negativer Geschehnisse. Ich wäre sehr zufrieden, wenn euch das auch im Positiven gelingen würde. Ich hätte dann keine Chance...
Roland: Hm... mir dämmert: du bist also nur eine logische Folge einer oft gedachten negativen Gedankenkette?!
Angst: Absolut richtig! Wenn du dir jeden Tag immer wieder sagst: „ich bin zu dick, zu alt, meine Haare werden grau und grauer, mein Geld reicht nicht, den Chef könnte ich auf den Mond schießen, der Sprit wird immer teurer und bis ich in Pension gehe, habe ich nur noch eine Minimalrente“..., dann fühlst du dich genau wie du denkst: nämlich dunkelgrau.
Roland: Was kann ich tun?
Angst: Du musst den positiven Gegenspieler einwechseln, wenn du merkst, dass du auf dem Negativtrip bist. Du kannst „Stopp“sagen! „Bis hierhin und nicht weiter!“
Roland: Wer sind denn die positiven Gegenspieler?
Angst: Lachen, Freude empfinden, sich seiner sicher sein, Zufriedenheit, Vertrauen, Geborgenheit im Fluss des Lebens, nicht zu viel erwarten, genießen, leben ... insgesamt die Messlatte für sich selbst ein wenig tiefer hängen.
Roland: Du quälst die, die dir nicht zuhören, mitunter ganz schön?
Angst: Das muss so sein. Stell dir vor, jemand hört dich nicht, obwohl du dich bemerkbar machst; dann musst du lauter reden.
Roland: Das heißt, du wirst umso ‚gemeiner’, je weniger die Leute auf dich hören?
Angst: Ja, ich will eine Bestandsaufnahme ihres Lebens. Ich bin der Prüfstein, ob sie so weiterleben möchten oder ihrem Denken und Tun eine andere Richtung geben möchten. Nicht falsch verstehen: es geht ums Leben! Die Betonung liegt auf ‚so’.
Roland: Wäre es nicht besser, ihm/ihr zu sagen, ‚was’ er/sie nachholen müsste?
Angst: Erstens zählt der Prophet nichts im eigenen Land und zweitens ‚sitzen’ Dinge, die du dir selbst erarbeitest, wie ein Maßanzug.
Roland: Ich befürchte: einige deiner Antworten werden meine Leser/innen nicht verstehen ...
Angst: Falsch formuliert: früher oder später alle!
Roland: Danke für dieses Gespräch, das war sehr aufschlussreich ...
Angst: Keine Ursache. Du weißt doch: ich bin immer für dich da!

Roland Rosinus und Marlies Wank

Erschienen in: http://www.shz-muenchen.de/fileadmin/shz/downloads/einBlick/einblick-1-2016-web.pdf

Tags:
Angst, Interview, Prüfstein


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